Neue Papierfabrik steht in vier Jahren
Planungen abgeschlossen – Wolfgang Palm hofft auf breite Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung
AALEN - Wolfgang Palm möchte, dass der Neubau seiner Papierfabrik am alten Standort in Neukochen von der Bevölkerung mitgetragen wird. Ein Grund, warum die ursprüngliche Planung in Teilen verändert wurde. Am Freitagabend hat er sie der Bürgerinitative vorgestellt. Für Dienstagabend lädt er zusammen mit Oberbürgermeister Thilo Rentschler und Unterkochens Ortsvorsteherin Heidi Matzik zu einer Bürgerversammlung ein.
Die neue Papierfabrik wird zu einem vollständigen Rückbau des bestehenden Werkes führen, selbst das Pförtnerhäuschen hat ausgedient. Die Detailplanungen lägen seit Ende August vor, sagt Wolfgang Palm bei einem Pressegespräch am Freitagnachmittag. Die Zeit davor hat der Geschäftführer des Familienunternehmens nach eigenen Angaben genutzt, um mit Bürgern und Kommunalpolitikern zu reden und deren Anregungen aufzugreifen. Dass er nicht bei allen Vorschlägen „Hurra“gerufen habe, räumt Palm offen ein. Aber es sei nun doch vieles eingeplant worden. Und immerhin soll die neue Papierfabrik auch technologisch ein Vorzeigebetrieb werden, sie soll wirtschaftlich sein und Arbeitsplätze am Standort sichern. Das zusammen führt zu Mehrkosten. Allein die Rohstoffhalle kostet zehn Millionen Euro. Darin laden die Lastwagen das Altpapier ab. Rechtlich sei eine solche Halle nicht vorgeschrieben, sagt Palm. Ein befestigter Platz hätte für die Anlieferung gereicht.
Erdwälle und Bäume dienen als Schutz
Der eigentlichen Papierfabrik vorgelagert ist das Papierrollenlager, also jene Halle, in der die fertigen Papierrollen lagern und auf ihren Abtransport warten. Diese Halle – mit begrüntem Dach – wird keine 25 Meter hoch. Zunächst war von 30 Metern die Rede. Außerdem wird die Halle etwa 20 Meter zurückversetzt, ein Erdwall und Bäume trennen sie von der Wohnbebauung jenseits der Aalener Straße. Im Lager geht es ruhig zu – kein Lärm.
Herzstück der 500-Millionen-Euro-Investition ist die neue Papiermaschine. Sie löst drei Maschinen ab. Am Freitag sei mit der Belegschaft der 50. Geburtstag der PM4 gefeiert worden, erzählt der Geschäftsführer. Die älteste Maschine stamme von 1956. Sie wurde Anfang der 80erJahre gebraucht in Neukochen aufgestellt. Alle drei Maschinen könnten die von Kunden gewünschte Papierbreite nicht mehr liefern. Und die neu Maschine? Auf Volllast gefahren schafft sie 750 000 Tonnen pro Jahr, was einer Verdoppelung der jetzigen Produktionsmenge entspricht. In Papierrollen ausgedrückt. Künftig verlassen das Werk in Neukochen jährlich bis zu 250 000 Papierrollen.
Wenig Lkw-Verkehr durch Unterkochen
Dass damit der Verkehr zunimmt, räumt Palm ein. Aber die Lastwagen sollen nicht mehr durch Unterkochen fahren. Die Zu- und Abfahrt zum und vom neuen Lkw-Parkplatz wird so angelegt, dass den Fahrern eigentlich gar nichts anderes übrig bleibt, als über die Bundesstraße und den Burgstallkreisel das Werk anzusteuern. Der Geschäftsführer hat ausrechnen lassen, dass die Palm bedienenden Laster mit 0,4 Prozent zum gesamten Verkehrsaufkommen auf der B19 in Unterkochen beitragen. Sie lägen damit unter der Wahrnehmungsgrenze.
Überhaupt der Lärm. Die Fabrik selbst werde komplett in Stahlbeton gebaut. Mit Hilfe dieser Schallschutzfunktion werde sie leiser als die bestehende Anlage. Leiser sein wird die Kläranlage. Das Abwasser werde so sauber sein wie bisher, in gewissen Bestandteilen sogar sauberer. Vollständig gelöst sei das Thema „Geruch“. Denn im neuen Betrieb lagerten die Klärschlämme in einem Bunker. Beladen werden die Lastwagen, die die Schlämme abtransportieren, in einer geschlossenen Halle.
Der Wasserbedarf pro Tonne halbiert sich
Zur Papierproduktion wird Wasser benötigt. Palm bedient aus dem Kocher. Bei einer Verdoppelung der Produktion müsste sich daher der Wasserbedarf verdoppeln. Doch der Geschäftsführer setzt auch hier auf den technologischen Fortschritt. „Wir werden unseren Wasserbedarf pro Tonne halbieren können“, sagt er. Sprich, die Fabrik holt weiterhin die gleiche Menge Wasser aus dem Fluss. Dank Voith breitet sich über der neuen Papierfabrik kein Wasserdampf mehr aus. Eine völlig neue Technologie schafft dies.
Zur neuen Fabrik gehört ein neues Kraftwerk. Rein theoretisch könnte damit der gesamte Ostalbkreis mit Strom versorgt werden. Mittels einer Gasturbine werden Dampf und Strom erzeugt. Beides wird zum Betreiben der Papierfabrik benötigt. Mit den Stromüberschüssen kann Palm Aalen versorgen. Der Vorteil dieser Gasturbine sei, mit ihr könnten Schwankungen im Netz abgefedert werden.
Und wann geht’s mit dem Bau los? Wolfgang Palm hofft auf die Baugenehmigung im März 2019. Mit dem Bau der Maschinenhalle soll dann im September kommenden Jahres begonnen werden. Zum 150-jährigen Bestehen der Firma Palm am 1. Mai 2022 werde die neue Fabrik nicht fertig sein, aber im September. Da soll dann gefeiert werden. Eine Bürgerversammlung zur neuen Papierfabrik ist am Dienstag, 18. September, ab 18 Uhr in der Festhalle in Unterkochen.