Zwei Schritte vor, einer zurück: Vectoring ist ein alter Hut
Derzeit häufen sich die Berichte über die Breitbanderschließung im Ostalbkreis; sie machen vielen im ländlichen Raum Hoffnung auf ein schnelles Internet über das Glasfaser. Dem ist jedoch nicht so. Das viel gepriesene und gerade entstehende Ostalb-Backbone ist okay, bringt es doch das Glasfaser dorthin, wo es noch nicht war, nämlich an die grauen Kästen in den Ortschaften, Kabelverzweiger (KVz) genannt, von wo aus schon länger Kupferkabel fürs Internet, Telefon und Kabelfernsehen in die einzelnen Haushalte abgehen; außerdem werden kleine noch nicht versorgte Orte und Wohnplätze direkt ans Glasfaser angeschlossen.
Für die sogenannte „letzte Meile“empfehlen Telekom und der OstalbAnbieter NetComBW jedoch weiterhin das bereits vorhandene Kupferkabel. Dazu wurde ein Verfahren entwickelt, das DSL-Vectoring heißt und das eine Übertragungsrate von bis zu 100 Megabit pro Sekunde ermöglichen soll. Tatsächlich wurden bisher bei besten Bedingungen maximal 93 Megabit pro Sekunde erreicht und das ganz in der Nähe eines KVz. Im Übrigen bezeichnen sowohl die EU-Kommission als auch der Bundesrechnungshof diese Technik als nicht zielführend, überaltert und als Rückschritt in die Vergangenheit; die Bundesregierung beabsichtigt diese Technik nicht mehr zu fördern.
Abgesehen von diesem eklatanten Nachteil gibt es noch einen weiteren, von dem niemand redet: Mit dem DSL-Vectoring ist man an einen Anbieter gebunden, eben denjenigen, der dieses Verfahren anwendet und technisch betreut; das Nebeneinander von mehreren Anbietern ist technisch unmöglich. Damit gibt es bei uns keine freie Anbieterwahl, weil der Ostalbkreis sein gerade entstehendes Backbone-Netz bereits im Herbst 2017 an die NetComBW, einer hundertprozentigen Tochter der EnBW, vermietet hat.
Die einzige Alternative dazu ist der möglichst schnelle Ausbau eines örtlichen Glasfasernetzes, also der Anschluss eines jeden Gebäudes (FTTB=Fiber to the building) an die Glasfasernetze in den Kabelverzweigern; dies wiederum wird noch Millionen in jeder einzelnen Gemeinde kosten.
Ob dann die EnBW-Tochter NetComBW an andere Anbieter vermietet, steht auf einem anderen Blatt. Innovative Gemeinden haben die Glasfaser bereits in jedes Haus gelegt und konnten durch geschicktes Management sogar auf Zuschüsse verzichten.
Ein Beispiel findet sich unter https://www.treffpunkt-kommune.de/stolz-auf-die-gemeinsameleistung Hermann Sorg, Rosenberg
Liebe Leserinnen, liebe Leser,