Wohnungsbau im Spannungsfeld
Städtisches Tochterunternehmen ist mit dem Aufsichtsrat auf Besichtigungstour
AALEN - Immer mehr Menschen wollen in Aalen leben. Die Kreisstadt mit wohl bald 70 000 Einwohnern ist für viele nicht nur Arbeitsplatz, sondern wird auch als Wohnort immer beliebter. Das treibt die Wohnungsbau Aalen seit einiger Zeit verstärkt um. Eine Rundfahrt des Aufsichtsrats hat jetzt zu geplanten und bereits abgeschlossenen Bauvorhaben geführt.
Das Thema Wohnungsbau liegt in einem Spannungsfeld: Zum einen muss und will der größte Anbieter von Mietwohnungen im Stadtgebiet bezahlbaren Wohnraum anbieten. Zum anderen nutzen Grundstücksbesitzer die Gunst der kräftig gestiegenen Bodenpreise. Dazu kommen immer häufiger Proteste von Anwohnern, die sich gegen einen Neubau in ihrer Nachbarschaft wehren. Die Rundfahrt führte vom Pelzwasen über Unterkochen und das ehemalige Schwesternwohnheim bis zum geplanten Projekt „Am Kinopark“an der Bahnhofstraße. Einige der Stationen im Überblick:
Pelzwasen, Martinskirche:
Schon vor über fünf Jahren hat die Stadt das Gelände von der evangelischen Kirchengemeinde gekauft. Auf dem stattlichen Grundstück (rund 6600 Quadratmeter) sollen bis 2022 zwölf Reihenhäuser mit 40 Wohnungen entstehen, zehn davon sind gefördert. Über das konkrete Bauvorhaben, so Wohnungsbau-Geschäftsführer Robert Ihl, habe man mit der Siedlergemeinschaft gesprochen. Hier werde auch die Kita Pelzwasen mit einem Versammlungsraum als Gebäudeeinheit gebaut. Der jetzige Kindergarten wird temporär während der Bauzeit als Interimslösung ins Kirchengebäude einziehen. Beim Abriss der Martinskirche ist mit Altlasten (etwa Asbest) zu rechnen. Die meisten der teilweise alten Bäume will man stehen lassen, erklärt Ihl.
Unterkochen, Zehntscheuergasse:
Das Gelände liegt direkt am jungen Kocher, den Zugang dazu hat sich die Wohnungsbau gesichert und die beiden Gebäude, die abgerissen werden. Drei Gebäude sollen in dem neuen Wohnquartier entstehen, Nachverdichtung also. Die stößt aber bei einigen Anwohnern auf „sehr hartnäckige Einwände“(Ihl), an die auch Ortsvorsteherin Heidi Matzik nochmals erinnert. Den Anwohnern im hinteren Bereich ist das Gebäude zu hoch, man soll von der Stockhöhe abrücken. Matzik kann den Widerstand teils nachvollziehen – drei Stockwerke, das sei für die Nachbarn „schon bitter“. Offenbar steht eine Klage im Raum. In Unterkochen werden dringend Wohnungen benötigt – der Aufsichtsratsvorsitzende, Oberbürgermeister Thilo Rentschler, bringt den Bevölkerungsschwund vor. Etwa 2000 Einwohner hat der Stadtbezirk in den vergangenen 40 Jahren verloren. Rentschler verweist auf die sehr gute Infrastruktur, Ihl sagt, es wäre sehr schade, diese „letzte Möglichkeit“im Zentrum Unterkochens zu verpassen. Beim Thema Einwendungen macht Ihl darauf aufmerksam: Das Nachbarhaus ragt um 50 Prozent aus dem vorgegebenen Baufenster heraus und wurde trotzdem genehmigt.
Unterkochen,
Hier hat die Wohnungsbau elf Wohneinheiten gebaut, die alle gefördert sind. Die Architektur ist für den OB sehr gelungen, vor allem konnte günstig gebaut wurden, was sich positiv auf den Mietpreis auswirkt. Deshalb sagt Rentschler „Hut ab“. Ein Mieter führt durch die Wohnung, er wohnt sehr gern hier. Er arbeitet bei Zeiss, wohnte bisher in Essingen und suchte dort eine neue Wohnung: „Zu groß, zu teuer oder zu alt.“Deshalb ist er jetzt Aalener.
Hopfenstraße, Schwesternschule: Langäckerweg: ehemalige
2017 hat die Wohnungsbau die 110 Apartments übernommen, so gut wie alle sind vermietet, teilweise an die Firma Zeiss für temporäre Mitarbeiter. Das gesamte Areal ist 9000 Quadratmeter groß. Für Ihl hat es daher „Potenzial“und für Rentschler ist es ein „gutes Beispiel, wie Stadt und Wohnungsbau Hand in Hand gehen“.