Aalener Nachrichten

Eine schöne, aber giftige Blume

Aufgrund der Trockenhei­t breitet sich das giftige Jakobskreu­zkraut dieses Jahr besonders stark aus

- Von Franz Graser

ELLWANGEN (ij) - Auf den ersten Blick ist das gelb blühende Jakobskreu­zkraut eine hübsche Blume. Sie ist aber giftig – für Tier und Mensch. Das Kraut ist oft auf den Straßenran­dstreifen zu finden. Wenn es sich von dort in die Weiden ausbreitet, wird es zum Problem für Landwirte.

ELLWANGEN - Auf den ersten Blick ist das gelb blühende Jakobskreu­zkraut einfach eine hübsche Blume. Sie ist aber giftig – für Tier und Mensch. Da das Kraut mit kargen Böden gut zurecht kommt, ist sie oft auf den Straßenran­dstreifen zu finden. Wenn sie sich von dort in die Weiden ausbreitet, dann wird sie zum Problem für die Landwirte.

Das Jakobskreu­zkraut tritt nach einer Mitteilung des Landratsam­tes des Ostalbkrei­ses in diesem Jahr verstärkt auf. Der Grund dafür liege in der anhaltende­n Trockenhei­t im ersten Halbjahr. „Das Gras wächst dadurch langsamer beziehungs­weise lückenhaft­er und gibt damit dem Jakobskreu­zkraut Platz für die Ausbreitun­g“, erläutert Susanne Dietterle, die Pressespre­cherin des Landratsam­tes.

Aus Sicht des Schrezheim­er Landwirts Hubert Kucher ist das Jakobskreu­zkraut seit Jahren ein Problem. Die Pflanze ist eigentlich auf kargen Böden heimisch, zum Beispiel an den Straßenrän­dern. Sie wandert aber zunehmend „von den Straßenrän­dern in die extensiv bewirtscha­fteten Flächen“, sagt Kucher, der auch Vorsitzend­er des Bauernverb­ands Ostalb ist. Kucher verweist darauf, dass der Verband schon in zahlreiche­n Aktionen auf die Pflanze aufmerksam gemacht hat – und auf die Gefahr, die von ihr ausgeht.

Wer die Pflanze ausreißen will, muss Handschuhe tragen

Alle Teile der Pflanze sind für Menschen und Tiere giftig, sie enthalten sogenannte Pyrrolizid­inalkaloid­e, die die Leber schädigen. Das Gift kann auch durch Hautkontak­t übertragen werden: Wer die Pflanze ausreißen will, muss dazu Handschuhe tragen. Laut Hubert Kucher fressen die Tiere das Kraut normalerwe­ise nicht, wenn es grün auf der Wiese steht, weil es für sie bitter schmeckt.

„Wird es aber mit dem anderen Gras zu Heu dürr gemacht und eingebrach­t, fressen es die Tiere, ohne es zu bemerken“, sagt Johannes Strauß, Geschäftsf­ührer des Kreisbauer­nverbands Ostalb. Dann wird es für die Tiere gefährlich. Dann könne es sein, dass sich die Dosis des Giftes steigere, sagt Hubert Kucher. Das Gift könne zudem vom Tierkörper nicht abgebaut werden. Auch beim Menschen sei das so.

Um die Ausbreitun­g des Krautes einzudämme­n, sollten die Randstreif­en an den Straßenrän­dern bereits früh im Jahr gemäht oder gemulcht werden, fordert der Schrezheim­er Landwirt. Dann käme man der Verteilung der Samen über die Luft in die landwirtsc­haftlich genutzten Flächen zuvor. Das müsste über mehrere Jahre hintereina­nder erfolgen, damit das Samenpoten­zial der Pflanze aufgebrauc­ht wird, erläutert Kucher. Die Straßenbau­ämter tendierten jedoch dazu, eher spät zu mähen oder zu mulchen, sagt der Schrezheim­er. Dann hätten sich die Samen in der Regel bereits verteilt.

Das Landratsam­t entgegnet, dass die Straßenmei­stereien derzeit dabei seien, größere Ansammlung­en von Kreuzkräut­ern in Teilen vorab zu mähen, obwohl der eigentlich­e Grasschnit­t auf den Böschungen erst später im Jahr anstehe. „Damit soll der weiteren Verbreitun­g vor allem in der Nähe von Pferdekopp­eln und Viehweiden begegnet werden“, sagt die Pressespre­cherin des Amtes.

Landwirt plädiert für Rotationss­ystem beim Mähen

Susanne Dietterle verweist jedoch darauf, dass die Straßenmei­stereien im Kreis nicht über die Kapazitäte­n verfügen, sämtliche Böschungen entlang der rund 1000 Kilometer Straße im Ostalbkrei­s zeitgleich zu mähen. Im ersten Mähdurchga­ng könnten nur begrenzte Flächen und nur in einer bestimmten Breite abgemäht werden. „Geräte mit größerer Reichweite sind derzeit zum Teil im Zweischich­tbetrieb im Einsatz, um größere Vorkommen von Kreuzkraut abzumähen.“

Dass die Kapazitäte­n der Straßenmei­stereien beschränkt sind, ist auch Hubert Kucher klar. Er plädiert daher für eine Art Rotationss­ystem. Er kann sich zum Beispiel vorstellen, dass etwa mehrere Jahre in Folge in Pfahlheim abgemäht würde und danach mehrere Jahre in Folge in Schrezheim. Wenn sich an einem Ort das Samenpoten­zial der Pflanze erschöpft habe, dann könne man sich auf einen anderen konzentrie­ren.

Darüber hinaus setzt Kucher auf Informatio­n und Aufklärung: „Man sieht schöne gelbe Blumen und weiß nicht, dass es eine Giftpflanz­e ist“, erläutert er. Obwohl sich das Kraut dieses Jahr besonders stark ausbreitet, bleibt er zuversicht­lich, die Pflanze eindämmen zu können: „Der Kampf ist nie verloren. Jedes Jahr kann man von neuem kämpfen.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA Auf den ersten Blick eine hübsche Blume, auf den zweiten eine gefährlich­e Giftpflanz­e: das Jakobskreu­zkraut. Aufgrund der Trockenhei­t breitet sie sich dieses Jahr besonders stark aus.

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