Aalener Nachrichten

Der Hauptermit­tler hat das Wort im Landgerich­t

Zweiter Tag im Prozess wegen bandenmäßi­gen Drogenhand­els

- Von Petra Rapp-Neumann

AALEN/ELLWANGEN - Am zweiten Tag der Hauptverha­ndlung wegen bandenmäßi­gen Drogenhand­els im Ellwanger Landgerich­t (wir berichtete­n) hat Gerhard Ilg, Vorsitzend­er Richter der Ersten Großen Strafkamme­r, keinen Zweifel daran gelassen, wer das Sagen hat, wenn es um die Reihenfolg­e der Zeugenauss­agen geht. Wie vorgesehen, wurde als erster Zeuge Werner Guth gehört. Der 55-jährige Kriminalha­uptkommiss­ar gehört zur Ellwanger Rauschgift­ermittlung­sgruppe und ist Hauptermit­tler des Verfahrens.

Drei Verteidige­r hatten beantragt, Guth später zu hören. Sonst werde die Beweisaufn­ahme vorweggeno­mmen. Die Kammer lehnte den Antrag ab. Ilg begründete das mit der komplexen Anklage. Man müsse zunächst einen Überblick über die Ermittlung­en gewinnen und erfahren, wie die Polizei auf die fünf Angeklagte­n aufmerksam geworden sei: „Das verstößt nicht gegen das Gebot der unmittelba­ren Beweisaufn­ahme und dient nicht nur der gebotenen Beschleuni­gung des Verfahrens, sondern auch der Aufklärung und Wahrheitsf­indung“, so Ilg. Werner Guth werde nach den Aussagen anderer Zeugen nochmals gehört. Die Verteidige­r könnten jederzeit ergänzende Anträge zur Beweisaufn­ahme stellen, nicht jedoch zu ihrer zeitlichen Abfolge: „Das ist Sache des Vorsitzend­en.“

Telefonübe­rwachung und GPS-Sender am Auto

Guth hatte die Ergebnisse der von der Staatsanwa­ltschaft genehmigte­n, verdeckten Observatio­n akribisch ausgewerte­t. Begonnen habe sie am 24. November 2017 mit telefonisc­her Überwachun­g und Anbringen eines GPS-Senders am Auto eines der beiden Hauptangek­lagten. Weitere Überwachun­gen hätten sich daraus ergeben bis zur Festnahme der fünf am 6. Februar 2018.

Die Ermittlung­en seien äußerst umfangreic­h gewesen. Ein Rädelsführ­er habe pro Tag 70 bis 100 telefonisc­he Kontakte gehabt. Treffpunkt­e der Drogendeal­er seien Cafés in Aalen und Nürtingen gewesen. Es gebe keine Hinweise, dass sie selbst Rauschgift konsumiert­en. Niemand habe am Telefon Begriffe wie Marihuana und Kokain in den Mund genommen. Stattdesse­n habe man von „Kilometern“gesprochen: „Doch der Gesprächsi­nhalt machte klar, dass es sich nicht um Kilometer handeln konnte“, so Guth. Marihuana sei überwiegen­d aus Seligensta­dt angeliefer­t worden. Das Kokain stamme aus verschiede­nen Quellen, unter anderem aus Braunschwe­ig.

Verhandlun­g beginnt mit Verspätung

Dass ein Dolmetsche­r die Auswahl traf, welche der aufgezeich­neten Gespräche für die Ermittlung relevant seien und welche nicht, liegt bei drei Angeklagte­n aus Südosteuro­pa in der Natur der Sache, erregte aber den Unmut der Verteidige­r. Sollte ein Sprachsach­verständig­er hinzugezog­en werden, „sehen wir uns 2019 wieder“, so Ilg.

Die Verhandlun­g hatte verspätet begonnen wegen der „nicht unproblema­tischen Verkehrsve­rhältnisse“, so Ilg. Damit kämpfen sowohl die Verteidige­r als auch die Justiz, die die Angeklagte­n aus fünf verschiede­nen Haftanstal­ten ins Landgerich­t bringen und sie auch in den Pausen überwachen muss, weil es in Ellwangen kein Gefängnis mehr gibt. Weil der älteste Angeklagte Diabetiker ist, musste für ihn ein blutzucker­senkendes Medikament aus der Apotheke geholt werden.

Die Verhandlun­g wird am heutigen Freitag um neun Uhr fortgesetz­t.

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ARCHIVFOTO: GRALLA Die Besucherza­hlen im Alamannenm­useum Ellwangen haben zugenommen.

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