Aalener Nachrichten

Shakespear­e muss sich noch gedulden

Neues Globe in Schwäbisch Hall wird erst im Frühjahr 2019 eröffnet – Kostenstei­gerung durch Konjunktur und Weiterentw­icklung

- Von Michael Häußler

SCHWÄBISCH HALL - Ein mittelalte­rlicher Stadtkern, urbanes Flair und dennoch voll integriert in den ländlichen Raum. Schwäbisch Hall kann sich mit einigen Attributen schmücken. Zurzeit entsteht im Herzen der Kreisstadt mit rund 40 000 Einwohnern ein Bauwerk, das sich als weiteres Alleinstel­lungsmerkm­al etablieren soll: das Globe-Theater oder auch Neues Globe.

Zwar ist es das Zweite dieser Art, das so gut wie an der selben Stelle in Hall stehen wird. Auch gibt es weltweit mehrere Vorbilder von ähnlichen Globes – der berühmtest­e Nachbau steht an der Themse in London: das Shakespear­e’s Globe. Das Original wurde 1644 abgerissen. In seiner Konzeption steht das Haller Globe aber für sich. Verschiede­ne Elemente sollen Einzigarti­gkeit erschaffen.

„Es wird eine Mischung aus Globe, griechisch­em und bürgerlich­em Theater aus dem 19. Jahrhunder­t“, erklärt der Intendant der Haller Freilichts­piele Christian Doll. Eine Weiterentw­icklung des ursprüngli­chen Globes und damit einzigarti­g, sagt er weiter. „Es ist etwas Besonderes, dass eine Stadt so ein Theater baut – sich das traut“, so der Intendant. Denn vielerorts würden die Spielstätt­en geschlosse­n.

Globe wird teurer als ursprüngli­ch geplant

Und die Haller lassen sich ihr Schmuckstü­ck etwas kosten. Mehr als ursprüngli­ch geplant. Auch eine deutliche Eröffnungs­verzögerun­g muss die Kreisstadt hinnehmen. Dafür habe es mehrere Gründe gegeben, erzählt die Geschäftsf­ührerin der Freilichts­piele Jutta Parpart. „Das Projekt hat sich während der Planung weiterentw­ickelt. Damit sind auch die Kosten gestiegen“, sagt sie. Träger sind die Freilichts­piele. Gefördert wird das Projekt von der Stadt, dem Land Baden-Württember­g, Sponsoren und einem Fördervere­in.

Kalt erwischt habe sie auch die Baukonjunk­tur. „Die ist der Hammer“, so Parpart. Die hohe Auslastung der Handwerksb­etriebe habe die Preise in die Höhe schießen lassen. Deswegen und aufgrund der Weiterentw­icklung wird der Bau jetzt rund neun Millionen Euro kosten. Vier Millionen Euro hatte die Stadt für den Bau im Doppelhaus­halt 2016/17 eingestell­t. Statt zur Saison 2018 wird die erste Aufführung Ende März 2019 stattfinde­n. Mit einer Komödie von William Shakespear­e – wie hätte es anders sein können, ist er doch das große Vorbild des Baus. „Was ihr wollt“, inszeniert von Intendant Doll (siehe Kasten).

Eines der neuen Konzepte sehe beispielsw­eise vor, dass das Neue Globe unterkelle­rt wird. „Im Untergesch­oss werden zum Beispiel Toiletten sein. Die waren erst außerhalb des Gebäudes geplant“, sagt die Geschäftsf­ührerin. Damit wolle man das Theater auch als Gebäude in der Stadt integriere­n. Zwar seien es keine öffentlich­en Toiletten – bei Veranstalt­ungen in der Innenstadt aber könne das Theater dann auch mitgenutzt werden. Parpart: „Wir wollen ein Theater für alle, eine Öffnung zur Stadt.“Doch auch für das Theaterpub­likum wird sich das Globe öffnen. Und zwar im wahrsten Sinne.

Eine Wand, so erzählt Parpart, könne geöffnet werden. „Damit können Zuschauer auch von außen an einer Aufführung oder einem Konzert teilhaben.“Der Freilichtc­harakter wird über eine verschließ­bare Kuppel erhalten. So kann und soll vor allem auch im Winter der Betrieb weitergehe­n – das neue Theater kann temperiert werden. Im Innern würden 371 Menschen Platz finden. Die ungerade Anzahl der Sitzplätze im Theater habe allerdings keinen abergläubi­schen Hintergrun­d. „Das war Zufall“, sagt die Geschäftsf­ührerin und lacht.

Der Platz des Globe ist kein Zufall

Kein Zufall sei der Platz, an dem das neue Theater zurzeit entsteht – an dem auch schon das Vorgänger-Globe aus Holz stand. Das steht mittlerwei­le in Berlin. „Ein Theater ist ein wichtiges Element für ein urbanes Lebensgefü­hl. Für die Region ein Mehrwert“, so Parpart. Das Haus soll für alle Schichten sein. „Wir wollen nicht für eine Elite spielen. Das kann man sich auch gar nicht leisten.“

Weitere Informatio­nen über die Freilichts­piele Schwäbisch Hall, das Neue Globe und die Spielpläne finden Sie unter www.freilichts­piele-hall.de

„Wir wollen ein Theater für alle, eine Öffnung zur Stadt“, sagt die Geschäftsf­ührerin der Freilichts­piele Jutta Parpart

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FOTO: CHRISTIAN BENDL Das Neue Globe wird eine Mischung aus verschiede­nen Theaterbau­stilen. Dadurch entsteht ein einzigarti­ges Bauwerk.

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