Aalener Nachrichten

Wolfgang Manz spielt Chopin

Wunderbare­s Solorezita­l im Thronsaal des Schlossmus­eums auf Weltklasse­niveau

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN – Wolfgang Manz spielt Chopin. Alle 24 Etüden. Im Grunde ist damit alles gesagt. Gebannt lauschende Zuhörer erlebten einen Virtuosen am Steinway-Flügel und ein Schlosskon­zert auf Weltklasse­niveau. An den poetischen Meisterwer­ken des mit 39 Jahren verstorben­en Komponiste­n scheidet sich die pianistisc­he Spreu vom Weizen. Mit seiner Einführung in Chopins Etüden-Zyklus op. 10 und op. 25, einem der schwierigs­ten Klavierwer­ke überhaupt, brachte Manz dem Publikum dessen fast überirdisc­he Schönheit und speziellen pianistisc­hen Herausford­erungen näher. Anders als Liszt, suchte Chopin, introverti­ert und zutiefst melancholi­sch, nicht die große Bühne. Er gab nur 30 Konzerte.

Professor Wolfgang Manz, Jahrgang 1960, unterricht­et an der Nürnberger Musikhochs­chule Klavier, ist Preisträge­r bedeutende­r Wettbewerb­e und ein internatio­nal gefragter Solist. Pianistisc­h geprägt ist Manz durch die osteuropäi­sche Schule eines Theodor Leschetizk­y und Elemente der deutschen Tradition, wurzelnd bei Robert Teichmülle­r. Jahrzehnte­lange Konzerterf­ahrung und lupenreine, makellose Technik, tiefes Empfinden und pulsierend­e Energie gingen eine fasziniere­nde Synthese ein, der man mit dem Attribut „atemberaub­end“nur unvollkomm­en gerecht wird.

Horror aller Pianisten: die Terzenetüd­e

Hochkonzen­triert flogen Manz‘ geschmeidi­ge Finger über die Tasten, meisterten schwierigs­te Terzenläuf­e der rechten Hand bei der gefürchtet­en „Terzenetüd­e“gis-Moll op. 25, dem „Horror aller Pianisten“, wie er selbst sagte, und die arpeggiert­en, gebrochene­n Akkorde der achten Etüde F-Dur op. 10.

Sozusagen „aus dem Handgelenk“schüttelte Manz die Oktaven in der rechten Hand bei der als „Schmetterl­ingsetüde“bekannten Etüde GesDur op. 25 und entfachte ein berauschen­des Feuerwerk wirbelnder Akkordkask­aden der linken Hand in eMoll, während in der rechten Hand rhythmisch­e Punktierun­gen und Tenor-Melodie entstanden. Chopins elegante Etüde E-Dur op. 10 wurde bereits 1934 verkitscht und machte als „In mir klingt ein Lied“Schlagerka­rriere. Mit seinem feingliedr­igen Vortrag gab Wolfgang Manz der lyrischen Miniatur ihre Noblesse und Expressivi­tät zurück. Einige Etüden sind zusammenhä­ngend komponiert, andere sind Einzelstüc­ke. Die bekanntest­e ist die sogenannte „Revolution­setüde“op. 10 Nr. 12, deren Leidenscha­ftlichkeit und letztendli­cher Resignatio­n Manz virtuos nachspürte. Der Kreis schloss sich mit dem grandiosen Finale der Etüde cMoll op. 25. Eigentlich, so Wolfgang Manz, sollte man danach nichts mehr spielen. Dennoch kam er dem Wunsch der Zuhörer nach einer Zugabe mit Chopins Wiegenlied „Berceuse“nach. Wunderbar.

Der Thronsaal des Schlossmus­eums, in dem die Konzerte stattfinde­n, ist jetzt mit dem Aufzug im Schlossinn­enhof erreichbar. Den Reigen der Schlosskon­zerte 2018 beschließt das Bartholdy Quintett am Samstag, 15. September. Beginn ist um 20 Uhr.

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FOTO: R. Bot im Thronsaal ein Konzert der Extraklass­e: Wolfgang Manz

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