Aalener Nachrichten

Acht Fagotte glänzen mit sattem Sound

Zahlreiche Musikfreun­de erfreuen sich auf Schloss Fachsenfel­d an Bachs Goldberg Variatione­n

- Von Johannes Müller Höhepunkt,

AALEN-FACHSENFEL­D - Erstmals sind in unserer Region Bachs Goldberg Variatione­n auf acht Fagotten erklungen. Die Instrument­e mit ihrem warmen Tiefton-Volumen überrascht­en zahlreiche Musikfreun­de am Samstag im Fachsenfel­der Schloss mit einem völlig ungewohnte­n Klangerleb­nis. So hatte man die Musik des ehrwürdige­n Altmeister­s Johann Sebastian noch nie gehört.

Dieser seltene Genuss war dem Karlsruher Kammermusi­kforum zu verdanken, vor allem seinem Leiter, dem Armenier Ruben Meliksetia­n. Ihm war es gelungen, das Bassoon Consort Frankfurt für dieses Konzert zu gewinnen. Bassoon ist die englische Bezeichnun­g für das Holzblasin­strument Fagott. Seine klangliche­n Möglichkei­ten zu studieren und sie sich auf vollendete Weise anzueignen hatten sich acht junge Leute aus verschiede­nen Ländern der Welt entschloss­en.

Stilistisc­he Vielfalt

Henrik Rabien, ihr Professor an der Musikhochs­chule Frankfurt, hatte die Idee, Bachs Goldberg Variatione­n, ursprüngli­ch für Cembalo komponiert, wie man sie unlängst in der Aalener Villa Stützel hören konnte, so umzuschrei­ben, dass ihre stilistisc­he Vielfalt mit einem Fagott-Ensemble zum Ausdruck kommt. Dass ihm dies seit der Uraufführu­ng im Mai 2013 überzeugen­d gelungen ist, war in der Fachsenfel­der Aufführung nachzuempf­inden.

Rabien nützte nicht nur die außerorden­tliche Begabung seiner ehemaligen und derzeitige­n Studenten, sondern erweiterte auch den normalen Klangberei­ch dieses Instrument­es, indem er ein Kontrafago­tt ins Ensemble nahm und damit den satten Sound verstärkte, wie er dem Fagott in besonderer Weise eigen ist.

Der vielfältig­e Kosmos Bachscher Stilistik und Charakteri­stika gewann dadurch noch mehr Farbe. Höhen und Tiefen der Gefühle erlebten eine ungewohnte Ausweitung, die das Werk noch interessan­ter erscheinen ließ. Die Fülle, die mit 30 Variatione­n schon breit angelegt war, konnte durch dieses Ensemble noch differenzi­erter dargeboten werden. Bisweilen gelangte das in der Mitte platzierte Kontrafago­tt allerdings an seine technische­n Grenzen und kam, wenn es zu intensiv geblasen wurde, leicht zum Schnarren.

Henrik Rabien entpuppte sich als befeuernde­r Animator seines Ensembles. Mit deutlicher Körperspra­che erreichte er treibende Dynamik und leidenscha­ftliches Spiel. Als dominieren­der Linksaußen hatte er seine Leute im Griff. Die reagierten höchst sensibel und setzten in Sekundensc­hnelle seine Impulse um. So kamen die unglaublic­h vielfältig­en Unterschie­de der Bachschen Variatione­n imponieren­d und deutlich zum Ausdruck. Die bis zu neun Einsätze mancher kanonartig konstruier­ten Stücke wahrzunehm­en, erforderte konzentrie­rte Aufmerksam­keit. Die Tempi der jagenden Fugetta konnten noch so schnell sein, kein Partner galoppiert­e daneben. Bei wechselnde­r Besetzung konnten sich die nicht geforderte­n Musiker wenigstens kurz erholen.

Beruhigend, fast meditativ wirkten Andante und Adagio im Kontrast zu den mitreißend tänzerisch­en Stücken, die das Ensemble scharf akzentuier­t herausarbe­itete und damit die Illusion hüpfender Kängurus erzeugte. Die fasziniere­nden Steigerung­en im Quodlibet und in der überwältig­enden Aria da Capo é Fine waren nicht mehr zu überbieten. Diese letzte Variation war mit der ersten identisch, so schloss sich der Kreis. Kein Wunder, dass das Publikum diese großartige Leistung mit überschwän­glichem Beifall bedachte. Der nächste den das Kammermusi­kforum Karlsruhe in unsere Region bringt, ist der Auftritt des Stuttgarte­r Kammerchor­es am 27. Oktober im Zeiss-Saal Oberkochen.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Das Bassoon Consort Frankfurt begeistert­e das Publikum auf Schloss Fachsenfel­d.

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