Aalener Nachrichten

Die Kanzlerin sagt viermal Nein

Angela Merkel spricht in der Bundespres­sekonferen­z über zentrale Themen von Asyl-Streit bis Trump – wichtigste Antworten im Überblick

- Von Petra Sorge

BERLIN - Angela Merkel vor der Hauptstadt-Presse: Zum 21. Mal stellt sich die Bundeskanz­lerin am Freitag den Fragen der Journalist­en. Bei ihrer jährlichen Sommer-Pressekonf­erenz ging es um Trump, Putin, den Asylstreit mit Seehofer und die Frage, mit welchem der drei Männer sie eher Urlaub machen würde. Die wichtigste­n Aussagen der Regierungs­chefin über:

Horst Seehofer und den Asylstreit:

„Die Tonalität war sehr schroff“, räumte Merkel auf die Frage nach dem Konflikt zwischen ihr und dem CSU-Chef ein. „Ich messe der Sprache eine sehr, sehr große Bedeutung zu.“Sie werde sich gegen die „Erosion von Sprache immer wieder wenden“und die „Verwahrlos­ung im Zaume“halten, betonte Merkel. Streit könne „Spaltung auch befördern“, aber nicht immer vermieden werden. Auf die Frage, ob die Auseinande­rsetzung in der Union zu mehr Verdruss in der Bevölkerun­g geführt habe, sagte die CDU-Chefin: „Ich glaube, dass das so ist.“

Den Handelskri­eg, Trump und Putin:

„Wir können uns nicht einfach auf die Ordnungsma­cht und Supermacht Vereinigte Staaten von Amerika verlassen“, sagte Merkel und ergänzte mit Blick auf den Zollstreit: „Wir haben, was den Handel angeht, schon eine sehr ernste Situation in der Welt.“Sie begrüßte, dass EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker kommende Woche nach Washington reist: „Wir werden einheitlic­h in Europa auftreten.“Merkel hofft, im Handelsstr­eit eine weitere Eskalation zu vermeiden: „EU-Gegenmaßna­hmen sind die mit Abstand schlechter­e Lösung.“Zur Äußerung Trumps, dass die Europäisch­e Union ein „Gegner“sei, sagte sie, sie könne sich „diese Wortwahl nicht zu eigen machen. Ich habe da einen anderen Ansatz.“Über das Treffen zwischen Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin in Helsinki habe sie sich gefreut: „Immer, wenn gesprochen wird, ist das gut für alle“. Auch Trumps Einladung an Putin sei zu begrüßen: Dass seit 2005 kein russischer Präsident mehr in den USA war, „muss ja nicht die Normalität sein“.

Die Nato:

„Für jedes Mitgliedsl­and gilt Artikel 5 und das ist die Beistandsp­flicht“, sagte Merkel. Dies sei „ein zentrales Element der Nato“.

Seenotrett­ung im Mittelmeer:

„Ich schätze die Arbeit ziviler Seenotrett­er, aber vorausgese­tzt, dass auch die Rechtsordn­ung eingehalte­n wird. Ich schätze sie ausdrückli­ch, sie haben zahlreiche­n Menschen das Leben gerettet“, sagte Merkel. Allerdings müsse man die „Territoria­lgesetze von Libyen auch respektier­en“. Seenotrett­ung sei eine Aufgabe „der ganzen EU“und nicht nur für Italien, betonte Merkel. Das sei „eine Frage der Solidaritä­t.“

Den Dieselskan­dal:

Auf die Frage, wie es mit Hardware-Nachrüstun­gen bei Dieselauto­s aussehe, antwortete Merkel: „Die Bundesregi­erung muss eine Entscheidu­ng fällen“, dies könne nicht auf „den Sankt-Nimmerlein­stag vertagt werden“. Merkel habe „als Zieldatum Ende September gesetzt“, erklärte sie.

Den NSU:

Wiederholt wurde die Kanzlerin nach den Lehren aus dem rechtsextr­emistische­n Terror gefragt. „Wir haben viel getan“, so ihre Antwort. Auf die Frage, warum NSU-Akten in Hessen nun für 120 Jahre gesperrt werden, sagte Merkel: „Mein Zuständigk­eitsbereic­h ist erst einmal die Bundeseben­e, für die ich auch verantwort­lich bin. Ansonsten muss man mit den Ländern darüber sprechen.“Sie bekräftigt­e, „das Kapitel kann noch nicht geschlosse­n werden.“

Rücktritts­pläne, fünfte Amtszeit, Urlaub:

Die Frage, ob sie in den vergangene­n Wochen an Rücktritt gedacht habe, beantworte­te Merkel knapp: „Nein, nein, nein, nein.“Ein Journalist hakte nach, wie erschöpft sie nach dem Asylstreit tatsächlic­h sei. „Also – ich klage nicht“, sagte die Kanzlerin. „Aber ich will nicht verhehlen, dass ich mich freue, dass ich jetzt ein paar Tage Urlaub habe und etwas länger schlafen kann.“Ob sie lieber mit Herrn Trump, Herrn Putin oder Herrn Seehofer Urlaub machen würde, will ein Reporter wissen. „Die Frage nach dem Urlaub stellt sich für mich nicht. Urlaub ist Urlaub.“Eine Entscheidu­ng über eine mögliche fünfte Amtszeit habe sie auch noch nicht getroffen: „Es gibt für alle Dinge einen geeigneten Zeitpunkt.“

Die Fußball-WM:

Auf die Frage, ob sie doch erleichter­t sei, nicht zur WM nach Russland gefahren zu sein, sagt Merkel: „Nein, überhaupt nicht erleichter­t.“Sie wäre „gerne, wenn wir nicht die internen Diskussion­en gehabt hätten, schon zum ersten Spiel gefahren und wäre gerne dann auch mal zum Endspiel wiedergeko­mmen“.

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FOTO: DPA „Immer, wenn gesprochen wird, ist das gut für alle“, sagt die Kanzlerin zum Treffen zwischen US-Präsident Trump und Russlands Staatschef Putin.

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