Bezirksligisten vor dem Start
SV Waldhausen will von Anfang an um die Bezirksliga-Meisterschaft mitspielen
AALEN (an) - Die Fußball-Saison 2018/2019 steht vor dem Start. In der Bezirksliga treten einige hiesige Mannschaften an, darunter Meisterkandidat SV Waldhausen. Wie es die Teams angehen und welches Personal zur Verfügung steht:
AALEN (sch) - Der amtierende Vizemeister, der ebenso favorisierte Landesliga-Absteiger oder jemand ganz anderes? Die spannende Suche nach einem Primus in der Fußball-Bezirksliga Ostwürttemberg hat begonnen: Die Favoritenrolle hat nun der SV Waldhausen angenommen, nachdem man in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils nur hauchdünn am Aufstieg vorbeigeschrammt war. Doch die Meisterschaft dürfte hart umkämpft sein: Mit der SG Bettringen ist ein starker Konkurrent zurückgekehrt, zudem lauern im Hintergrund weitere aussichtsreiche Verfolger auf ihre Chance.
Fünfter, Vierter, Dritter, Zweiter – und bald Erster? „Ich hätte nichts dagegen, wenn es so kommen würde“, erklärt Harald Drabek schmunzelnd. Der Abteilungsleiter des SV Waldhausen, diesen Sommer denkbar knapp im Elfmeterschießen der Relegation gescheitert, nimmt kein Blatt vor den Mund und stattdessen die Landesliga ins Visier: „Wir brauchen nicht um den heißen Brei reden, dass wir um die Meisterschaft mitspielen wollen. Dass wir nur noch unter die ersten Fünf wollen, würde mir doch niemand mehr abkaufen.“Immerhin hatten dem SVW in der abgelaufenen Saison lediglich acht Tore gefehlt, um den punktgleichen Meister FV Sontheim/Brenz abzufangen. Auch die Konstanz ist bemerkenswert: In den vergangenen zehn Jahren schlossen die Schwarz-Gelben nie schlechter als Rang fünf ab. Reicht es nun im dritten Jahr unter Trainer Jens Rohsgoderer, der 2015 bereits den SV Ebnat in die Landesliga hievte, für den ganz großen Wurf? „Dieses Jahr sagen wir ganz klar, dass wir von Anfang an, dass wir ganz oben angreifen wollen“, richtet Drabek bereits eine Kampfansage an die Kontrahenten.
„Nach 16 Jahren in der Bezirksliga, in denen wir auf einige Erfolge zurückblicken können, wäre die Landesliga für das gesamte Umfeld eine hochinteressante Erfahrung“, meint der Abteilungsleiter selbstbewusst, fügt aber zugleich mahnend hinzu: „Das wird kein Selbstläufer. Die Liga ist ausgeglichener geworden, es warten wieder zahlreiche Derbys und mit Bettringen ist ein bärenstarker Konkurrent.“Zumindest auf dem Papier scheint sich der Vizemeister für seine schwierige Mission ausreichend verstärkt zu haben. Der unverzichtbare Torgarant ist den Waldhäusern erhalten geblieben: In den vergangenen sieben Spielzeiten markierte Kevin Mayer herausragende 162 Ligatreffer in 203 Partien – der 27Jährige und seine Mannen werden an die Leistungen der Vorsaison nahtlos anknüpfen müssen, um den lang gehegten Traum von der Landesliga endlich zu realisieren.
Mayers herausragende Quote kann in der Bezirksliga nur einer überbieten: Patrick Brümmer. Für den Nattheimer stehen bislang 97 Treffer in 100 Ligaspielen zu Buche, doch nicht nur deshalb darf seine TSG durchaus zum Kreis der Favoriten gezählt werden. „Das ist eine sehr eingespielte und schlagkräftige Truppe“, weiß Drabek zu berichten. Zugleich ist mit der SG Bettringen ein alter Bekannter nach zwei Jahren wieder aus der Landesliga zurückgekehrt. Das Saisonziel „oben mitspielen“klingt für den Absteiger eher nach Understatement, denn der höherklassig erfahrene Kader ist bis auf Stürmer Johannes Eckl (TSV Essingen) zusammengeblieben. 2016 war die SGB unangefochten zur Meisterschaft marschiert, eine Wiederholung dieser Dominanz erscheint aus momentaner Sicht eher unwahrscheinlich – denn die Konkurrenz präsentiert sich ebenso schlagkräftig wie vielfältig. Vizemeister Waldhausen und Absteiger Bettringen befinden sich zumindest vorerst in der Rolle der Gejagten – doch an aussichtsreichen Verfolgern scheint es nicht zu mangeln. Beispielsweise der SV Lauchheim, der in der vergangenen Runde zum Überraschungsteam avancierte und mit 58 Punkten als Vierter seine persönliche Bestleistung bejubeln konnte, nun aber einen Umbruch durchgemacht hat. Trainer Olaf Saur wird in seiner nunmehr dritten Spielzeit in Folge eine erneut verjüngte Truppe aufbieten. Es klingt daher zwar bescheiden, aber doch vernünftig, dass die Grün-Weißen in erster Linie eine sorgenfreie Saison spielen und einen gesicherten Mittelfeldplatz erreichen wollen.
