Eine schöne, aber giftige Blume
Aufgrund der Trockenheit breitet sich das giftige Jakobskreuzkraut dieses Jahr besonders stark aus
ELLWANGEN (ij) - Auf den ersten Blick ist das gelb blühende Jakobskreuzkraut eine hübsche Blume. Sie ist aber giftig – für Tier und Mensch. Das Kraut ist oft auf den Straßenrandstreifen zu finden. Wenn es sich von dort in die Weiden ausbreitet, wird es zum Problem für Landwirte.
ELLWANGEN - Auf den ersten Blick ist das gelb blühende Jakobskreuzkraut einfach eine hübsche Blume. Sie ist aber giftig – für Tier und Mensch. Da das Kraut mit kargen Böden gut zurecht kommt, ist sie oft auf den Straßenrandstreifen zu finden. Wenn sie sich von dort in die Weiden ausbreitet, dann wird sie zum Problem für die Landwirte.
Das Jakobskreuzkraut tritt nach einer Mitteilung des Landratsamtes des Ostalbkreises in diesem Jahr verstärkt auf. Der Grund dafür liege in der anhaltenden Trockenheit im ersten Halbjahr. „Das Gras wächst dadurch langsamer beziehungsweise lückenhafter und gibt damit dem Jakobskreuzkraut Platz für die Ausbreitung“, erläutert Susanne Dietterle, die Pressesprecherin des Landratsamtes.
Aus Sicht des Schrezheimer Landwirts Hubert Kucher ist das Jakobskreuzkraut seit Jahren ein Problem. Die Pflanze ist eigentlich auf kargen Böden heimisch, zum Beispiel an den Straßenrändern. Sie wandert aber zunehmend „von den Straßenrändern in die extensiv bewirtschafteten Flächen“, sagt Kucher, der auch Vorsitzender des Bauernverbands Ostalb ist. Kucher verweist darauf, dass der Verband schon in zahlreichen Aktionen auf die Pflanze aufmerksam gemacht hat – und auf die Gefahr, die von ihr ausgeht.
Wer die Pflanze ausreißen will, muss Handschuhe tragen
Alle Teile der Pflanze sind für Menschen und Tiere giftig, sie enthalten sogenannte Pyrrolizidinalkaloide, die die Leber schädigen. Das Gift kann auch durch Hautkontakt übertragen werden: Wer die Pflanze ausreißen will, muss dazu Handschuhe tragen. Laut Hubert Kucher fressen die Tiere das Kraut normalerweise nicht, wenn es grün auf der Wiese steht, weil es für sie bitter schmeckt.
„Wird es aber mit dem anderen Gras zu Heu dürr gemacht und eingebracht, fressen es die Tiere, ohne es zu bemerken“, sagt Johannes Strauß, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Ostalb. Dann wird es für die Tiere gefährlich. Dann könne es sein, dass sich die Dosis des Giftes steigere, sagt Hubert Kucher. Das Gift könne zudem vom Tierkörper nicht abgebaut werden. Auch beim Menschen sei das so.
Um die Ausbreitung des Krautes einzudämmen, sollten die Randstreifen an den Straßenrändern bereits früh im Jahr gemäht oder gemulcht werden, fordert der Schrezheimer Landwirt. Dann käme man der Verteilung der Samen über die Luft in die landwirtschaftlich genutzten Flächen zuvor. Das müsste über mehrere Jahre hintereinander erfolgen, damit das Samenpotenzial der Pflanze aufgebraucht wird, erläutert Kucher. Die Straßenbauämter tendierten jedoch dazu, eher spät zu mähen oder zu mulchen, sagt der Schrezheimer. Dann hätten sich die Samen in der Regel bereits verteilt.
Das Landratsamt entgegnet, dass die Straßenmeistereien derzeit dabei seien, größere Ansammlungen von Kreuzkräutern in Teilen vorab zu mähen, obwohl der eigentliche Grasschnitt auf den Böschungen erst später im Jahr anstehe. „Damit soll der weiteren Verbreitung vor allem in der Nähe von Pferdekoppeln und Viehweiden begegnet werden“, sagt die Pressesprecherin des Amtes.
Landwirt plädiert für Rotationssystem beim Mähen
Susanne Dietterle verweist jedoch darauf, dass die Straßenmeistereien im Kreis nicht über die Kapazitäten verfügen, sämtliche Böschungen entlang der rund 1000 Kilometer Straße im Ostalbkreis zeitgleich zu mähen. Im ersten Mähdurchgang könnten nur begrenzte Flächen und nur in einer bestimmten Breite abgemäht werden. „Geräte mit größerer Reichweite sind derzeit zum Teil im Zweischichtbetrieb im Einsatz, um größere Vorkommen von Kreuzkraut abzumähen.“
Dass die Kapazitäten der Straßenmeistereien beschränkt sind, ist auch Hubert Kucher klar. Er plädiert daher für eine Art Rotationssystem. Er kann sich zum Beispiel vorstellen, dass etwa mehrere Jahre in Folge in Pfahlheim abgemäht würde und danach mehrere Jahre in Folge in Schrezheim. Wenn sich an einem Ort das Samenpotenzial der Pflanze erschöpft habe, dann könne man sich auf einen anderen konzentrieren.
Darüber hinaus setzt Kucher auf Information und Aufklärung: „Man sieht schöne gelbe Blumen und weiß nicht, dass es eine Giftpflanze ist“, erläutert er. Obwohl sich das Kraut dieses Jahr besonders stark ausbreitet, bleibt er zuversichtlich, die Pflanze eindämmen zu können: „Der Kampf ist nie verloren. Jedes Jahr kann man von neuem kämpfen.“