Kühner Parforceritt durch die Musikgenres
Gismo Graf gilt als Shootingstar an der Gitarre und hat mit seinem Trio die Zuschauer im Palaisgarten begeistert
ELLWANGEN - Mit Mitte Zwanzig gehört Gismo Graf bereits zu den weltweit anerkannten Spitzengitarristen. Ob Gypsy Jazz, Swing, Bossa Nova oder starke eigene Kompositionen, spielen kann das musikalische Ausnahmetalent alles. Grafs Band, das Gismo-Graf-Trio, begeisterte die Zuhörer im Lesegarten des Palais Adelmann. Der platzte an diesem schönen Sommerabend aus allen Nähten.
Begleitet von seinem Vater und Mentor Joschi Graf an der Rhythmusgitarre und dem Stuttgarter Joel Locher am Bass, zog der international gefeierte Shootingstar alle Register seines ausgereiften Könnens. Graf ist tief verwurzelt in Tradition und Musik der Sinti. Sein großes Vorbild ist die Jazz-Legende Django Reinhardt. In irrwitzigem Tempo wagte Graf einen kühnen Parforceritt quer durch die Musikgenres und raubte weniger sich selbst, als vielmehr den Zuhörern den Atem. Auch schnellste Passagen gelangen ihm in glasklarer Transparenz. Mit Leidenschaft modellierte er die Klangfarben des zweiten Norwegischen Tanzes von Edvard Grieg zum funkelnden Feuerwerk und machte aus Reinhardts „Django‘s Tiger“ein glitzerndes Kabinettstück der Gitarrenzauberei.
Dick Winfrees „China Boy“von 1922 beeindruckte die Zuhörer ebenso wie „Joseph Joseph“, ein Standard des Gypsy Jazz, und Stings „Englishman in New York“, von Gismo Graf neu arrangiert. Bei aller Virtuosität und spektakulären Technik, mit der seine Finger über die Saiten rasten, blieb doch Raum für Empfindsamkeit und Improvisation im Dialog mit Joel Locher am Bass. Joschi Grafs Rhythmusgitarre trieb Groove, Dynamik und Energie entschlossen voran. Trotz dieser großartigen Partner entfaltete sich die Magie von Grafs Spiel am eindrucksvollsten, als er in sich versunken und tief über die Gitarre gebeugt solo spielte und die Welt um sich herum zu vergessen schien. Auf Effekte ist er nicht aus und hat sie auch nicht nötig. Mit eigenen Kompositionen wie „Festival Django“feierte Graf sein großes Vorbild und bewegte das Publikum mit seiner Hommage an Nucki Winterstein, seine Ehefrau.
Für den nicht enden wollenden Beifall dankte das Trio mit dem Samba „Tico Tico“und zwei weiteren Zugaben. Der Abend wird noch lange nachklingen.