Auch dem Liga-Urgestein FV Unterkochen ist eine Platzierung in der Spitzengruppe zuzutrauen. „Oben mitspielen“, so lautet die Devise von Abteilungsleiter Stefan Kurz. Mit einem neuformierten Team will man die schwache Vorsaison, in der man nicht über Rang sieben hinausgekommen war, vergessen machen. Trainer Jürgen Mahal hat aus privaten Gründen aufgehört, sein Nachfolger Stefan Rettenmaier (vormals SV Pfahlheim) wird mit seinen erst 35 Jahren der zweitjüngste Übungsleiter ligaweit sein. „Er ist ein junger, akribischer Trainer, der klare Ziele hat“, so Kurz. Unterstützt wird Rettenmaier von Torwarttrainer Martin Krusche, bei Bedarf auch selbst zwischen den Pfosten stehen wird.
FC Ellwangen im schwierigen zweiten Jahr
Personell geschwächt und ebenfalls mit einem neuen Trainer startet der FC Ellwangen in das traditionell schwierige zweite Jahr nach dem Aufstieg. Der schwierigen Aufgabe, den sechsten Tabellenplatz zu bestätigen, hat sich Chrisovalantis Chalkidis angenommen. Der 35-jährige Grieche, der mit dem SV Mergelstetten zuletzt in der Spitzengruppe der Kreisliga A 3 vertreten war, folgt auf Ilija Dragicevic. Während Assistenzcoach Samuel Schultes dem FCE erhalten bleibt, will Dragicevic in seiner Heimat Kroatien die A-Lizenz erwerben, was eine lange Fehlzeit zur Folge gehabt hätte. Für Chalkidis ist es der nächste Schritt in seiner Entwicklung: „Ich wollte einen höherklassigen Verein trainieren und meine Erfahrung einbringen“, so Chalkidis. Den Kontakt nach Ellwangen hatte interessanterweise Waldhausens Trainer Jens Rohsgoderer hergestellt – beide schätzen sich gegenseitig und freuen sich bereits auf ihr direktes Duell Anfang Oktober. Zuvor allerdings wartet viel Arbeit auf Chalkidis, denn mit Roman Riedel (Hofherrnweiler), Benjamin Hieber (Ellenberg), Denis Istrefaj (Waldhausen) sowie Marius Weber (Bopfingen) sind vier bisherige Stammkräfte weggebrochen. FCE-Spielleiter Benedikt Neugebauer bezeichnet die neue Runde daher als „große Herausforderung“, man habe aber vollstes Vertrauen in den vorhandenen Kader.
Wieder zur Ruhe kommen möchte der SV Neresheim. Nur allzu gerne würden sich die Klosterstädter im oberen Mittelfeld einreihen, immerhin musste man zuletzt lange um den Klassenerhalt bangen und war von den hohen Ansprüchen weit entfernt. Der bisherige Interims- und vorherige Co-Trainer Sven Palinkas sitzt mittlerweile fest im Sattel: In 13 Rückrundenspielen unter seiner Regie hatte das Team 20 Punkte gesammelt, die zum sicheren Nichtabstieg reichten. Diesen Sommer war in Neresheim erneut ein großes Kommen und Gehen zu beobachten: Acht Abgängen stehen elf Neuzugänge gegenüber, von denen zwei aus der eigenen Jugend stammen.
