Die Meilensteine der Entwicklung
Empfang für eine Delegation aus Mosambik um den ehemaligen Staatspräsidenten Joaquim Chissano
AALEN - In wenigen Tagen kann Aalen Geschichte schreiben: Wenn sich der Gemeinderat am Mittwoch für den Freundschaftsvertrag mit Vilankulo entscheidet, ist Aalen Deutschlands erste Stadt, die Bande mit einer mosambikanischen Stadt knüpft. Wie wichtig eine solche Verbindung für die Zukunft Deutschlands und Mosambiks ist, haben Oberbürgermeister Thilo Rentschler, Staatssekretär Norbert Barthle und eine Delegation um Mosambiks ehemaligen Staatspräsidenten Joaquim Chissano am Freitag bekräftigt.
Freundschaften, wie die zwischen Aalen und Vilankulo, „sind Meilensteine in der Entwicklung von Ländern“, sagt Amuji Suleimane Esep. Der frühere Bürgermeister Vilankulos sitzt im siebten Stock des Aalener Rathauses, wo Oberbürgermeister Thilo Rentschler die Delegation aus Mosambik empfangen hat. „Ich appelliere an den Gemeinderat, die Initiative zu unterstützen. In Vilankulo wurde der Vertrag bereits ratifiziert“, sagt er und hofft, dass zwischen den Städten eine enge Freundschaft entsteht. Eine, wie die zwischen dem aus Aalen stammenden Honorargeneralkonsul der Republik Mosambik, Siegfried Lingel, und dem ehemaligen mosambikanischen Staatspräsidenten Joaquim Chissano, der wie Botschafter Amadeu da Conceicao, Aires Ali (früherer Premierminister Mosambiks) oder der ehemalige Außenminister Leonardo Simao nach Aalen gereist ist, um Lingels 80. Geburtstag am Samstag zu feiern.
Wenige Kilometer zwischen den Kontinenten
Nach wie vor ist Lingel treibende Kraft, nicht nur, wenn es um den Freundschaftsvertrag, sondern auch, wenn es um die Zukunft Mosambiks geht. Als er vor 25 Jahren erstmals in Mosambik war, „habe ich gleich erkannt, wo die Probleme liegen“, sagt Lingel und meint die Bildung, die in Mosambik – einem der ärmsten Länder der Welt – im Argen liegt.
Eben hier will Aalen ansetzen, sich mit Wissen, Bildung und Ausbildung engagieren. Womit sie nicht alleine ist: Stadtrat Claus Albrecht, die Firma Mapal, die Aalener Hochschule und weitere bringen sich ein. „Könnte uns etwas Besseres passieren? Das ist doch ein toller Start!“, sagt Lingel, der sich über die finanzielle Unterstützung vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) freut. Auch für BMZ-Staatssekretär Norbert Barthle birgt Afrika riesige Chancen für Europa, zumal nur wenige Kilometer Mittelmeer zwischen den Kontinenten liegen. „Die Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene ist deshalb eminent wichtig“, sagt Barthle, dessen Ministerium für kleine Projekte bis zu 20 000, für große Projekte bis zu 500 000 Euro übrig hat.
Starke Beziehungen zwischen Menschen und Gemeinden
Doch im Mittelpunkt der Freundschaft stehen nicht Geldscheine, sondern Menschen. Für Aalens Oberbürgermeister Rentschler ist das „nachhaltige Wirken von Mensch zu Mensch, von Kommune zu Kommune“das Ziel. Damit ist er auf einer Wellenlänge mit dem ehemaligen Staatspräsidenten Mosambiks, Joaquim Alberto Chissano. „Ich schätze besonders die Beziehungen zwischen Menschen und Gemeinden, die oft stärker sind als die von Ländern“, sagt der Staatsmann, der gerade noch in Kuba war, wo er den amtierenden Staatspräsidenten Filipe Nyusi vertrat. Nun sitzt er in Aalen neben Rentschler und dankt für das deutsche Engagement in seinem Heimatland. „Besonders erfreulich sind die Gebiete der Zusammenarbeit: Tourismus, Ausbildung, IT und Technik.“
„Globalisierung bedeutet Kooperation statt Abgrenzung“
Technik und IT – es sind die Anknüpfungspunkte für Mapal und die Hochschule. „Hochschulen stehen für Weltoffenheit“, sagt Aalens Hochschulrektor Gerhard Schneider und glaubt, dass Kommunen sich weiter in Sachen Globalisierung anstrengen müssen. „Denn Globalisierung bedeutet Kooperation statt Abgrenzung.“Eine solche Zusammenarbeit geht die Aalener Hochschule nun mit ihrem mosambikanischen Pendant, der Katholischen Universität von Mosambik in Beira, ein. Besonders in den Bereichen „Lehre, Forschung und die Ausbreitung von Wissen“wollen die beiden Hochschulen zusammenarbeiten, ergänzt Schneiders mosambikanischer Kollege Alberto Ferreira, der wie die Aalener die Entwicklung von Start-ups in seiner Heimat mit Aalener Hilfe fördern will.
Wie sie dies umsetzen wollen, das haben sie in einem Memorandum festgehalten. Die beiden Rektoren greifen zum Stift, unterschreiben das Papier und reichen sich die Hand – und wieder ist ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Mit einem Unterschied: „Ich bin mir sicher, dass ich dafür die Rückendeckung des Senats habe“, amüsiert sich Schneider.