Claudia Sünder beschuldigt
Kritiker will Ungereimtheiten im Lebenslauf entdeckt haben, auch während der Zeit in Ellwangen
ELLWANGEN (ij) - Ist die ehemalige Ellwanger SPD-Fraktionsvorsitzende Claudia Sünder, eine „FlunkerQueen“? Ein Kritiker will Ungereimtheiten in Sünders Lebenslauf entdeckt haben, auch während der Zeit in Ellwangen. Daraufhin wurde sein Haus durchsucht.
ELLWANGEN / BERLIN (tu) - Ist die ehemalige Ellwanger SPD-Fraktionsvorsitzende, Bundestagskandidatin und heutige Sprecherin des Berliner Senats, Claudia Sünder, eine „Flunker-Queen“? So jedenfalls hat sie der Berliner Schriftsteller Hans-Joachim Lehmann geschmäht. Mit dem Ergebnis, dass sein Haus durchsucht wurde. Das schreibt das Magazin „Stern“.
Claudia Sünder, die 2009 und 2013 im Wahlkreis Aalen / Heidenheim als SPD-Bundestagskandidatin angetreten und viele Jahre Mitglied des Ellwanger Gemeinderats war, ist heute Sprecherin des Berliner Senats. Den Zorn Lehmanns hat sich die Pressestelle zugezogen, weil Sünders Behörde Lehmann Abmahngebühren aufgebrummt hatte. Diese sollte er bezahlen, weil er ohne Genehmigung auf seiner Website einen Ausschnitt aus dem Berliner Stadtplan veröffentlicht hatte.
Auf 79 Seiten den Lebenslauf unter die Lupe genommen
Lehmann sagt laut „Stern“, die Senatspressestelle habe ihm dazu keine Auskünfte erteilen wollen. Deshalb habe er den Lebenslauf der Sprecherin unter die Lupe genommen. Weil er meinte, auf widersprüchliche Angaben gestoßen zu sein, nannte er Sünder eine „Flunker-Queen“und eine „tölpelhafte FDJ-Pflanze aus Boltenhagen“. Dort ist Claudia Sünder, Jahrgang 1969, aufgewachsen. Ob sie je wirklich Mitglied der FDJ war, ist laut „Stern“nicht belegt.
Immerhin 79 Seiten umfasst die Schrift, in der Lehmann die angeblichen Ungereimtheiten im Lebenslauf Sünders und ihren Werdegang zerpflückt, wobei der „Stern“laut eigenen Recherchen durchaus Widersprüche entdeckt haben will. Ein Teil davon bezieht sich auf Sünders Zeit im Ostalbkreis.
Zu den Ungereimtheiten gehört Sünders Studium an der Fernuni in Hagen. Nach dem Lebenslauf, den die SPD Ostalb veröffentlicht hatte, dauerte dieses Studium der Sozialen Verhaltenswissenschaften und der Politologie von 2001 bis 2007, nach Recherchen des „Stern“bis 2014, also sieben Jahre länger.
Unter anderem bezweifelt Lehmann auch Sünders Angaben, sie sei 2009 Leiterin einer Stabsstelle für „Produktentwicklung, Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit“beim Kolping-Bildungswerk Württemberg gewesen. Diese Stabsstelle habe es nie gegeben. Allerdings hat das Bildungswerk in Stuttgart dem „Stern“bestätigt, dass Sünder diesen Job hauptamtlich ausgefüllt hat.
Wegen der „verhöhnenden Art und Weise“, wie Lehmann die Senatssprecherin dargestellt habe, hatte das Amtsgericht Tiergarten einen Durchsuchungsbeschluss erlassen. Ob die Razzia in Lehmanns Wohnung gerechtfertigt ist oder ob Sünder als Repräsentatin des Staats auch ehrverletzende Bemerkungen ertragen müsse, darüber streiten sich jetzt die Juristen. Lehmann sieht die Hausdurchsuchung bei sich als „Akt der Einschüchterung und der miesen Rache.“Der Berliner Senat hüllt sich laut „Stern“in Schweigen.