Bescheidene, aber hartnäckige Kämpferin
Ute Schlipf erhält den vierten Erna-Schüßler-Preis des Arbeitskreises sozialdemokratischer Frauen
ABTSGMÜND - Alle zwei Jahre verleiht der Arbeitskreis sozialdemokratischer Frauen (AsF) Ostalb den Erna-Schüßler-Preis an eine Frau, die sich überdurchschnittlich ehrenamtlich im kommunalen und sozialen Bereich engagiert. Am Samstagabend ist dieser Preis in der Zehntscheuer an Ute Schlipf aus Hohenstadt vergeben worden.
Es gab keinen freien Platz mehr in der Abtsgmünder Zehntscheuer, als der Erna-Schüßler-Preis zum vierten Mal vergeben wurde. Nicht nur die Familienmitglieder, Freunde und Wegbegleiter von Ute Schlipf waren gekommen, sondern auch ehemalige Mandatsträger der Ostalb-SPD wie Marga Elser und Alfred Geisel und Kollegen aus dem Gemeinderat. Sie habe selten eine Frau kennengelernt, die sich so eindrucksvoll und mutig engagiere und sich dabei immer selbst zurückstelle und nie in den Vordergrund dränge, betonte Sonja Elser vom AsF-Vorstand.
Dorothee Irion-Ulmer stellte vor der Preisverleihung das Leben und Wirken von Erna Schüßler vor. Schüßler war Mitbegründerin der AsF Ostalb und seit ihrer ersten Wahl 1975 in den Gemeinderat von Adelmannsfelden kommunalpolitisch tätig und stets eine frühe Kämpferin für die berufliche Gleichberechtigung von Frauen.
Mit viel Elan aktiv in vielen Bereichen
Die vierte Preisträgerin Ute Schlipf wurde 1960 in Aalen geboren und studierte nach dem Abitur in Wasseralfingen an der Universität Ulm Humanmedizin mit Abschluss und Approbation. Sie ist seit 1987 mit dem Arzt Wolfgang Schlipf verheiratet, hat vier Kinder und wohnt in Hohenstadt. Sie war an den Grundschulen in Hohenstadt und Abtsgmünd sowie am Kopernikus-Gymnasium im Elternbeirat aktiv, war Gründungsmitglied beim Grundschulförderverein Hohenstadt, beim Förderverein der Bibliothek Abtsgmünd, beim lokalen Teilhabekreis Abtsgmünd und seit Februar 2014 vor allem beim Freundeskreis Asyl Abtsgmünd. Beim Grundschulförderverein Hohenstadt, beim Förderverein der Bibliothek sowie beim Freundeskreis Asyl ist sie bis zum heutigen Tag mit viel Elan die Vorsitzende. Seit März 2015 ist sie auch Sprecherin im Flüchtlingsrat Baden-Württemberg. Als Gemeinderätin vertritt sie seit 2004 die Interessen von Hohenstadt und der Gesamtgemeinde.
Die Laudatio hielt Dekanin Ursula Richter. Tiefgründig ging sie auf Ute Schlipf und ihr beispielloses Engagement, vor allem im Zusammenhang mit dem Freundeskreis Asyl Abtsgmünd, ein. Dort habe sie ein tragfähiges Netz aufgebaut. Dieses halte bis heute als Netz aus Mitmenschlichheit, Fürsorge für die Schwachen und gelebter Nächstenliebe. Neben der Unterstützung der Flüchtlinge bestehe auch Kontakt zu Abgeschobenen oder freiwillig Ausgereisten.
Kein Weg zu weit, keine Mühe zu groß
Kein Weg zu Behörden sei ihr zu weit, so Richter, Schlipf gebe Mathematikund Deutschnachhilfe, einen Flüchtling fahre sie nach Tannhausen, damit dieser dort seine Ausbildung machen könne. Inzwischen hätten einige Flüchtlinge auch Aufnahme in ihre Familie gefunden, betonte Richter. Dazu gehörten, neben den vier eigenen Kindern nun ein Pflegesohn, der als 16-Jähriger in die Familie gekommen sei, sowie inzwischen ein gambischer Schwiegersohn. Das ehrenamtliche Engagement sei unglaublich, man könne gar nicht alles aufzählen, was Ute Schlipf geleistet habe und immer noch leiste.
Grußworte überbrachten Bürgermeister Armin Kiemel, Vera Kohlmeier-Keyser vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg sowie die SPDFraktionsvorsitzende im Abtsgmünder Gemeinderat Marlies Büker. Kiemel hofft, dass sich viele Jüngere vom Wirken der Preisträgerin zu mehr ehrenamtlichem Engagement inspirieren lassen werden. Kohlmeyer-Kayser hob die Beharrlichkeit von Ute Schlipf hervor. Büker sagte, dass Ute Schlipf mit ihrer Arbeit im Freundeskreis Asyl vor allem das Gesicht der Welt in Abtsgmünd verändert habe.
Ute Schlipf bedankte sich bei ihrer Familie, allen Freunden und Zeitgenossen für die Unterstützung. Sie habe bisher noch nichts vom Leben Erna Schüßlers gewusst, sagte sie. Sie habe sich aber über diese ungewöhnliche Frau informiert und nach dem heutigen Tag mache es sie besonders stolz, diesen Preis zu erhalten. Den musikalischen Rahmen setzte das Duo Latin Flair mit Veronica Gonzales und Markus Büttner.