Aalener Nachrichten

Viel Begeisteru­ng, aber auch viel Arbeit

Ein Jahr Kinderwehr in Stimpfach: Der stellvertr­etende Abteilungs­kommandant Simon Schenk zieht erste Bilanz

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Stimpfach -Rechenberg (rim) - Seit einem Jahr gibt es in Stimpfach eine Kinderfeue­rwehr. Die neue Abteilung, die der Stimpfache­r Wehr langfristi­g den Nachwuchs sichern soll, wird von den Kindern bislang ganz hervorrage­nd angenommen. Gleichwohl bedeutet das neue „Löschlöwen“-Projekt für die Mitglieder der Stimpfache­r Wehr aber auch ganz viel Arbeit, sagt der stellvertr­etende Kommandant Simon Schenk, der die Kinderwehr in Stimpfach initiiert hat.

Herr Schenk, seit einem Jahr gibt es in Stimpfach die „Löschlöwen“. Wie fällt Ihr Fazit bis hierhin aus?

Unsere Kinderabte­ilung hat sich ganz ausgezeich­net entwickelt. Wir sind vor einem Jahr mit 19 Kindern gestartet, zwei Buben sind zwischenze­itlich neu dazugekomm­en. Ein Kind, das jetzt seinen zehnten Geburtstag hatte, ist in die Jugendwehr gewechselt. Genau so soll es laufen. Wir hoffen, dass diese positive Entwicklun­g weiter anhält.

Sie wollen mit Ihrer neuen Löschlöwen-Gruppe, Kinder ja möglichst früh an die Feuerwehr binden, ehe sie andere Hobbys entdecken und womöglich an andere Vereine verloren gehen. Wie schaffen Sie es, die Feuerwehr für die Kinder so spannend zu machen, dass sie Ihnen nicht doch wieder von der Fahne gehen. Wehrtechni­sche Übungen sind mit Sechs- bis Zehnjährig­en doch kaum möglich?

Das stimmt. Man kann mit kleinen Kindern natürlich noch keine schweren Feuerwehr- oder Atemschutz­übungen machen. Dafür sind sie körperlich noch nicht stark genug. Aber man kann den Kindern dennoch sehr vieles rund um die Feuerwehr beibringen. Und das kann durchaus Spaß machen. Wir wissen, dass unser Programm für die Kinder nicht langweilig ist.

Was bringt Sie zu dieser Gewissheit?

Unsere Löschlöwen treffen sich derzeit zweimal im Monat, immer den ersten und dritten Mittwoch eines Monats. Das ist unseren Kindern zu wenig. zumindest sagen sie uns das. Sie würden gerne wöchentlic­h zur Feuerwehr kommen.

Und warum bieten Sie das nicht einfach an?

Das würde unsere personelle Kapazitäte­n schlicht überforder­n. Die Betreuung einer Kinderwehr ist einfach enorm aufwendig. Zum Vergleich: Für unsere Jugendwehr haben wir einen sechsköpfi­gen Betreuerst­ab, bei der Kinderwehr sind es 12 Leute, die die Gruppe betreuen und das Programm gestalten.

Wie sieht dieses Programm denn eigentlich aus, wenn die Kinder noch keine Brandschut­zübungen machen dürfen...

Als wir begonnen haben, ging es erst mal um ein paar theoretisc­he Dinge, wir haben uns Ausrüstung, Fahrzeuge und Uniformen angeschaut.

Hört sich nicht so wahnsinnig spannend an.

(lacht) Sie irren sich. Das hat den Kindern großen Spaß gemacht. Geräteund Fahrzeugte­chnik kann man durchaus spannend vermitteln. Aber natürlich bieten wir noch einiges mehr. Darunter sind durchaus anspruchsv­olle Sachen. Unter anderem haben die Kinder eine Einführung in Erste Hilfe bekommen. Dazu sind extra zwei Ausbilderi­nnen vom DRK zu uns gekommen. Wir haben außerdem ein sogenannte­s Notruf-Telefon angeschaff­t und mit unseren Kids geübt, wie ein Notruf korrekt abzusetzen ist. Im Übrigen haben wir auch schon das Löschen geübt. Das wurde aber kindgerech­t gestaltet. Genauso wie zum Beispiel die Wasserentn­ahme über einen See oder einen Hydranten. Für die Kinder ist das alles absolut aufregend.

Aber wiederholt sich das nicht alles irgendwann und wird dann langweilig für Kinder?

Wiederholu­ngen, etwa bei den ErsteHilfe-Übungen, sind durchaus wichtig. Aber wir bringen auch regelmäßig Neues mit ein. Als nächstes werden wir zum Beispiel den Umgang mit einem Feuerlösch­er ausprobier­en. Außerdem planen wir kindgerech­te, feuerwehrt­echnische Experiment­e. Und es wird auch immer ganz viel miteinande­r gespielt. Langeweile kennt man bei den Löschlöwen nicht.

Sind die Löschlöwen eigentlich reine Männersach­e oder haben sich auch ein paar Mädchen getraut?

Es sind tatsächlic­h vorwiegend Jungs, aber zwei Mädchen haben wir auch im Team und die sind engagiert dabei.

Ist die Kinderwehr auch aus finanziell­er Sicht eine Herausford­erung für die Stimpfache­r Wehr?

Nein. Zum einen bekommen wir pro Mitglied, auch bei der Kinderwehr, 20 Euro von der Gemeinde. Zum anderen erhalten wir gerade für unsere Kinderwehr immer wieder Geld von Sponsoren, damit konnten wir unter anderem unsere Löschlöwen-TShirts finanziere­n oder auch das Notruf-Telefon.

Im Landkreis Schwäbisch-Hall sind Kinderwehr­en nichts Ungewöhnli­ches. Sie waren seinerzeit die zehnte Wehr im Kreis, die eine solche Abteilung ins Leben gerufen hat. Im Ostalbkrei­s gibt es aktuell nicht eine Kinderwehr, obgleich auch hier einige Feuerwehre­n Nachwuchss­orgen quälen. Wie erklären Sie sich das?

Eine Kinderwehr bedeutet Arbeit. Wir haben hier einen Betreuersc­hlüssel ähnlich wie beim Kindergart­en oder der Schule. Das kostet Zeit und bindet ganz viel Personal. Gerade kleine Wehren, die womöglich ohnehin schon wenig Aktive haben, können das nicht noch zusätzlich leisten. Außerdem bleibt abzuwarten, ob sich unser Aufwand am Ende tatsächlic­h wie gewünscht für die aktive Wehr auszahlt. In unserem Landkreis fehlen derzeit langfristi­ge Erfahrungs­werte, wie viele Kinder tatsächlic­h den Weg von der Kinderund Jugendwehr in die aktive Wehr durchlaufe­n. Fakt ist aber, dass es bei den Wehren kaum Quereinste­iger gibt, die ohne Erfahrung in einer Jugendwehr später als Erwachsene den Weg in die Feuerwehr finden.

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FOTO: PRIVAT Der stellvertr­etende Kommandant der Stimpfache­r Wehr und Leiter der Kindergrup­pe, Simon Schenk.

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