Gegen das Artensterben
Stadt weitet Aktivitäten aus - Grünen-Antrag abgelehnt
AALEN – Die Stadt soll ihre Aktivitäten zur Eindämmung des Artensterbens fortführen und ausweiten. Diesen Auftrag hat ihr der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einmütig gegeben. Gebilligt wurde auch der Maßnahmenkatalog der Verwaltung zu einem „Modellprojekt Straßenbegleitgrün“. Mehrheitlich abgelehnt hat das Gremium jedoch einen weitergehenden Antrag der Grünen. Dieser enthielt sehr detaillierte Vorgaben, wann zum Beispiel gemäht werden muss, wie lange das Mähgut zu liegen hat und wann es abgeräumt werden soll.
Den Grünen gehe es dabei nicht um die Reglementierung eines jeden Grashalms, wehrte Sandra Bretzger mögliche Kritik vorbeugend ab. Man wolle vielmehr dem Artensterben vorbeugen, Biotope vernetzen und Tier- und Pflanzenarten verloren gegangene Refugien zurückgeben. Dazu gehöre auch richtiges Mähen, also dann, wenn die Blütezeit vorüber sei. Städtische Flächen sollten darüber hinaus der Monotonie von Ackerflächen Einhalt gebieten, damit beispielsweise Feldhasen wieder eine Chance hätten.
Die Stadt habe ein gutes Grünflächenund Umweltamt, das in vielem Vorreiter sei, wandte sich Andrea Hatam (SPD) gegen die Grünen-Vorschläge. Daher solle ihm der Gemeinderat nicht vorschreiben, wann wo zu mähen sei. Die Vorschläge der Verwaltung reichten aus.
Hatam: Problematik nicht auf Landwirtschaft reduzieren
Diese unterstrich in einer Vorlage für den Gemeinderat, man könne die Problematik nicht auf die Landwirtschaft reduzieren. Hier spielten auch Klimawandel, Flächenverbrauch, Landschaftszerschneidung, gewandelter Lebensstil und gewandeltes Verhältnis zur Umwelt herein. Zwar lägen viele Einflussmöglichkeiten auf internationaler, bundes- oder landespolitischer Ebene. Aber auch die Kommunalpolitik und das Verwaltungshandeln vor Ort könnten einen positiven Einfluss haben.
Dem trage die Stadt als Mitglied im Klimabündnis oder als Fair-Trade-Stadt durch ihre zahlreichen Aktivitäten zum Klimaschutz und zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt Rechnung. Weitergehende Möglichkeiten habe sie beim Flächenverbrauch und bei einer umweltverträglicheren Bewirtschaftung auf ihren eigenen Flächen.
Um einem Fortschreiten des Artensterbens wirksam zu begegnen, heißt es weiter, sollen all diese Aktivitäten nicht nur fortgeführt, sondern möglichst noch intensiviert werden. Wesentlich seiEN dabei der Erhalt und die Weiterentwicklung vorhandener Lebensräume und unbebauter Freiflächen.
Als neue Ansätze, die zum Teil schon begonnen worden seien, nennt die Stadt die Berücksichtigung der Belange des Natur- und Umweltschutzes bei der Verpachtung städtischer Grundstücke. Hier könne die Stadt wesentliche Ziele des Naturund Umweltschutzes auf großen Flächen umsetzen. In Ebnat und Waldhausen werde dies seit dem Ende des Flurbereinigungsverfahrens durch verbindliche Auflagen in den Pachtverträgen praktiziert.
Ein neuer Ansatz wäre auch die extensive Nutzung vor allem größerer Flächen ohne Düngung innerhalb ökologischer Vorrangbereiche. Um den gesunkenen Futterertrag auszugleichen, sei vorgeschlagen worden, den Pachtzins drastisch zu senken. Die Grundstücke sollten als Heuwiesen mit späterem Schnittzeitpunkt bewirtschaftet werden.
Bestimmte Grundstücke nicht mehr verpachten
Grundstücke, auf denen Gehölze überwiegen, Teiche, Hülben und flächige Pflanzungen sollen nicht mehr verpachtet werden. Vorgeschlagen wird außerdem, Blühstreifen auf landwirtschaftlichen Grundstücken und innerhalb der Siedlungsbereiche anzulegen. Unter dem Gesichtspunkt des Artenschutzes und mit Blick auf die Schaffung von Ausgleichsflächen für das städtische Ökokonto wäre auch zu überlegen, das Kontingent an Schutz- und Extensivierungsflächen im Stadtwald zu erhöhen. Wenn Landwirte bereit wären, städtische Pflanzstreifen und Biotopvernetzungsstreifen zu pflegen, die nicht mehr der landwirtschaftlichen Produktion dienen, werde auf den Pachtzins verzichtet, zumal ein sinnvoller Ertrag nicht mehr möglich sei.