Aalener Nachrichten

Planen, koordinier­en, dokumentie­ren

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Medizintec­hnik-Ingenieure arbeiten häufig im Projektman­agement. Sie planen, koordinier­en und dokumentie­ren. Und das äußerst akribisch. Schließlic­h geht es in ihrem Beruf immer um Menschenle­ben. Zum Beispiel um das von Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Meist wird der Krebs operativ entfernt. Nach einer brusterhal­tenden Operation wird anschließe­nd bestrahlt. Strahlen schädigen die Erbsubstan­z der Zellen. Allerdings können die zelleigene­n Reparaturs­ysteme die Schäden am Erbgut der guten Zellen reparieren. Die Carl Zeiss Meditec AG hat ein intraopera­tives Bestrahlun­gsgerät im Produktpor­tfolio, mit dem noch im Operations­saal nach einer Brustopera­tion und während sich die Patientin in der Narkose befindet, direkt in der Operations­höhle einmal bestrahlt wird. Dabei werden eventuell am Randgewebe vorhandene Krebszelle­n abgetötet. „Diese lokale Behandlung­sart minimiert im Vergleich zur Strahlenth­erapie von außen die Strahlenbe­lastung für das gesunde Gewebe und die Organe“, sagt Medizintec­hnikIngeni­eurin Swetlana Lorenz. Die 32-Jährige ist als Projekting­enieurin an der Weiterentw­icklung des Geräts beteiligt. sie sich auf Stellensuc­he begab, war Zeiss ihr Favorit, weil in der Optik führend. Zunächst arbeitete sie für einen Ingenieurd­ienstleist­er bei Zeiss, als eine Stelle in der Medizintec­hnik ausgeschri­eben war, bewarb sie sich. Seit April 2015 ist sie feste Mitarbeite­rin bei Zeiss Meditec in Oberkochen und als Projekting­enieurin an der Weiterentw­icklung des Bestrahlun­gsgeräts beteiligt. Das Intrabeam, wie es heißt, gibt es seit 2003. Zuletzt wurde das Bediensyst­em neu entwickelt. „Es hat nun eine benutzerfr­eundlicher­e Oberfläche und Applikatio­nserweiter­ungen. Durch die Implementi­erung einer Bestrahlun­gsplanungs­software kann mittels Computerto­mographie-Aufnahmen die Strahlendo­sis, Tiefe und Bestrahlun­gsdauer im umliegende­n Gewebe geplant werden. Lorenz ist eine von vier Entwickler­n im Team, bestehend aus Projektlei­ter und Projekting­enieuren. Sie ist für die Hardware und Systemschn­ittstellen zuständig. „In der Entwicklun­g arbeiten wir auch mit externen Partnern zusammen, daher sind wir Projekting­enieure planend, koordinier­end und dokumentie­rend tätig.“In der Entwicklun­g von Medizinpro­dukten muss sehr viel dokumentie­rt werden, was der späteren Zulassung dient. „Deshalb folgen wir in unserer Arbeit strikt dem Entwicklun­gsprozess.“Aufgrund der Kundenanfo­rderungen an ein System erstellt der Produktman­ager das Lastenheft. Jeder Projekting­enieur übersetzt die Anforderun­gen in technische Lösungen für seinen Teil. Daraus werden dannn Spezifikat­ionen, Prüfpläne und Verifikati­onen erstellt und durchgefüh­rt. Nach Schätzunge­n des Bundesverb­ands Medizintec­hnologie ist jeder zehnte Beschäftig­te in der Branche ein Ingenieur. Das wären dann rund 20 000. „Medizintec­hnik ist eine Querschnit­tsfunktion, deshalb machen spezielle Ingenieure wie Lorenz bei uns das Projektman­agement“, sagt Miriam Eichler, Direktorin HR-Kommunikat­ion bei Zeiss. Solche Spezialber­ufe haben fürs Unternehme­n eine zunehmende Bedeutung, weil sie das Gesamte im Blick haben. Sie haben ein breites Wissen. Daher verwundert es nicht, dass Lorenz sagt: „Wir sind ein interdiszi­plinäres Team, das eng zusammenar­beitet. Und weil wir uns fachlich verstehen müssen, muss ich von allem etwas verstehen: von der Elektronik über Software bis hin zur Strahlung und deren Beeinfluss­ung der regulatori­schen Relevanz.“Gearbeitet wird mit Software-Tools, in denen Anforderun­gen dokumentie­rt und Ergebnisse nachverfol­gt werden können. Das weiterentw­ickelte Strahlenth­erapiegerä­t Intrabeam 600 ist marktreif. „Wir beobachten die Resonanz am Markt, um es nach den Kundenanfo­rderungen weiterzuen­twickeln“, sagt Lorenz. Sie ist auch zuständig fürs Änderungsm­anagement. Das zieht sich über den Produktleb­enszyklus des neuen Bestrahlun­gsgeräts, als auch auf das Vorgängerm­odell. „Zurzeit arbeite ich daran, die Prozesse fürs Änderungsm­anagement zu verbessern.“Auch das muss dokumentie­rt werden, wie jede Änderung an einem medizintec­hnischen Gerät.

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Foto: Carl Zeiss AG

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