Einen einstelligen Tabellenplatz und damit den sicheren Klassenverbleib hat der TV Neuler im Visier. Die Rot-Weißen sind im nunmehr fünften Jahr in Folge in der Bezirksliga vertreten – so lange wie noch nie zuvor, das soll auch so bleiben, findet Salem Bevab. Der Trainer will selbst auch im Alter von 53 Jahren weiterhin aktiv auf dem Feld mitwirken und kann ohnehin auf eine verschworene Einheit vertrauen. Lediglich drei Abgänge gab es zu verzeichnen. Große Hoffnungen hingegen setzt man in Stürmer Marius Gentner (20), der vor seinem Wechsel 19 Saisontreffer für den B-Ligisten Rindelbach/ Neunheim erzielt hatte. Mit ähnlich bescheidenden Ambitionen startet die SGM Kirchheim/Trochtelfingen in ihr drittes Jahr in der Bezirksliga. Mit Ralf Mayer hat die SGM einen neuen Chefcoach gefunden, die beiden Spielertrainer Karl-Heinz Brückel und Christian Götz bleiben weiterhin an Bord. Drinbleiben wäre für die bis auf wenige Ausnahmen zusammengebliebene Mannschaft bereits ein großer Erfolg. Das Mindestziel Klassenerhalt haben sich auch die vom Ex-Ebnater Gioacchino Colletti angeführten Sportfreunde Lorch sowie der frühere Landesligist TSG Schnaitheim gesetzt – nach oben hin erscheint in dieser zumeist sehr ausgeglichenen Spielklasse fast alles möglich.
Wört und die Eigengewächse
Beim SV Wört steigt zwei Spielzeiten in der A-Liga die Vorfreude auf die zweite Bezirksliga-Saison der Vereinsgeschichte. Bei ihrer Premiere 2015/16 hatten die Blau-Weißen zwar durchaus überzeugt, mussten aber mit ordentlichen 33 Zählern auf dem Konto den bitteren Gang nach unten antreten – mit dieser Punktebilanz hätte man in den vergangenen zwölf Jahren sonst immer die Klasse gehalten. Trainer damals wie heute Manfred Raab, der das Kunststück fertig gebracht hat, gleich zweimal mit demselben Verein in die Bezirksliga aufzusteigen und den SVW nun dort etablieren möchte. „Er ist ein Glücksfall für unseren Verein, weil er Fußball mit allen Fasern lebt, auf eine große Erfahrung zurückblicken kann und genau zu uns passt“, betont Abteilungsleiter Andreas Fuchs. Wört bleibt weiterhin ein Team der Eigengewächse. „Harakiri-Spiele“, so Fuchs, habe der Dorfverein gar nicht nötig. Denn die Aufstiegsmannschaft ist komplett zusammengeblieben und wurde mit zwei Spielern aus dem eigenen Nachwuchs sowie lediglich einem externen Neuzugang ergänzt. „Die Bezirksliga ist eine andere Hausnummer und wir sind keine Übermannschaft“, weiß Raab, „aber das Kollektiv wird auch eine Klasse höher zählen.“
Spitzenreiter in der ewigen Bezirksliga-Tabelle ist die TSG Hofherrnweiler – nun ist der Landesligist erstmals mit seiner zweiten Mannschaft vertreten. Die vom langjährigen TSG-Torgaranten Christoph Merz gecoachte Truppe hatte sich im entscheidenden Relegationsspiel hauchdünn mit 1:0 gegen den TSV Heubach durchgesetzt. Neben einigen erfahrenen Spielern bilden die zahlreichen Nachwuchsakteure, die in den TSG-Jugendmannschaften bereits Verbandsligaluft schnuppern durften, das Grundgerüst. Mit Kapitän Max Rieger in der Abwehr, Stürmer Max Melzer (16 Tore) sowie den Mittelfeldroutiniers Dominik Skalitzki und Daniel Rembold sind die zentralen Figuren erhalten geblieben – allesamt sind sie Eigengewächse der Talentschmiede am Sauerbach. Landesliga-Trainer Benjamin Bilger ist stolz darauf: „Es werden noch weitere U 19-Spieler in unserer U 23 Bezirksliga-Luft schnuppern. Wir sind gespannt, wie sie sich dort entwickeln. Vielleicht können wir in naher Zukunft weiteren Spielern aus der eigenen Jugend die Chance geben, in der Landesliga zu spielen.“Die ersten Früchte der guten Jugendarbeit kann die Merz-Elf nun ernten, in dem man sich in der Bezirksliga etabliert.