Aalener Nachrichten

Wohnungsba­u im Spannungsf­eld

Städtische­s Tochterunt­ernehmen ist mit dem Aufsichtsr­at auf Besichtigu­ngstour

- Von Markus Lehmann

AALEN - Immer mehr Menschen wollen in Aalen leben. Die Kreisstadt mit wohl bald 70 000 Einwohnern ist für viele nicht nur Arbeitspla­tz, sondern wird auch als Wohnort immer beliebter. Das treibt die Wohnungsba­u Aalen seit einiger Zeit verstärkt um. Eine Rundfahrt des Aufsichtsr­ats hat jetzt zu geplanten und bereits abgeschlos­senen Bauvorhabe­n geführt.

Das Thema Wohnungsba­u liegt in einem Spannungsf­eld: Zum einen muss und will der größte Anbieter von Mietwohnun­gen im Stadtgebie­t bezahlbare­n Wohnraum anbieten. Zum anderen nutzen Grundstück­sbesitzer die Gunst der kräftig gestiegene­n Bodenpreis­e. Dazu kommen immer häufiger Proteste von Anwohnern, die sich gegen einen Neubau in ihrer Nachbarsch­aft wehren. Die Rundfahrt führte vom Pelzwasen über Unterkoche­n und das ehemalige Schwestern­wohnheim bis zum geplanten Projekt „Am Kinopark“an der Bahnhofstr­aße. Einige der Stationen im Überblick:

Pelzwasen, Martinskir­che:

Schon vor über fünf Jahren hat die Stadt das Gelände von der evangelisc­hen Kirchengem­einde gekauft. Auf dem stattliche­n Grundstück (rund 6600 Quadratmet­er) sollen bis 2022 zwölf Reihenhäus­er mit 40 Wohnungen entstehen, zehn davon sind gefördert. Über das konkrete Bauvorhabe­n, so Wohnungsba­u-Geschäftsf­ührer Robert Ihl, habe man mit der Siedlergem­einschaft gesprochen. Hier werde auch die Kita Pelzwasen mit einem Versammlun­gsraum als Gebäudeein­heit gebaut. Der jetzige Kindergart­en wird temporär während der Bauzeit als Interimslö­sung ins Kirchengeb­äude einziehen. Beim Abriss der Martinskir­che ist mit Altlasten (etwa Asbest) zu rechnen. Die meisten der teilweise alten Bäume will man stehen lassen, erklärt Ihl.

Unterkoche­n, Zehntscheu­ergasse:

Das Gelände liegt direkt am jungen Kocher, den Zugang dazu hat sich die Wohnungsba­u gesichert und die beiden Gebäude, die abgerissen werden. Drei Gebäude sollen in dem neuen Wohnquarti­er entstehen, Nachverdic­htung also. Die stößt aber bei einigen Anwohnern auf „sehr hartnäckig­e Einwände“(Ihl), an die auch Ortsvorste­herin Heidi Matzik nochmals erinnert. Den Anwohnern im hinteren Bereich ist das Gebäude zu hoch, man soll von der Stockhöhe abrücken. Matzik kann den Widerstand teils nachvollzi­ehen – drei Stockwerke, das sei für die Nachbarn „schon bitter“. Offenbar steht eine Klage im Raum. In Unterkoche­n werden dringend Wohnungen benötigt – der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende, Oberbürger­meister Thilo Rentschler, bringt den Bevölkerun­gsschwund vor. Etwa 2000 Einwohner hat der Stadtbezir­k in den vergangene­n 40 Jahren verloren. Rentschler verweist auf die sehr gute Infrastruk­tur, Ihl sagt, es wäre sehr schade, diese „letzte Möglichkei­t“im Zentrum Unterkoche­ns zu verpassen. Beim Thema Einwendung­en macht Ihl darauf aufmerksam: Das Nachbarhau­s ragt um 50 Prozent aus dem vorgegeben­en Baufenster heraus und wurde trotzdem genehmigt.

Unterkoche­n,

Hier hat die Wohnungsba­u elf Wohneinhei­ten gebaut, die alle gefördert sind. Die Architektu­r ist für den OB sehr gelungen, vor allem konnte günstig gebaut wurden, was sich positiv auf den Mietpreis auswirkt. Deshalb sagt Rentschler „Hut ab“. Ein Mieter führt durch die Wohnung, er wohnt sehr gern hier. Er arbeitet bei Zeiss, wohnte bisher in Essingen und suchte dort eine neue Wohnung: „Zu groß, zu teuer oder zu alt.“Deshalb ist er jetzt Aalener.

Hopfenstra­ße, Schwestern­schule: Langäckerw­eg: ehemalige

2017 hat die Wohnungsba­u die 110 Apartments übernommen, so gut wie alle sind vermietet, teilweise an die Firma Zeiss für temporäre Mitarbeite­r. Das gesamte Areal ist 9000 Quadratmet­er groß. Für Ihl hat es daher „Potenzial“und für Rentschler ist es ein „gutes Beispiel, wie Stadt und Wohnungsba­u Hand in Hand gehen“.

 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? Eine der Stationen war auch das Grundstück an der Alten Heidenheim­er Straße. Hier an der Trasse der ehemaligen „Schättere“zwischen Pelzwasen und Pflaumbach sollen auf 1262 Quadratmet­ern elf Wohneinhei­ten entstehen. Im Bild (von links) Wohnungsba­u-Aufsichtsr­atsvorsitz­ender OB Thilo Rentschler, Aalens Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle und Wohnungsba­u-Geschäftsf­ührer Robert Ihl.
FOTO: MARKUS LEHMANN Eine der Stationen war auch das Grundstück an der Alten Heidenheim­er Straße. Hier an der Trasse der ehemaligen „Schättere“zwischen Pelzwasen und Pflaumbach sollen auf 1262 Quadratmet­ern elf Wohneinhei­ten entstehen. Im Bild (von links) Wohnungsba­u-Aufsichtsr­atsvorsitz­ender OB Thilo Rentschler, Aalens Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle und Wohnungsba­u-Geschäftsf­ührer Robert Ihl.
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