Afrika ins Rampenlicht
Der Konstanzer Intendant Christoph Nix und OB Rentschler diskutieren am Theater über mögliche Hilfen
AALEN - „Wir geben nicht nur was, wir haben auch was davon.“So kurz und knapp fasst Christoph Nix das zusammen, was der Verein Theater in Afrika rund um das Konstanzer Stadttheater bewogen hat, zu helfen. Der Konstanzer Intendant hat im Rahmen von „Theater trifft...“am Samstagabend im Wi.Z mit Aalens OB Thilo Rentschler über mögliche Hilfen für Afrika diskutiert. Kurzum: Es wurde ein Plädoyer für die Entwicklungshilfe im Kleinen.
Aalens Intendant Tonio Kleinknecht, Moderator des Abends, hatte vorab gestanden, dass die Entscheidung des Aalener Gemeinderats, eine Freundschaft mit Vilankulo in Mosambik zu schließen, seiner Meinung nach die beeindruckendste war, seit er in Aalen ist.
„In kürzester Zeit etwas Beispielgebendes schaffen“
OB Rentschler holte sogar noch weiter aus und blickte auf die städtischen Hilfen im türkischen Antankya zurück, die gezeigt hätten, dass „wir in der Lage sind, mit unseren Möglichkeiten in kürzester Zeit etwas Beispielgebendes zu schaffen“. Schlüsselerlebnis sei für ihn gewesen, als eine mosambikanische Delegation vor 200 Aalener Schülern die Situation in ihrem Land geschildert habe. „Diese Schüler, zehn bis 15 Jahre alt, sind die, die sich in Zukunft mit diesem Problem herumschlagen müssen“, so Rentschler, Afrika sei ein „aufwachender Kontinent, der viele Probleme hat.“
Europa hingegen erscheine ihm saturiert, sagt Rentschler: „Uns geht’s richtig gut, aber wie lange kann das gutgehen? Wir müssen Antworten geben“, fuhr Rentschler fort, „damit die Bleibeperspektive in Afrika besser wird.“Natürlich ohne die kommunalpolitischen Möglichkeiten zu überschätzen.
Wie solche Probleme zumindest teilweise gelöst werden können, das wusste Christoph Nix zu berichten. Seit Jahren begleitet er Theaterprojekte in Togo, Malawi und Burundi. Zum Beispiel hat es der Verein Theater in Afrika möglich gemacht, dass eine Apotheke aus Konstanz in Afrika wieder aufgebaut wird. Oder eine Malschule in Togo, oder eine Theatergruppe für Kriegerwitwen. Der Effekt: „Unsere Kinder erfahren, wo das Geld genau hingeht. So entstehen kleine Netzwerke“Für die Aalener Initiative fand er Lob: „Machen wir uns nichts vor: Afrika erlebt gerade eine neue Kolonialisierung. Sie sind deshalb als Kommune mit ihrer Initiative auf dem aktuellen Stand.“Und an den OB gewandt: „Es spricht mir aus dem Herzen, was Sie sagen“, gestand Nix.
Fazit: Mit Hilfe kommunaler Entwicklungspartnerschaften, von der
„Wir geben nicht nur was, wir haben auch was davon.“Christoph Nix über Sinn und Zweck von europäischen Hilfen in Afrika.
EU oder vom Land Baden-Württemberg gefördert, könne etwas „Überprüfbares“entstehen. Rentschler: „Das macht Mut, deshalb machen wir mit.“Nix hatte übrigens auf Honorar verzichtet, die Spenden des Abends gingen hälftig an den Konstanzer Verein Theater in Afrika und an die vom Aalener Theodor-HeussGymnasium unterstützte DenisGoldberg-Foundation.
Vorab hatte Nix aus seinem vor zwei Jahren erschienenen Buch „Muzungu“gelesen, ein Kriminalroman, der in Afrika spielt, in dem es atmosphärisch dicht und lebendig um diesen besonderen Kontinent geht, um Uganda, um die grünen Hügel der Hauptstadt Kampala, um Schüsse und Müll, um selbstgefällige Präsidenten und Aufständische. Und um einen Mord in Muzungu-Land, denn Muzungu, so Nix, das bedeute der, die, das Weiße. Sein Roman begleitet den schwarzen Ermittler Oanda Malungu auf dessen schwierigem Weg.
Zum Abschluss folgte im Rahmen von „Samstagnachtfieber“ein Auftritt der jungen Poetry-Slammerin Jeanine Lang, bevor das Theaterensemble selbst Ausschnitte aus dem Stück „Venedig im Schnee“präsentierte, das am Samstag die Spielzeit eröffnen wird.