Wenn’s wieder knallt in Aalens letzter „Parkbude“
Das Parkhaus Reichsstädter Markt ist als einziges noch nicht saniert worden, obwohl es dringend nötig wäre
AALEN - Es ist der falsche Bruchteil einer Sekunde, es sind wenige Millimeter, an denen es am Ende buchstäblich hängt: An der dritten, vielleicht auch vierten Auffahrtsrampe erwischt der Fahrer des schwarzen Mercedes Kombi das linke seitliche Betonmäuerchen, der Schlag dabei ist unüberhörbar. Und mit einer breiten, eingedellten Schramme vom Radkasten bis weit in die Tür hinein kurvt er weiter nach oben, scheinbar mit stoischer Abgeklärtheit, innerlich vermutlich aber kochend vor Wut. Ein Einzelfall? Nein. Eher nicht ungewöhnlich im Parkhaus Reichsstädter Markt, der letzten alten Aalener „Parkbude“seit der gelungenen Sanierung der Tiefgaragen Rathaus und Spritzenhausplatz.
Den Schreiber dieser Zeilen hat die so beobachtete Szene an sein eigenes Schicksal wenige Wochen zuvor erinnert: ebenfalls der Bruchteil einer Sekunde und wenige Millimeter, weil die Sonne geblendet hat, Betonmäuerchen erwischt, Reifen mit lautem Knall geplatzt, das Blech zum Glück aber weitgehend noch heil. Und das, obwohl er seit vielen Jahren Dauerparker im Reichsstädter Markt ist und das von vielen als „brutal eng“beschriebene Parkhaus mehrmals am Tag durchfährt.
Lackspuren als Zeugen
Was darin so abgeht, davon legen vor allem die Ecken und Kanten jener so gefürchteten, seitlichen Betonmäuerchen an den engen Auffahrtsrampen sichtbar Zeugnis ab: Lackspuren aller Couleur sind zu entdecken, schwarzer Reifenabrieb – hochkant, wohlgemerkt. Und wer Tag für Tag, Jahr für Jahr das Parkhaus benutzt, dem ist das Geräusch, wenn von irgendwo her wieder ein lauter Schlag oder Knall durch die Etagen hallt, nicht fremd.
Eigentlich beginnt die Misere schon bei der Einfahrt: eine 180Grad-Kurve, in der man dann – je nach Lichtverhältnissen – manchmal zumindest gefühlsmäßig im Dunkeln landet. Was schon deshalb nicht ohne ist, weil die erste Stellplatzreihe drinnen scharf rechts nach der Einfahrt als Frauenparkplätze ausgewiesen ist. Mütter laden hier ihre
„Wir wissen nicht, wohin die Reise hier gehen soll“,
Kinderwagen ein und aus, logischerweise damit auch ihre Kinder. Wofür es schon hier viel zu eng ist. Ist der Kinderwagen aus dem Auto raus, steht er eigentlich schon mitten auf der Fahrfläche. Auf der sich wiederum jeder Einfahrende schon deshalb tunlichst äußerst rechts halten muss, damit er die Auffahrtsrampe mit dem notwendigen ausholenden Einschlag nehmen kann. Sonst – genau – knallt’s schon hier.
Vor allem ortsunkundige – sprich auswärtige – Benutzer des Parkhauses tun sich, so die regelmäßige Beobachtung, mit den engen Verhältnisse verdammt schwer. Zum Teil mehrmaliges Rangieren inklusive, um überhaupt nach oben zu kommen. Vom Versuch, das Auto auf den ebenfalls „brutal engen“Stellflächen, die nach innen liegen, zu parken, ganz zu schweigen. Die sind eigentlich eh nur was für Kleinwagenbesitzer. Wenn man’s weiß.
„Wir wissen, dass das Parkhaus Reichsstädter Markt gegenüber den anderen Parkhäusern und Tiefgaragen abfällt“, sagt Igor Dimitrijoski, der Pressesprecher der Stadtwerke, sagt Igor Dimitrijoski, der Pressesprecher der Stadtwerke. die unter anderem das Parkhaus Reichsstädter Markt betreiben. Andererseits: Es sei zwar eng und der optische Eindruck sei nicht mehr gut, so Dimitrijoski, aber es funktioniere technisch und sei benutzbar. Für dieses Parkhaus habe es immer wieder Ideen für Sanierungen wie bei den anderen Parkhäusern gegeben, die seien aber inzwischen hinten angestellt worden. Denn: „Wir wissen nicht, wohin die Reise hier gehen soll. Wir wissen nur, dass in mittelfristiger Zukunft hier etwas passieren muss.“
Sanierung oder Abriss?
Die Alternativen, so Dimitrijoski, seien eine Sanierung oder ein Abriss mit einem anschließenden Neubau. Für beide Varianten gebe es Pro und Contra, aber darüber werde derzeit überhaupt nicht nachgedacht. „Wir beraten das Thema derzeit gar nicht, sind also nicht mal am Anfang von konkreten Überlegungen“, sagt Dimitrijoski weiter. Und räumt ein, dass eine Lösung für das Parkhaus Reichsstädter Markt aus verschiedenen Gründen nicht einfach werden dürfte.
Bekanntermaßen seien die Autos inzwischen vielfach „gewachsen“. Man müsste die Stellflächen dementsprechend also ebenfalls breiter machen. Ob dies im Reichsstädter Markt bei einer Sanierung aus konstruktiven Gründen überhaupt möglich wäre, ist unklar. Außerdem, so Dimitrijoski, würden breitere Stellflächen am Ende auch weniger Parkplätze bedeuten.
Wohin mit den Dauerparkern?
Zudem ist das Parkhaus Reichsstädter Markt das mit dem höchsten Anteil an Dauerparkern. Wäre es über einen längeren Zeitraum geschlossen oder würde es abgerissen und neu gebaut werden, müsste man den Dauerparkern aber ein Ausweichangebot machen. Nur wo? Eine gute Frage, denn derzeit können die Stadtwerke bei Anfrage nirgends Dauerparkplätze mehr anbieten, auch nicht auf offenen Flächen. Unter anderem auch deshalb, weil man ein ausreichendes Parkangebot vorhalten wolle, so Dimitrijoski. Das Parkhaus Reichsstädter Markt verfügt über insgesamt 409 Stellplätze. 190 davon sind an Dauerparker vermietet.
Ach übrigens: Am Tag, als diese Zeilen vollends geschrieben wurden, hat’s eine Frau erwischt. Mittags. Beim rückwärts Ausparken hat sie die linke Seite des neben ihr stehenden Autos geschrammt. Frauenparkplätze, innen liegend. Weil vor allem auch die so „brutal eng“sind...