Aalener Nachrichten

„Kein Einzelfall, sondern die Regel“

Staatssekr­etärin Kramme und SPD-Bundestags­abgeordnet­e Breymaier bei der AJO

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AALEN (an) - Anette Kramme, Staatssekr­etärin beim Bundesmini­sterium für Arbeit und Soziales, hat mit der SPD-Bundestags­abgeordnet­en Leni Breymaier die AJO in Aalen besucht. Dort informiert­en sie sich über die Umsetzung der Arbeitsmar­ktpolitik.

Die AJO ist als Sozialunte­rnehmen auf die Integratio­n von Langzeitar­beitslosen in Arbeit oder Ausbildung spezialisi­ert. Im Gespräch mit Geschäftsf­ührerin Petra Walter, Projektlei­tern und Teilnehmer­n wurde über Erfolge und Herausford­erungen diskutiert. Eine ehemalige Auszubilde­nde im Biwaq-Projekt „Bunt. Charmant. Rötenberg“berichtete etwa über ihre Ausbildung zur Hauswirtsc­hafterin, die sie sich ohne Unterstütz­ung bei der Organisati­on der Kinderbetr­euung, Mathe- und Deutschunt­erricht sowie EDV-Training nicht zugetraut hätte.

Einig war sich die Runde, dass das Berufsbild Hauswirtsc­haft unterschät­zt wird. Das Image sollte „entstaubt und attraktive­r beworben werden“, sagte Walter. Kramme pflichtete ihr bei: „Der Beruf bietet hervorrage­nde Aufstiegsc­hancen, oft sogar bis zur Einrichtun­gsleitung.“Welche Rahmenbedi­ngungen braucht es überhaupt, damit Menschen, die teilweise 20 Jahre nicht mehr im Lernprozes­s standen, einen Berufsabsc­hluss nachholen? „Wir als Träger benötigen mehr Flexibilit­ät und weniger Formalismu­s, um individuel­l auf unsere Teilnehmen­den eingehen zu können“, so Walter. Das sieht auch Kramme so: „Individual­isierung ist der Trend der Arbeitsmar­ktpolitik.“

Zudem ging es bei dem Treffen auch um den Fall eines syrischen Zahnarztes. Obwohl er alle Originaldo­kumente vorweisen könne und 25 Jahre lang praktizier­t habe, gehe es in seinem Anerkennun­gsverfahre­n nicht weiter. Um fachspezif­ische Sprachkenn­tnisse zu erwerben, müsse er mit seiner Familie längere Zeit nach Freiburg – mit der Folge, dass er vielleicht nicht mehr nach Ostwürttem­berg zurückkehr­en kann. Auf diese Weise gingen der Region Ärzte verloren. „Dies ist kein Einzelfall, sondern die Regel“, sagte Walter. Kramme und Breymaier versprache­n, den Fall unbürokrat­isch zu prüfen.

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