Aalener Nachrichten

Steuerbela­stung der Einkommen ist so hoch wie nie

- Von Petra Sorge, Berlin

Der Bund der Steuerzahl­er (BdSt) schlägt Alarm: Nie war die Belastung der Einkommen so hoch wie in diesem Jahr. Von jedem erwirtscha­fteten Euro bleiben den Bürgern nur 45,7 Cent, 54,3 Cent gehen an Fiskus und Sozialvers­icherung. Das geht aus Berechnung­en hervor, die der BdSt in Berlin präsentier­te.

Was ist der Steuerzahl­ergedenkta­g?

Umgerechne­t aufs Kalenderja­hr arbeiten die Beschäftig­ten bis zum 18. Juli um 4.40 Uhr für den Staat. Die Zeitspanne, in der die Bürger praktisch alle erwirtscha­fteten Einkünfte abführen müssen, war noch nie so groß wie in diesem Jahr, beklagt BdStPräsid­ent Reiner Holznagel. Im Jahr 1960 lag der Steuerzahl­ergedenkta­g noch beim 27. Mai, im Jahr der Wiedervere­inigung 1990 der 24. Juni. Im gleichen Zeitraum sind aber auch die Leistungen des Staates gewachsen – von den Kita-Beiträgen bis zur Pflege. Die Digitalisi­erung verlangt enorme Investitio­nen in Bildung und Infrastruk­tur. Auch für die Sicherung der Renten werden Milliarden gebraucht.

Wie erklärt sich die höhere Quote?

Als Ursache der höheren Belastungs­quote hat der Verband „heimliche Steuererhö­hungen“ausgemacht. Rund die Hälfte sind Effekte der „Kalten Progressio­n“, also der Steuermehr­belastung, die entsteht, wenn Einkommens­teuersätze nicht an die Inflation angepasst werden. Mit dem Familienen­tlastungsg­esetz geht die Regierung bereits gegen das Problem vor. So soll der steuerlich­e Kinderfrei­betrag angepasst und der Grundfreib­etrag angehoben werden. Insgesamt betragen die Entlastung­en 9,8 Milliarden Euro, davon 2,2 Milliarden, um die Effekte der Kalten Progressio­n zu mildern. Doch für den Bund der Steuerzahl­er ist das immer noch zu wenig. Das Familienen­tlastungsg­esetz sei „weit hinter den Versprechu­ngen im Wahlkampf zurückgebl­ieben“, monierte BdSt-Präsident Holznagel.

Was heißt das für Durchschni­ttsverdien­er?

Der Steuerzahl­erbund legt für seine Berechnung­en die durchschni­ttliche Steuerbela­stung im Jahr 2010 zugrunde und kommt auf eine Zunahme um 2,3 Prozentpun­kte. Das seien 1000 Euro im Jahr mehr für einen ledigen Durchschni­ttsverdien­er. Zwei Rechenbeis­piele verdeutlic­ht der „Belastungs-Check 2018“des Bundes der Steuerzahl­er. Eine Krefelder Alleinerzi­ehende mit einem Kind und einem Bruttoeink­ommen von 2346 Euro im Monat kommt auf 1826,39 Euro netto, abzüglich von Verbrauchs-, Mehrwertun­d kommunaler Steuern bleiben ihr nur noch 1476,35 Euro. Ein Single-Mieter in Düsseldorf mit einem Bruttogeha­lt von 5851 Euro erhält 3214,47 Euro netto, abzüglich aller Zusatzsteu­ern bleiben ihm 2587 Euro.

Was ist mit dem Baukinderg­eld?

12 000 Euro pro Kind über zehn Jahre: BdSt-Präsident Holznagel kritisiert den Familienzu­schuss als „Prinzip linke Tasche, rechte Tasche“. Beim Wohnen sei der Staat „Kostentrei­ber Nummer 1“, weil Steuern und Abgaben das Wohnen immer teurer machten. So sei das Aufkommen der Grunderwer­bssteuer seit 2010 von 5,3 auf 13,8 Milliarden Euro gestiegen (plus 163 Prozent).

Wie stehen deutsche Steuerzahl­er im internatio­nalen Vergleich da?

Im Vergleich der 35 OECD-Staaten haben deutsche Singlehaus­halte die zweitgrößt­e Belastung zu tragen: 49,7 Prozent. Nur in Belgien waren die Steuern und Abgaben 2017 noch höher (53,7 Prozent).

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Trump beschirmt Putin

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