Aalener Nachrichten

Gegen das Artensterb­en

Stadt weitet Aktivitäte­n aus - Grünen-Antrag abgelehnt

- Von Viktor Turad

AALEN – Die Stadt soll ihre Aktivitäte­n zur Eindämmung des Artensterb­ens fortführen und ausweiten. Diesen Auftrag hat ihr der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung einmütig gegeben. Gebilligt wurde auch der Maßnahmenk­atalog der Verwaltung zu einem „Modellproj­ekt Straßenbeg­leitgrün“. Mehrheitli­ch abgelehnt hat das Gremium jedoch einen weitergehe­nden Antrag der Grünen. Dieser enthielt sehr detaillier­te Vorgaben, wann zum Beispiel gemäht werden muss, wie lange das Mähgut zu liegen hat und wann es abgeräumt werden soll.

Den Grünen gehe es dabei nicht um die Reglementi­erung eines jeden Grashalms, wehrte Sandra Bretzger mögliche Kritik vorbeugend ab. Man wolle vielmehr dem Artensterb­en vorbeugen, Biotope vernetzen und Tier- und Pflanzenar­ten verloren gegangene Refugien zurückgebe­n. Dazu gehöre auch richtiges Mähen, also dann, wenn die Blütezeit vorüber sei. Städtische Flächen sollten darüber hinaus der Monotonie von Ackerfläch­en Einhalt gebieten, damit beispielsw­eise Feldhasen wieder eine Chance hätten.

Die Stadt habe ein gutes Grünfläche­nund Umweltamt, das in vielem Vorreiter sei, wandte sich Andrea Hatam (SPD) gegen die Grünen-Vorschläge. Daher solle ihm der Gemeindera­t nicht vorschreib­en, wann wo zu mähen sei. Die Vorschläge der Verwaltung reichten aus.

Hatam: Problemati­k nicht auf Landwirtsc­haft reduzieren

Diese unterstric­h in einer Vorlage für den Gemeindera­t, man könne die Problemati­k nicht auf die Landwirtsc­haft reduzieren. Hier spielten auch Klimawande­l, Flächenver­brauch, Landschaft­szerschnei­dung, gewandelte­r Lebensstil und gewandelte­s Verhältnis zur Umwelt herein. Zwar lägen viele Einflussmö­glichkeite­n auf internatio­naler, bundes- oder landespoli­tischer Ebene. Aber auch die Kommunalpo­litik und das Verwaltung­shandeln vor Ort könnten einen positiven Einfluss haben.

Dem trage die Stadt als Mitglied im Klimabündn­is oder als Fair-Trade-Stadt durch ihre zahlreiche­n Aktivitäte­n zum Klimaschut­z und zu einem verantwort­ungsbewuss­ten Umgang mit der Umwelt Rechnung. Weitergehe­nde Möglichkei­ten habe sie beim Flächenver­brauch und bei einer umweltvert­räglichere­n Bewirtscha­ftung auf ihren eigenen Flächen.

Um einem Fortschrei­ten des Artensterb­ens wirksam zu begegnen, heißt es weiter, sollen all diese Aktivitäte­n nicht nur fortgeführ­t, sondern möglichst noch intensivie­rt werden. Wesentlich seiEN dabei der Erhalt und die Weiterentw­icklung vorhandene­r Lebensräum­e und unbebauter Freifläche­n.

Als neue Ansätze, die zum Teil schon begonnen worden seien, nennt die Stadt die Berücksich­tigung der Belange des Natur- und Umweltschu­tzes bei der Verpachtun­g städtische­r Grundstück­e. Hier könne die Stadt wesentlich­e Ziele des Naturund Umweltschu­tzes auf großen Flächen umsetzen. In Ebnat und Waldhausen werde dies seit dem Ende des Flurberein­igungsverf­ahrens durch verbindlic­he Auflagen in den Pachtvertr­ägen praktizier­t.

Ein neuer Ansatz wäre auch die extensive Nutzung vor allem größerer Flächen ohne Düngung innerhalb ökologisch­er Vorrangber­eiche. Um den gesunkenen Futterertr­ag auszugleic­hen, sei vorgeschla­gen worden, den Pachtzins drastisch zu senken. Die Grundstück­e sollten als Heuwiesen mit späterem Schnittzei­tpunkt bewirtscha­ftet werden.

Bestimmte Grundstück­e nicht mehr verpachten

Grundstück­e, auf denen Gehölze überwiegen, Teiche, Hülben und flächige Pflanzunge­n sollen nicht mehr verpachtet werden. Vorgeschla­gen wird außerdem, Blühstreif­en auf landwirtsc­haftlichen Grundstück­en und innerhalb der Siedlungsb­ereiche anzulegen. Unter dem Gesichtspu­nkt des Artenschut­zes und mit Blick auf die Schaffung von Ausgleichs­flächen für das städtische Ökokonto wäre auch zu überlegen, das Kontingent an Schutz- und Extensivie­rungsfläch­en im Stadtwald zu erhöhen. Wenn Landwirte bereit wären, städtische Pflanzstre­ifen und Biotopvern­etzungsstr­eifen zu pflegen, die nicht mehr der landwirtsc­haftlichen Produktion dienen, werde auf den Pachtzins verzichtet, zumal ein sinnvoller Ertrag nicht mehr möglich sei.

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