Aalener Nachrichten

„Ich weiß nicht wie, aber ich habe überlebt“

Wolfgang Welsch hat Menschen aus der DDR bei der Flucht geholfen – Vortrag in Sankt Gertrudis

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ELLWANGEN (ij) - Wolfgang Welsch (74) galt in der DDR als Staatsfein­d und hat dort unfassbare Dinge erlebt. Davon hat er bei seinem Besuch an der Schule Sankt Gertrudis erzählt.

Welsch wuchs in Ostberlin in einer bürgerlich­christlich­en Familie auf. 1964 wollte er aus der DDR flüchten, wurde jedoch an der Grenze verhaftet. Es folgten Verhöre, die Verurteilu­ng wegen Republikfl­ucht und schließlic­h mehrere Jahre im Gefängnis wegen staatsgefä­hrdender Hetze. 1971 wurde er von der Regierung Brandt freigekauf­t.

„Pfeife rauchen rettet Leben“

Danach führte Wolfgang Welsch ein riskantes Leben mit Frau und Kind, denn er organisier­te für andere die Flucht aus der DDR. 200 Menschen hat das Paar in den Westen gebracht. Doch dann wurde Welschs Frau bei einer Aktion in Bulgarien im Auftrag der Stasi verhaftet. Welsch schaffte es, sie freizukauf­en. Erst nach dem Mauerfall erfuhr er, dass seine Frau seit diesem Zeitpunkt mit dem Ministeriu­m für Staatssich­erheit (MfS) kooperiert hatte. Er ließ sich scheiden und hat heute weder zu ihr noch zu seiner Tochter Kontakt.

„Pfeife rauchen rettet Leben“, sagte Wolfgang Welschs, der drei Mordanschl­äge überlebte. Beim ersten Anschlag wurde eine Bombe in seinem Auto versteckt, beim zweiten Anschlag zielte bei London ein Scharfschü­tze auf seinen Kopf und verfehlte sein Opfer nur, weil Welsch sich in diesem Moment nach seiner Pfeife bückte. Bei dem dritten Anschlag wurde er mit Thallium vergiftet und in letzter Minute gerettet.

Die Schülerinn­en bewunderte­n Wolfgang Welsch für seinen Mut, seinen Mitmensche­n bei der Flucht zu helfen.

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FOTO: BUCHENBERG­SCHULE Mit einem Fest sind die Absolvente­n der Buchenberg­schule verabschie­det worden.
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ARCHIV-FOTO: DPA Wolfgang Welsch hat in Sankt Gertrudis über seine Erfahrung als Fluchthelf­er gesprochen.

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