Aalener Kinderklinik ist gerettet
Landrat Klaus Pavel verkündet Konzept mit zwei Standorten – „Diese Aussage ist auf Dauer“
AALEN - Auch künftig wird es im Ostalbkreis zwei Kinderkliniken geben: in Aalen und Mutlangen. Das hat Landrat Klaus Pavel am Freitagmittag verkündet. „Diese Aussage ist auf Dauer und wird Bestandteil der Konzeption der Kliniken Ostalb sein“, sagte Pavel. Demnach werden beide Standorte jeweils maximal 30 Betten haben, 20 davon für die allgemeine Versorgung und bis zu zehn für die intensivmedizinische Betreuung. Gegenüber der bisherigen Gesamtbettenzahl von 76 an den beiden Standorten Aalen und Mutlangen bedeutet dies eine Reduzierung um 16 Betten. Bei der Versorgung der Frühgeborenen werden die Level 1 und 2, wie geplant, in Mutlangen konzentriert.
Beide Kinderklinik-Standorte werden auch künftig, wie schon jetzt praktiziert, von einem Chefarzt geführt werden. Seine Aussagen, so betonte Pavel am Freitagmittag, beruhten auf einem Konzept, das nicht „von heute auf morgen entstanden sei“. Sie seien zudem mit Mitgliedern des Verwaltungsrats und des Kreistags abgestimmt.
Angebot weiterentwickeln
Pavel sagte weiter, am kommenden Montag werde er Gespräche mit Vertretern der Kreisärzteschaft und am Freitag kommender Woche mit Vertretern der niedergelassenen Kinderärzte führen. Anfang Oktober will er sich mit den Mitarbeitern der beiden Kinderkliniken treffen. Dabei sollen jeweils bisherige Erfahrungen sowie Bedarfe, Wünsche und Notwendigkeiten für die Zukunft erörtert werden. Denn die Zusage für den Fortbestand der beiden Kinderkliniken beinhalte auch den Willen, das kinder- und jugendmedizinische Angebot im Ostalbkreis weiterzuentwickeln und möglicherweise vorhandene Defizite dabei zu beseitigen. Konkret angedacht sind laut Pavel die Einrichtung einer Tagesklinik für Kinder und einer Kinderund Jugend-Psychosomatik im Ostalbkreis.
Pavel räumte ein, eigentlicher Zeitplan sei es gewesen, dass komplette Konzept für die künftige Struktur der Kliniken Ostalb, einschließlich der Kinderkliniken, nach einer am 10. November stattfinden Klausurtagung zu verkünden. Die Aufgeregtheiten der jüngsten Zeit hätten es aber angeraten erscheinen lassen, diesen Zeitplan jetzt zu durchbrechen.
Intern Mehrheit für Mutlangen
Pavel sagte außerdem, es habe Mitte August interne Wokshops zur künftigen kindermedizinschen Struktur im Ostalbkreis gegeben. Als es am Ende um die Frage gegangen sei, wo denn der Standort sein solle, falls wirklich nur ein Kinderklinik-Standort übrig bleiben sollte, habe es eine dünne Mehrheit für Mutlangen gegeben. Solche internen Überlegungen und Workshops, so Pavel weiter, seien aber ein völlig normaler Weg ohne jede Verbindlichkeit. Denn da gebe es immer noch den Ostalbkreis als Träger, den Verwaltungsrat und den Kreistag – „und mich als Landrat“. „Und wenn man mich kennt, weiß man, dass es meistens anders kommt als befürchtet“, so Pavel weiter. Der einräumte, gerade das Thema Kinderklinik sei innerhalb des gesamten zu diskutierenden Spektrums von einer hohen Sensibilität geprägt.
Pavel sagte weiter, obwohl es ihn gefreut hätte, man hätte den ursprünglich angedachten Zeitplan einhalten können, habe man jetzt die entstandene Verunsicherung beim Thema Kinderklinik von den Mitarbeitern wie von der gesamten Bevölkerung wegnehmen müssen. Und es dürfe deswegen auch keinen Konflikt Ost gegen West innerhalb des Landkreises geben, vielmehr gelte es, den Zusammenhalt des Ostalbkreises zu sichern und zu stärken. Und er wehrte sich gegen den Vorwurf von Stadtrat Roland Hamm in der jüngsten Sitzung des Aalener Gemeinderats, der frühere Krankenhausausschuss des Kreistags sei ein Geheimbund gewesen. „Es gibt beim Ostalbkreis keine Geheimbünde, das ist fast schon verletzend“, so Pavel.
An beiden Standorten, in Aalen und Mutlangen, werde künftig das klassische Angebot der kinder- und jugendmedizinischen Grundversorgung gleich sein, sagte der Landrat weiter. Mit dem Level 1 und 2 in der Frühgeborenversorgung biete man in Mutlangen eine Maximalversorgung an für einen Bereich, der weit über den Ostalbkreis hinausreicht. Ob dieses Angebot dauerhaft aufrecht erhalten werden könne, „weiß ich nicht“, so Pavel. Denn das allergrößte Problem sei hier die Personalfindung. „Alle Kliniken mit Level 1 und 2 haben Personalprobleme“, erklärte der Landrat. Insgesamt, so Pavel, werde die Reduktion der Bettenzahl an den Kinderkliniken auch die Personalsituation etwas entspannen. Denn die Personalvorhaltung und die Bettenzahl müssten stets übereinstimmen. Allerdings wäre es nicht gegangen, so machte Pavel in diesem Zusammenhang deutlich, die Kinderklinik nur auf einen Standort zu konzentrieren – nicht in Mutlangen und auch nicht in Aalen. „Der Ostalbkreis war vom ersten Tag an auf Dezentralität ausgerichtet.“Nichtsdestotrotz werde es Bereiche innerhalb der Kliniken Ostalb geben, „die wir zusammenlegen müssen“. Auch wenn es derzeit positive Signale für die wirtschaftliche Entwicklung der Kliniken in diesem Jahr gebe.
Täglicher Kampf um Dienstpläne
Der Vorstandsvorsitzende der Kliniken Ostalb, Axel Janischowski, sagte, die notwendige Geburtenzahl auf Level 1 von 14 habe man mit derzeit 16 Geburten in Mutlangen in diesem Jahr schon erreicht. „Das ist aber nicht das Problem – die Dienstpläne zu machen ist der tägliche Kampf.“Im Bereich von Level 1 sei eine 1:1-Besetzung 24 Stunden lang über sieben Tage nachzuweisen, und das ausschließlich mit hoch spezialisiertem Personal. Dieser hohe Qualitätsanspruch mit Nachweis auf allen Schichten sei, so Janischowski, „ein höchst ambitioniertes System“.
Nach Auskunft von Janischowski befinden sich die nächsten Kinderkliniken mit Level-1-Niveau in Winnenden, Ulm, Stuttgart, Schwäbisch Hall, Heilbronn, Augsburg, Würzburg und Ingolstadt. Pavel machte deutlich, wie dünn die Kinderklinik-Landschaft insgesamt vor allem in östlicher Richtung besiedelt ist. Weder der Landkreis Donau-Ries noch der Landkreis Dillingen verfügten über Kinderkliniken.