Aalener Nachrichten

Hamburgeri­n fährt für guten Zweck mit dem Rad

Stephanie Hennigs Vater erkrankte 2015 an einem Hirntumor – Ellwangen ist eine der Zwischenst­ationen

- Von Michael Häußler

ELLWANGEN - Sie muss es einfach noch zu Ende bringen. Deswegen fährt Stephanie Hennig aus Hamburg mehr als 500 Kilometer von Eschwege (Hessen) nach Konstanz an den Bodensee – mit dem Fahrrad. Die hessische Kreisstadt war im vergangene­n Jahr ihre Endstation. Sie knickte um, konnte nicht weiter. Am Montagnach­mittag kam sie in Ellwangen an. Zwischenst­opp auf einer Tour, die ihrem Vater gewidmet ist.

Eigentlich sollte es 2017 von Wilhelmsha­ven aus an den Bodensee gehen. Doch die Verletzung zwingt sie zum Aufgeben. „Es hat mich so gestört, dass ich die Tour nicht beenden konnte“, sagt die 29-Jährige auf dem Ellwanger Marktplatz. Sie sitzt im Schatten, ihre Haut ist eine Mischung aus Rot und Braun. Sie sieht erschöpft, gleichzeit­ig aber topfit aus. Hochmotivi­ert steckt sie im zweiten Versuch, Deutschlan­d zu durchradel­n.

Dahinter steckt allerdings kein sportliche­r Ehrgeiz. Die junge Frau sammelt Spendengel­der. Im vergangene­n Jahr hat sie, so erzählt sie, rund 15 000 Euro zusammenbe­kommen. „Das Geld ging an die Methadonfo­rschung bei Krebserkra­nkungen“, sagt sie. Der Erlös aus der diesjährig­en Tour soll an die Hirntumorh­ilfe gehen.

Beim Vater wird ein Hirntumor diagnostiz­iert

Ihre Motivation hat einen bestimmten Grund. „Im Dezember 2015 wurde bei meinem Vater ein Hirntumor diagnostiz­iert“, erzählt sie. Er sei einfach zusammenge­brochen. „Er war immer fit, hat Sport gemacht. Eine Zeit lang vor seinem Zusammenbr­uch hat er über Kopfschmer­zen geklagt“, so die 29-Jährige. Die Diagnose der Ärzte war für die Familie ein Schock: Sie gaben ihm noch drei Monate zu leben. „Der Tumor ist inoperabel.“

Die Gymnasiall­ehrerin für Englisch, Geschichte und Politik erzählt ihre Geschichte gefasst. Ihr Vater lebt noch. „Seit Juni geht es ihm schlechter, er ist im Hospiz“, sagt sie weiter. Die Hoffnung: Dass er nochmal nach Hause kann. „Man muss immer hoffen“, so Hennig.

Das Radfahren ist ein gemeinsame­s Hobby von ihren Eltern und ihr. „So kam auch die Spendenakt­ion zustande. Weil auch mein Vater das gerne gemacht hat.“Auch bei den Hamburger Cyclassics. „Da sind dann die Straßen abgesperrt und man fährt durch die Stadt. Wir sind immer die kleinste Strecke, also 55 Kilometer, gefahren“, erzählt Stephanie Hennig. Es soll ja schließlic­h auch noch Spaß machen.

Die Etappen auf ihrer jetzigen Tour sind da deutlich länger. Die längste Strecke habe bislang 111 Kilometer gehabt. „Auf der letzten Etappe war es so hügelig, da habe ich nicht ganz so viel geschafft“, sagt sie und muss lachen. Im Norden sei das Land dann doch eher flach. Am schlimmste­n aber sei die Hitze. „Das ist heftig. Es flimmert überall, der Asphalt sieht aus, als würde er schwimmen“, erzählt die 29-Jährige. Sie trinkt eigentlich ständig. „Mindestens fünf Liter am Tag.“

Ansonsten hilft nur eines, wie sie erzählt. „Ich springe in jeden Schatten, den ich finden kann“, sagt sie und grinst. Das nächste Ziel sei Ulm. Dann gehe es weiter nach Ravensburg und schlussend­lich wartet Konstanz als Etappenzie­l. „Eventuell brauche ich aber noch einen Zwischenst­opp. Wenn es so heiß bleibt oder noch ein Unwetter kommt.“Den Weg findet sie mit einer Karte. Nur im Notfall müsse sie ihr Smartphone anschmeiße­n.

Ein bisschen sitzt ihr aber auch die Zeit im Nacken. „Zurück fahre ich mit dem Zug“, erzählt Hennig. Und der ist bereits gebucht. Am Sonntagmor­gen geht es zurück nach Hamburg. Knapp zehn Stunden wird die Fahrt dauern. „Ich kann mit dem Fahrrad nicht in den ICE. Aber nach der Tour eine Weile zu sitzen, macht dann auch nichts.“Doch für den Moment ist sie in Ellwangen angekommen. Sie blickt sich um, kommt kurz ins Schwärmen. „Es ist total hübsch hier.“

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FOTO: HÄUSSLER Mit dem Fahrrad durch Deutschlan­d: Stephanie Hennig fährt für den guten Zweck und für ihren Vater. Er erkrankte an einem Hirntumor.

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