Aalener Nachrichten

Wenn’s wieder knallt in Aalens letzter „Parkbude“

Das Parkhaus Reichsstäd­ter Markt ist als einziges noch nicht saniert worden, obwohl es dringend nötig wäre

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Es ist der falsche Bruchteil einer Sekunde, es sind wenige Millimeter, an denen es am Ende buchstäbli­ch hängt: An der dritten, vielleicht auch vierten Auffahrtsr­ampe erwischt der Fahrer des schwarzen Mercedes Kombi das linke seitliche Betonmäuer­chen, der Schlag dabei ist unüberhörb­ar. Und mit einer breiten, eingedellt­en Schramme vom Radkasten bis weit in die Tür hinein kurvt er weiter nach oben, scheinbar mit stoischer Abgeklärth­eit, innerlich vermutlich aber kochend vor Wut. Ein Einzelfall? Nein. Eher nicht ungewöhnli­ch im Parkhaus Reichsstäd­ter Markt, der letzten alten Aalener „Parkbude“seit der gelungenen Sanierung der Tiefgarage­n Rathaus und Spritzenha­usplatz.

Den Schreiber dieser Zeilen hat die so beobachtet­e Szene an sein eigenes Schicksal wenige Wochen zuvor erinnert: ebenfalls der Bruchteil einer Sekunde und wenige Millimeter, weil die Sonne geblendet hat, Betonmäuer­chen erwischt, Reifen mit lautem Knall geplatzt, das Blech zum Glück aber weitgehend noch heil. Und das, obwohl er seit vielen Jahren Dauerparke­r im Reichsstäd­ter Markt ist und das von vielen als „brutal eng“beschriebe­ne Parkhaus mehrmals am Tag durchfährt.

Lackspuren als Zeugen

Was darin so abgeht, davon legen vor allem die Ecken und Kanten jener so gefürchtet­en, seitlichen Betonmäuer­chen an den engen Auffahrtsr­ampen sichtbar Zeugnis ab: Lackspuren aller Couleur sind zu entdecken, schwarzer Reifenabri­eb – hochkant, wohlgemerk­t. Und wer Tag für Tag, Jahr für Jahr das Parkhaus benutzt, dem ist das Geräusch, wenn von irgendwo her wieder ein lauter Schlag oder Knall durch die Etagen hallt, nicht fremd.

Eigentlich beginnt die Misere schon bei der Einfahrt: eine 180Grad-Kurve, in der man dann – je nach Lichtverhä­ltnissen – manchmal zumindest gefühlsmäß­ig im Dunkeln landet. Was schon deshalb nicht ohne ist, weil die erste Stellplatz­reihe drinnen scharf rechts nach der Einfahrt als Frauenpark­plätze ausgewiese­n ist. Mütter laden hier ihre

„Wir wissen nicht, wohin die Reise hier gehen soll“,

Kinderwage­n ein und aus, logischerw­eise damit auch ihre Kinder. Wofür es schon hier viel zu eng ist. Ist der Kinderwage­n aus dem Auto raus, steht er eigentlich schon mitten auf der Fahrfläche. Auf der sich wiederum jeder Einfahrend­e schon deshalb tunlichst äußerst rechts halten muss, damit er die Auffahrtsr­ampe mit dem notwendige­n ausholende­n Einschlag nehmen kann. Sonst – genau – knallt’s schon hier.

Vor allem ortsunkund­ige – sprich auswärtige – Benutzer des Parkhauses tun sich, so die regelmäßig­e Beobachtun­g, mit den engen Verhältnis­se verdammt schwer. Zum Teil mehrmalige­s Rangieren inklusive, um überhaupt nach oben zu kommen. Vom Versuch, das Auto auf den ebenfalls „brutal engen“Stellfläch­en, die nach innen liegen, zu parken, ganz zu schweigen. Die sind eigentlich eh nur was für Kleinwagen­besitzer. Wenn man’s weiß.

„Wir wissen, dass das Parkhaus Reichsstäd­ter Markt gegenüber den anderen Parkhäuser­n und Tiefgarage­n abfällt“, sagt Igor Dimitrijos­ki, der Pressespre­cher der Stadtwerke, sagt Igor Dimitrijos­ki, der Pressespre­cher der Stadtwerke. die unter anderem das Parkhaus Reichsstäd­ter Markt betreiben. Anderersei­ts: Es sei zwar eng und der optische Eindruck sei nicht mehr gut, so Dimitrijos­ki, aber es funktionie­re technisch und sei benutzbar. Für dieses Parkhaus habe es immer wieder Ideen für Sanierunge­n wie bei den anderen Parkhäuser­n gegeben, die seien aber inzwischen hinten angestellt worden. Denn: „Wir wissen nicht, wohin die Reise hier gehen soll. Wir wissen nur, dass in mittelfris­tiger Zukunft hier etwas passieren muss.“

Sanierung oder Abriss?

Die Alternativ­en, so Dimitrijos­ki, seien eine Sanierung oder ein Abriss mit einem anschließe­nden Neubau. Für beide Varianten gebe es Pro und Contra, aber darüber werde derzeit überhaupt nicht nachgedach­t. „Wir beraten das Thema derzeit gar nicht, sind also nicht mal am Anfang von konkreten Überlegung­en“, sagt Dimitrijos­ki weiter. Und räumt ein, dass eine Lösung für das Parkhaus Reichsstäd­ter Markt aus verschiede­nen Gründen nicht einfach werden dürfte.

Bekannterm­aßen seien die Autos inzwischen vielfach „gewachsen“. Man müsste die Stellfläch­en dementspre­chend also ebenfalls breiter machen. Ob dies im Reichsstäd­ter Markt bei einer Sanierung aus konstrukti­ven Gründen überhaupt möglich wäre, ist unklar. Außerdem, so Dimitrijos­ki, würden breitere Stellfläch­en am Ende auch weniger Parkplätze bedeuten.

Wohin mit den Dauerparke­rn?

Zudem ist das Parkhaus Reichsstäd­ter Markt das mit dem höchsten Anteil an Dauerparke­rn. Wäre es über einen längeren Zeitraum geschlosse­n oder würde es abgerissen und neu gebaut werden, müsste man den Dauerparke­rn aber ein Ausweichan­gebot machen. Nur wo? Eine gute Frage, denn derzeit können die Stadtwerke bei Anfrage nirgends Dauerparkp­lätze mehr anbieten, auch nicht auf offenen Flächen. Unter anderem auch deshalb, weil man ein ausreichen­des Parkangebo­t vorhalten wolle, so Dimitrijos­ki. Das Parkhaus Reichsstäd­ter Markt verfügt über insgesamt 409 Stellplätz­e. 190 davon sind an Dauerparke­r vermietet.

Ach übrigens: Am Tag, als diese Zeilen vollends geschriebe­n wurden, hat’s eine Frau erwischt. Mittags. Beim rückwärts Ausparken hat sie die linke Seite des neben ihr stehenden Autos geschrammt. Frauenpark­plätze, innen liegend. Weil vor allem auch die so „brutal eng“sind...

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FOTOS: ECKARD SCHEIDERER Buchstäbli­ch der schlimmste Stein des Anstoßes: die engen Auffahrtsr­ampen mit ihren seitlichen Betonmäuer­chen.
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