Shakespeare muss sich noch gedulden
Neues Globe in Schwäbisch Hall wird erst im Frühjahr 2019 eröffnet – Kostensteigerung durch Konjunktur und Weiterentwicklung
SCHWÄBISCH HALL - Ein mittelalterlicher Stadtkern, urbanes Flair und dennoch voll integriert in den ländlichen Raum. Schwäbisch Hall kann sich mit einigen Attributen schmücken. Zurzeit entsteht im Herzen der Kreisstadt mit rund 40 000 Einwohnern ein Bauwerk, das sich als weiteres Alleinstellungsmerkmal etablieren soll: das Globe-Theater oder auch Neues Globe.
Zwar ist es das Zweite dieser Art, das so gut wie an der selben Stelle in Hall stehen wird. Auch gibt es weltweit mehrere Vorbilder von ähnlichen Globes – der berühmteste Nachbau steht an der Themse in London: das Shakespeare’s Globe. Das Original wurde 1644 abgerissen. In seiner Konzeption steht das Haller Globe aber für sich. Verschiedene Elemente sollen Einzigartigkeit erschaffen.
„Es wird eine Mischung aus Globe, griechischem und bürgerlichem Theater aus dem 19. Jahrhundert“, erklärt der Intendant der Haller Freilichtspiele Christian Doll. Eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Globes und damit einzigartig, sagt er weiter. „Es ist etwas Besonderes, dass eine Stadt so ein Theater baut – sich das traut“, so der Intendant. Denn vielerorts würden die Spielstätten geschlossen.
Globe wird teurer als ursprünglich geplant
Und die Haller lassen sich ihr Schmuckstück etwas kosten. Mehr als ursprünglich geplant. Auch eine deutliche Eröffnungsverzögerung muss die Kreisstadt hinnehmen. Dafür habe es mehrere Gründe gegeben, erzählt die Geschäftsführerin der Freilichtspiele Jutta Parpart. „Das Projekt hat sich während der Planung weiterentwickelt. Damit sind auch die Kosten gestiegen“, sagt sie. Träger sind die Freilichtspiele. Gefördert wird das Projekt von der Stadt, dem Land Baden-Württemberg, Sponsoren und einem Förderverein.
Kalt erwischt habe sie auch die Baukonjunktur. „Die ist der Hammer“, so Parpart. Die hohe Auslastung der Handwerksbetriebe habe die Preise in die Höhe schießen lassen. Deswegen und aufgrund der Weiterentwicklung wird der Bau jetzt rund neun Millionen Euro kosten. Vier Millionen Euro hatte die Stadt für den Bau im Doppelhaushalt 2016/17 eingestellt. Statt zur Saison 2018 wird die erste Aufführung Ende März 2019 stattfinden. Mit einer Komödie von William Shakespeare – wie hätte es anders sein können, ist er doch das große Vorbild des Baus. „Was ihr wollt“, inszeniert von Intendant Doll (siehe Kasten).
Eines der neuen Konzepte sehe beispielsweise vor, dass das Neue Globe unterkellert wird. „Im Untergeschoss werden zum Beispiel Toiletten sein. Die waren erst außerhalb des Gebäudes geplant“, sagt die Geschäftsführerin. Damit wolle man das Theater auch als Gebäude in der Stadt integrieren. Zwar seien es keine öffentlichen Toiletten – bei Veranstaltungen in der Innenstadt aber könne das Theater dann auch mitgenutzt werden. Parpart: „Wir wollen ein Theater für alle, eine Öffnung zur Stadt.“Doch auch für das Theaterpublikum wird sich das Globe öffnen. Und zwar im wahrsten Sinne.
Eine Wand, so erzählt Parpart, könne geöffnet werden. „Damit können Zuschauer auch von außen an einer Aufführung oder einem Konzert teilhaben.“Der Freilichtcharakter wird über eine verschließbare Kuppel erhalten. So kann und soll vor allem auch im Winter der Betrieb weitergehen – das neue Theater kann temperiert werden. Im Innern würden 371 Menschen Platz finden. Die ungerade Anzahl der Sitzplätze im Theater habe allerdings keinen abergläubischen Hintergrund. „Das war Zufall“, sagt die Geschäftsführerin und lacht.
Der Platz des Globe ist kein Zufall
Kein Zufall sei der Platz, an dem das neue Theater zurzeit entsteht – an dem auch schon das Vorgänger-Globe aus Holz stand. Das steht mittlerweile in Berlin. „Ein Theater ist ein wichtiges Element für ein urbanes Lebensgefühl. Für die Region ein Mehrwert“, so Parpart. Das Haus soll für alle Schichten sein. „Wir wollen nicht für eine Elite spielen. Das kann man sich auch gar nicht leisten.“
Weitere Informationen über die Freilichtspiele Schwäbisch Hall, das Neue Globe und die Spielpläne finden Sie unter www.freilichtspiele-hall.de
„Wir wollen ein Theater für alle, eine Öffnung zur Stadt“, sagt die Geschäftsführerin der Freilichtspiele Jutta Parpart