Heilkräuter und Blumen schenken Freude
Auf dem Schönenberg ist Mariä Himmelfahrt ein Wallfahrtstag mit Kräutersegnung
ELLWANGEN (sj) - Mariä Himmelfahrt ist auf dem Schönenberg ein großer Wallfahrtstag, weil es gleichzeitig das Patrozinium der Pfarr- und Wallfahrtskirche ist. Da wird auch die gelb-weiße Kirchenfahne aufgezogen. So kamen wie jedes Jahr wieder zahlreiche Marienverehrer aus nah und fern zu den Gottesdiensten und ließen ihre kunstvoll komponierten und gebundenen Kräuterund Blumenbüschel segnen.
Die Kräuterbüschel sollen der Überlieferung nach den Segen ins Haus tragen und die Bewohner vor Unwetter und Feuer bewahren. Bis zu 77 verschiedene Heilkräuter und Blumen werden in den Strauß gebunden, denn die 77 (zweimal die Sieben) ist eine heilige Zahl. Wegen der lang anhaltenden Trockenheit und der Hitze war dies in diesem Jahrhunderthochsommer jedoch kaum möglich.
Was man in den Büscheln sah, waren Goldrute, Basilikum, Bohnenkraut, Pfefferminze, Petersilie, Salbei, Schafgarbe, Thymian, Maggikraut, Weinblätter und Zitronenmelisse, verschiedene Getreidearten sowie Blumen wie Rosen, Sonnenblumen und natürlich als Krönung die Königskerze.
Das alte religiöse Brauchtum der Weihebüschel pflegt auch Maria Steiner aus Rindelbach. Für die 87Jährige ist Mariä Himmelfahrt ein echter Feiertag. „Ich bin gebürtig vom Oberland, und da ist das schon Tradition“, erzählt die praktizierende Katholikin, die aus der Nähe von Ehingen stammt: „Ich kenne das schon von meiner Großmutter.“
Unübersehbar und dominant in ihren beiden Sträußen (einen verschenkt sie) ist eine bestimmte Blumenart. „Dahlien liebe ich“, bekennt die Seniorin. Doch auch Bohnenkraut, Rainfarn, Buchs, Zwiebeln, verschiedene Gewürze und die Wetterkerze hat sie kunstvoll zusammengebunden.
Die Büschel hängen im ganzen Haus
„Das ist fast eine Zeremonie bei mir“, erklärt Maria Steiner. Heilkräuter wie Pfefferminze und Blumen hat sie selber im Garten. Getreide holt sie sich bei den Bauern auf dem Feld. „Ich denke, denen wird das auch zum Segen sein.“Das Kräuter- und Blumenbüschel hängt Maria Steiner im Wohnzimmer, in der Werkstatt, auf dem Dachboden und im Flur auf.
Wallfahrtspriester Pater Wolfgang Angerbauer, der den Gottesdienst gemeinsam mit den ComboniMissionaren Pater Otto Fuchs und Pater Alois Eder feierte, nannte in seiner Predigt Maria ein großes Vorbild und eine starke Fürsprecherin. „Durch die Heilkräuter und Blumen schenkst du uns Gesundheit und Freude“, sagte Pater Angerbauer, der die Kräuterbüschel segnete.