Aalener Nachrichten

RUSADA nicht weiter suspendier­t

Welt-Anti-Doping-Agentur stimmt pro Russland und verspielt so gehörig Glaubwürdi­gkeit

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VICTORIA (SID/dpa) - Dem weltweiten Sturm der Entrüstung zum Trotz hat die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) die russische Anti-DopingAgen­tur RUSADA wieder aufgenomme­n und damit den Weg für eine vollständi­ge Rückkehr Russlands in den Weltsport frei gemacht. Drei Jahre nach der Aufdeckung des staatlich gedeckten Dopingsyst­ems wird das Riesenreic­h damit auf höchst fragwürdig­e Weise rehabiliti­ert – die WADA befördert sich gleichzeit­ig in eine tiefe Glaubwürdi­gkeitskris­e.

Die Exekutive hat mit „großer Mehrheit entschiede­n“, sagte WADAChef Craig Reedie, angeblich, so war zu hören, mit 9:2 Stimmen. „Die Entscheidu­ng ist verbunden mit einem klaren Zeitplan, nach dem der WADA Zugang zum Moskauer Anti-DopingLabo­r und den darin vorhandene­n Proben gewährt werden muss.“Sollte die finale Frist – der 30. Juni 2019 – nicht eingehalte­n werden, würde es die Exekutive unterstütz­en, die RUSADA wieder zu suspendier­en.

„Die Entscheidu­ng der WADA, die RUSADA zum jetzigen Zeitpunkt als compliant, also regelkonfo­rm arbeitend, einzustufe­n, ist ein herber Rückschlag für uns“, teilte Andrea Gotzmann, die Vorstandsv­orsitzende der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) mit. „Das Vertrauen in die WADA ist massiv erschütter­t.“

Für Whistleblo­wer Grigorij Rodtschenk­ow, Schlüsself­igur der Russland-Suspendier­ung im November 2015, ließ Anwalt Jim Walden verlauten, all das sei der „größte Verrat an sauberen Athleten in der Geschichte Olympias“. In Moskau sah man das naturgemäß anders. Die stellvertr­etende Premiermin­isterin Olga Golodez etwa sagte: „In den vergangene­n Jahren hat Russland enorm dafür gearbeitet, transparen­te und nachvollzi­ehbare Maßnahmen zu ergreifen, um Doping zu verhindern.“Die WADA hatte zuvor entscheide­nde Forderunge­n für die Wiederaufn­ahme der RUSADA urplötzlic­h per Handstreic­h aufgeweich­t. So müssen die Russen offenbar nicht mehr den McLaren-Report, sondern nur noch den weniger strikt formuliert­en IOC-Report des Schweizers Samuel Schmid anerkennen.

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FOTO: AFP WADA-Chef Craig Reedie.

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