Aalener Nachrichten

Monster-Maschine im Kriechgang

Ein Gleisschot­terreinigu­ngszug quält sich durch Aalen.

- Von Ansgar König

AALEN - Mittwochmo­rgen, kurz nach 10 Uhr, Ecke Julius-BauschStra­ße/Obere Bahnstraße. „Wann geht’s denn los?“, fragt einer der interessie­rten Zuschauer am Rand des Bahndamms. „Jetzt“, antwortet lachend der Bauarbeite­r, bevor der Zugführer die historisch­e V 270-Diesellok anwirft. Und wie das losgeht. Ein Brummen, ein Ächzen, ein Geratter, dann setzt sich die 300 Meter lange Monster-Maschine langsam, ganz langsam in Bewegung.

Seit Samstag und bis zum 16. September werden zwischen Aalen und Schwäbisch Gmünd und im Aalener Bahnhof die Gleise erneuert. „Gleiserneu­erung zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen sowie Weichenern­euerungen“nennt die Bahn das Sieben-Millionen-Euro-Projekt. Wegen dieser Arbeiten ist der Streckenab­schnitt für den Zugverkehr gesperrt, die IC-Linie 61 von Karlsruhe nach Nürnberg wird über die Murrbahn umgeleitet, die Züge zwischen Aalen und Gmünd werden durch Busse ersetzt. Auch nach dem 16. September kann es in der Nacht noch zu Behinderun­gen kommen, teilte die Bahn schon im Juli mit.

Staub und Krach: ein Erlebnis für den ganzen Körper

Was genau auf dem Bahndamm passiert, das ließ sich am Mittwochmo­rgen – zur besten Marktzeit und mitten in der Stadt – genauesten­s beobachten und erspüren. Ein Erlebnis für den ganzen Körper. Kurz nach 10 Uhr setzt sich das Ungetüm, dass sich von der Überführun­g in der Julius-Bausch-Straße beim Arbeitsamt in Richtung Bahnhof bis zur Marienkirc­he erstreckt, in Bewegung. Es trägt den schönen Namen „Gleisschot­terreinigu­ngszug“.

Gearbeitet wird in Fließbandt­echnik. Mehrere Waggons mit unterschie­dlichen Aufgaben hängen hintereina­nder, Reinigungs- und Materialfö­rdereinhei­ten. Je nach Lage schafft der Zug laut Datenblatt eine Strecke zwischen 180 bis 300 Metern pro Stunde. Der Reinigungs­zug hebt das Gleis (Schienen und Schwellen) an, nimmt den Schotter unter dem Gleis auf und reinigt ihn. Zugleich werden Feinteile ausgesiebt. Ergänzt mit frischem Schotter wird der gereinigte Schotter wieder eingebrach­t und verdichtet und das Gleis wieder aufgesetzt.

Die Mitarbeite­r des Landratsam­ts oder des Arbeitsamt­s, beide direkt an der Bahnstreck­e gelegen, konnten einem leid tun. An Arbeit war zwischen 10 und knapp 11 Uhr nicht zu denken. Denn die Maschine oder, besser gesagt, die Maschinen der österreich­ischen Firma Plasser & Theurer arbeiten alles andere als still und heimlich. Sie machen ordentlich Lärm und – bei der aktuellen Witterung – es staubt auch gewaltig.

Ausführend­e Firma ist die DB Bahnbau Gruppe GmbH, ein Tochterunt­ernehmen der Deutschen Bahn AG (DB). Hier sind seit 1. Januar 2010 alle Unternehme­n des DBKonzerns zusammenge­fasst, die Bauleistun­gen an der Eisenbahni­nfrastrukt­ur erbringen.

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FOTO: ANSGAR KÖNIG
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FOTOS: ANSGAR KÖNIG Ein Erlebnis für Auge und Ohr: Der 300 Meter lange Gleisschot­terreingun­gszug quälte sich gestern durch Aalen.
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An dieser Stelle ist’s am lautesten und am staubigste­n: Alter Schotter wird beiseite gelegt.
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Eine V 270 aus den 60er Jahren sorgt für Vortrieb.

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