Sarah Anders gibt ihr Knochenmark
Die Lehrerin am Benedikt-Werkmeister-Gymnasium ist bei der DKMS registriert
NERESHEIM (ij) - Sarah Anders, Lehrerin am Werkmeister-Gymnasium in Neresheim, hat in den Sommerferien Knochenmark gespendet. Anders ist 38 Jahre alt und unterrichtet Deutsch und Englisch. Sie lebt in Bayern und ist dort bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert.
Drei Jahre nach ihrer Registrierung erreichte Anders die Nachricht, dass sie als Spenderin infrage komme. Beim Hausarzt wurde ihr Blut abgenommen, am Geburtstag ihres Mannes kam das Ergebnis: Sie kam als Spenderin infrage. Das machte sie stolz. Dann begann das Warten.
Mitten in den Pfingstferien, als Anders gar nicht mehr damit rechnete, erhielt sie die Nachricht, dass sie als Spenderin gebraucht werde. Wieder gab es eine Voruntersuchung, dieses Mal bei der DKMS. Dabei entscheidet sich, ob Stammzellen oder Knochenmark gespendet werden. Das entscheidet der Arzt des Empfängers.
Mit ihrem kleinen Sohn kam sie zur Voruntersuchung. Drei Stunden dauerten die Vorgespräche, ihr Sohn spielte so lange Weihnachtsmann, schob einen kleinen Holzwagen durch die Zimmer und verteilte Geschenke. Der Arzt erklärte Sarah Anders, was Stammzellen sind, und antwortete auf jede Frage. Stammzellen helfen nicht nur Leukämiekranken, sondern auch bei Autoimmunkrankheiten. Die Lehrerin wurde auf Herz, Milz, Bauchspeicheldrüse und Leber geprüft, damit Nebenwirkungen frühzeitig erkannt werden können. Nicht ganz 200 Milliliter Blut wurden in zehn verschiedenen Röhrchen abgenommen und im hauseigenen Labor untersucht.
Mitte Juni kam dann die Nachricht, dass Sarah Anders Stammzellen spenden darf. Als sie die Medikamente holte, traf sie auf zwei Spender, die gerade putzmunter darauf warteten, von ihren Lieben abgeholt zu werden. Sie berichteten, dass die Nebenwirkungen des Medikaments, um das Wachstum der Stammzellen anzuregen, sich nicht besonders von denen einer Erkältung unterschieden.
Ende Juni sollte Sarah Anders mit der Stimulierung der Stammzellen beginnen, doch dann kam die Absage, der Empfänger brauche zur Vorbereitung mehr Zeit. Nun wurde die Lehrerin nervös, der Familienurlaub stand vor der Tür, die Mutter erwartete nach einer Operation ihre Unterstützung. Also wurde die Spende um sechs Wochen verschoben.
Mitten in den Sommerferien begann Sarah Anders mit den Spritzen, die die Stammzellen stimulieren sollen. Doch ihr Körper reagierte, als hätte sie etwas Falsches gegessen. Die Finger der rechten Hand zitterten. Als die Symptome nicht besser wurden, rief sie bei der Stammzellenbank an. Statt Stammzellen sollte sie jetzt Knochenmark spenden. In dieser Situation wurde Anders Tag und Nacht von den Ärzten unterstützt.
Eine Operation unter Vollnarkose
Die Familie war in heller Aufregung. Von „kurz grippekrank“hatte sich die Spende zu einer Operation unter Vollnarkose entwickelt. Die Einweisung ins Krankenhaus ging dann sehr schnell. Die Operation sollte am darauffolgenden Tag sein. In der Nacht konnte Anders kaum schlafen, obwohl sie wie alle Knochenmarkspender auf der Privatstation lag.
Um 10 Uhr wurde sie in den OP geschoben. Als sie wieder aufwachte, zeigte die Uhr über der Tür 13 Uhr. Der Arzt schaute kurz vorbei und erzählte, dass ein Liter Knochenmark entnommen worden war. Am nächsten Tag durfte sie das Krankenhaus verlassen. Die Fahrtkosten übernahm wie zuvor die DKMS, die auch den Verdienstausfall ersetzt. Dazu bekommt jeder Spender eine Dankeskarte mit einem Essensgutschein.
Vier Tage nach der Spende war Sarah Anders zwar noch müde, kurzatmig und hatte zu den seltsamsten Zeiten einen Bärenhunger, aber sonst keine besonderen Einschränkungen. Die Kreuzschmerzen der ersten drei Tage waren weg, die Einstichstellen nässten nicht mehr und nach einer Woche konnte sie sogar wieder moderaten Sport machen.
In vier Wochen folgt die abschließende Blutuntersuchung, bis dahin sollten alle Werte wieder auf normal stehen. Ihr Fazit: „Vielleicht bekomme ich bald die Nachricht, dass ich einem Menschen das Leben gerettet habe. Das ist unbezahlbar!“