Aalener Nachrichten

Gericht gibt Sünder-Kritiker in Teilen Recht

Berliner Landgerich­t sieht einige Angaben im Lebenslauf der SPD-Politikeri­n als „irreführen­d“an

- Von Franz Graser

BERLIN / ELLWANGEN - Claudia Sünder, die Sprecherin des Berliner Senats, hat vor dem Berliner Landgerich­t in Teilen eine juristisch­e Niederlage erlitten. Der Berliner Autor Hans-Joachim Lehmann („Die Truhen des Arcimboldo“) hatte ihr einen „fast komplett geschwinde­lten Lebenslauf“vorgeworfe­n. Diese Behauptung wollte Sünder ihrem Kritiker untersagen lassen. Damit ist sie nun vorerst gescheiter­t.

Wie das Magazin „Stern“berichtet, hat das Landgerich­t Berlin „hinreichen­de Anhaltspun­kte für die subjektive Wertung“von Lehmann gefunden, dass Claudia Sünder die Öffentlich­keit in Bezug auf ihre Qualifikat­ion „umfassend getäuscht“habe. Der Berliner Autor hatte in einem 79 Seiten starken Pamphlet den Lebenslauf der Senatsspre­cherin untersucht und die SPD-Politikeri­n unter anderem als „Flunker-Queen“ und als „tölpelhaft­e FDJ-Pflanze aus Boltenhage­n“bezeichnet.

Laut ihrem offizielle­n Lebenslauf, der auch auf der Internetpr­äsenz des Berliner Senats verbreitet wird, will Sünder seit 1988 Redakteuri­n beim „Pressedien­st Berlin“gewesen sein. Sie selbst gab vor etwa einer Woche in einem Gespräch mit dem „Tagesspieg­el“an, sie habe dort ein einjährige­s Volontaria­t absolviert. Die Richter hatten diesen Punkt in ihrem Lebenslauf als „irreführen­d“bewertet, da sich ihre Tätigkeit auf „unbedeuten­de DDR-Regionalze­itungen“beschränkt habe. Auch der Eintrag „Leitung der Könnecke Immobilien­und Grundstück­sgesellsch­aft mbH in Boltenhage­n“ist nach Ansicht der Richter „irreführen­d“, da Sünder dort nur ein Filialbüro geleitet habe.

Sünder, Jahrgang 1969, ist in Boltenhage­n im heutigen Bundesland Mecklenbur­g-Vorpommern aufgewachs­en. In ihrer Jugend war sie, wie sie selbst zugibt, Mitglied in der Pionierund FDJ-Organisati­on. Seit 1998 lebte sie in Baden-Württember­g. Im Ostalbkrei­s war sie für zahlreiche Vereine und Organisati­onen aktiv. Für die SPD saß sie im Ellwanger Gemeindera­t, ab 2009 sogar als Fraktionsv­orsitzende. 2009 und 2013 hatte sie erfolglos für den Bundestag im Wahlkreis Aalen-Heidenheim kandidiert. 2014 folgte der Wechsel nach Berlin. Seit 2017 ist sie Sprecherin des Berliner Senats.

Zwar verboten die Richter dem Autor Hans-Joachim Lehmann seinerseit­s eine Reihe von Aussagen. Eine Reihe von Punkten kann er jedoch aufrechter­halten. Zudem muss die SPD-Politikeri­n 38 Prozent der Kosten für das Verfahren tragen. Sünder will beim Berliner Kammergeri­cht Beschwerde einlegen.

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ARCHIVFOTO: ARD Claudia Sünder: Die SPD-Politikeri­n muss sich vorwerfen lassen, ihren Lebenslauf geschönt zu haben.

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