Ensle: Da musste ich erst mal schlucken
Planer stellen im Gemeinderat Hochwasserschutz für das Schlierbachtal vor – Kosten: drei Millionen Euro
HÜTTLINGEN-NIEDERALFINGEN Fast genau 26 Monate ist es her, dass Hüttlingens Vorzeigeteilort Niederalfingen von einem Jahrhunderthochwasser heimgesucht worden ist. Fachleute sagen heute dazu „HQ-extrem“. Damit es dazu nicht mehr kommen kann, haben sich schon mehrere Büros den Kopf zerbrochen. Das Ellwanger Büro Stadtlandingenieure hat dem Gemeinderat am Donnerstagabend einen weiteren Entwurf vorgelegt.
Zur Erinnerung: Das Hochwasser des aus Neuler kommenden Schlierbaches hatte am 29. Mai 2016 Bad und Ort in Minutenschnelle mit Wassermassen von mehr als 20 Kubikmetern pro Sekunde heimgesucht und an den Häusern entlang des Baches sowie im Bad insgesamt Millionenschäden verursacht.
Sieben Meter hoher Damm
Auf rund drei Millionen Euro wird das Bauwerk oberhalb des Bades geschätzt, wo schon seit Jahren ein Minidamm mit sogenanntem Thyssendurchlass den Bach kurzfristig aufstaut. Der neue Damm weist eine Höhe von fast sieben Metern, von der Bachsohle aus gemessen, auf und soll das Tal abriegeln. Überquert wird er von einer auch für Langholzfahrzeuge befahrbaren Straße und einer Dammkrone, welche im oberen Teil eine überströmbare „Scharte“aufweist. Im Damm soll ein Bauwerk mit der Steuerungstechnik integriert werden. Das Rückhaltevolumen bezifferte Zorn auf 50 000 Kubikmeter.
Weil das Bauwerk das Tal optisch nahezu „abriegelt“, sind große Veränderungen an allen Zufahrten – auch zum Bad selbst – notwendig. Die Vertreter der Unteren Wasserbehörde, der Unteren Naturschutzund der Unteren Forstbehörde haben sich in einem am 19. Juni stattgefundenen Gespräch klar für den Standort direkt oberhalb des Naturerlebnisbades und gegen einen Damm in der Talenge im weiteren Verlauf des Schlierbachtales ausgesprochen. Freilich sollten, so deren Forderungen, verschiedene Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden, weil Auwaldbiotope und FFHGebiete durch den Damm beeinträchtigt werden.
Bis Herbst Wasserrechtsgesuch
Bei der Sitzung wurde zudem auf längere Zeit die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Die Stadtlandingenieure wurden vom Gemeinderat beauftragt, die Genehmigungsplanung zu erstellen und bis Herbst das Wasserrechtsgesuch einzureichen. Darüber hinaus soll der Zuschussantrag beim Land eingereicht werden. Am Dienstag, 25. September, wird die Genehmigungsplanung im Rahmen einer Bürgerinformation in Niederalfingen vorgestellt werden.
Nur mit Landeshilfe möglich
„Da musste ich erst mal schlucken“, kommentierte Bürgermeister Günter Ensle den von Joachim Zorn genannten Preis für das Hochwasserbauwerk im Schlierbachtal. „Das ist nur unter Mithilfe des Landes finanzierbar“, fügte er hinzu. Die Gemeinde komme mit diesem gewaltigen Bauwerk an seine finanziellen Grenzen, weil dieses Extremhochwasser schließlich auch in Hüttlingen Schäden verursachte. Eine Entscheidung über den Bau müsse durch die zuständigen Behörden unverzüglich erfolgen, „ weil uns der Hochwasserschutz für Niederalfingen unter den Nägeln brennt“.