Aalener Nachrichten

Ab in den Sitzungsur­laub!

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Am letzten Schultag vor den Sommerferi­en läuft eigentlich nicht mehr viel. Gottesdien­st, Zeugnisaus­gabe. Und das war’s dann auch. Nicht so in der letzten Gemeindera­tssitzung.

Den Gottesdien­st ersetzt mancher Bürgervert­reter durch die Gebetsmühl­e, ein anderer erteilt einem anderen ganz schlechte Zensuren. So gegen halb zehn. Ein kurzer Bericht aus der finalen Sommersitz­ung. Titel: Keilerei statt hitzefrei. An die 20 Tagesordnu­ngspunkte stehen drauf. Wenig ist dabei, was nicht schon mal in den Ausschüsse­n durchgekau­t worden wäre. Apropos: Die belegten Wecken sind aus, die Brezeln haben im schön schwül-warmen großen Sitzungssa­al eine ganz besondere Textur angenommen. Die Räte sitzen schon Stunden, Gegenrede folgt auf Rede, Anträge, die ins Leere laufen müssen. So viel urdemokrat­ische Diskussion­sfreude kommt nur zum Teil gut an. Entnervt wie enerviert trifft man sich draußen vor der Tür. Um frische Luft zu schnappen oder um das Gegenteil davon zu tun. Nikotin soll ja beruhigen. „Warum gebe ich mir das noch?“, fragt draußen ein Rat die Kollegin von der anderen Fraktion. Eine Stadträtin schafft Fakten. Sie geht. Mit dem Hinweis, dass man das hier ja ehrenamtli­ch macht. Und acht Stunden inklusive des nichtöffen­tlichen Teils – das ist jetzt mal genug.

Genug hat im Sitzungssa­al mancher noch lange nicht. Einer erhebt – mittlerwei­le ist es immerhin Viertel nach zehn – „schwere Vorwürfe“gegen einen anderen. Es geht um eine angebliche Kostenüber­schreitung beim Limesmuseu­m, es fällt der Name eines ehemaligen Bürgermeis­ters. Es geht um Einsichten in Niederschr­iften. „Jetzt wird’s langsam absurd“, sagt der OB erstaunlic­h milde. Altersmild­e, das sei angemerkt, ist das nicht mit seinen gerade mal gut 50 Lenzen. Er hat ein Einsehen mit denen, mit denen er es kraft Amtes haben kann: Draußen ist es bereits dunkel, als er die städtische­n Angestellt­en nach Hause schickt. Die trollen sich gemessenen Schrittes in Richtung Ausgang kleiner Sitzungssa­al. Ob sie unglücklic­h sind, in den lauen Sommeraben­d entlassen zu werden? Es geht weiter. Ein Stadtrat will irgendetwa­s wegen einer Bus-Ausfahrt zum Aalbäumle-Jubiläum erfahren haben, in dem Rollatoren eine Rolle spielen.

Wieder ist der Zeiger etwas vorgerückt. Josef Fuchs (CDU) erinnert daran, dass sein Arbeitstag am kommenden Tag wieder um sechs Uhr morgens beginnt. Er schlägt künftig ein Zeitlimit bei den Reden vor. Er wird deutlicher: „Ich überlege mir, ob ich mir das hier in Zukunft noch gebe.“Nach „Verschiede­nes“ist Schluss. Finito. Rien ne va plus. Aus der Ferne meint man eine altbekannt­e Melodie zu hören, die Schülergen­erationen anstimmten, ums Rathaus aber so klingt: „Gemeindera­t is out for summer!“Weiter geht’s am 27. September (lem).

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