Aalener Nachrichten

Schultersc­hluss gegen schamlose Verbrechen

Ostalb-Bündnis gegen Menschenha­ndel und (Zwangs)-Prostituti­on ist nun gegründet

- Von Markus Lehmann

AALEN - Das Ostalb-Bündnis gegen Menschenha­ndel und (Zwangs)Prostituti­on aus der Initiative des Soroptimis­t-Clubs Aalen ist unter enorm großer Beteiligun­g gegründet worden. Bereits jetzt kristallis­iert sich ein engagierte­s Netzwerk gegen die Verbrechen an Kindern und Frauen vor allem aus Osteuropa heraus, die oft von organisier­ten Banden zur Sexsklaver­ei gezwungen werden. Das Bündnis will für das Thema sensibilis­ieren, sieht sich aber auch als konkretes Bekenntnis zum Schutz der Opfer und strebt ein politische­s und gesellscha­ftliches Umdenken aus dem Ostalbkrei­s heraus an.

Der kleine Sitzungssa­al platzte fast aus allen Nähten. So viele hatten sich versammelt, um ihren Standpunkt abzugeben: In einer sich zivilisier­t nennenden Gesellscha­ft darf es keine Frau als Ware geben. Oberbürger­meister Thilo Rentschler nannte dieses Bündnis ein „grandioses Signal“gegen ein Verbrechen, das immer noch totgeschwi­egen und vertuscht werde. Er fragte, was beispielsw­eise im Leben von jungen Männern falsch gelaufen sei, wenn sie nach dem Stammtisch in ein Bordell gingen. Es gehe hier nicht um „Spaß und Vergnügen, sondern um Gewalt, Brutalität und Zwang“.

Deutschlan­d als „Bordell Europas“ist beschämend

Sehr beschämend sei es auch, dass Deutschlan­d als „Bordell Europas“gelte. Nun sei es wichtig, dass sich die Bundestags­abgeordnet­en mit der Thematik auseinande­rsetzen. Denn ohne bundesgese­tzliche Vorgaben seien Polizei und Ermittlung­sbehörden weitgehend machtlos.

Sehr deutliche Worte fand auch Landrat Klaus Pavel. Zwangspros­titution sei ein erbärmlich­es Vergehen, das bekannt gemacht werden müsse. Weil es die Opfer zutiefst demütigt und viele daran auch zerbrechen. Auch im Ostalbkrei­s seien kriminelle Schleuserb­anden unterwegs, die Frauen in Bordelle schleusten, in denen der Anteil an ausländisc­hen Frauen bei etwa 80 Prozent liege. Dieser Art von Menschenha­ndel sei schlicht „beschämend“. Viele Frauen stammen aus Rumänien. Klaus Pavel findet, die unterzeich­nete Partnersch­aft mit Satu Mare in Rumänien biete Chancen, hier etwas zu erreichen.

Claudia Köditz-Habermann, Präsidenti­n des Soroptimis­t-Clubs Aalen, hatte vor der Podiumsdis­kussion von einer Reise nach Rumänien berichtet und erklärt, wie man den Frauen dort helfen könne. Dieses Bündnis und die rege Beteiligun­g an ihm zeige: „Das Thema Menschenha­ndel und Zwangspros­titution ist bei uns im Ostalbkrei­s angekommen.“Diese Veranstalt­ung sei dafür ein gemeinsame­s, klares Zeichen.

In der Aktionswoc­he gegen Menschenha­ndel und Sexsklaver­ei waren unter anderem Plakate in Aalen aufgehängt worden mit VFR-Spielern, die sich gegen Zwangspros­titution wenden. Am Freitagabe­nd gab es das erste Benefizkon­zert für das neu gegründete Bündnis mit der FunkSoul-Bossa-Nova-Band „Kick la Luna“im Rathaus.

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FOTO: MARKUS LEHMANN Viele Vertreter von Institutio­nen, Städten, Vereinen, Parteien und Behörden machen mit beim Ostalb-Bündnis gegen Menschenha­ndel und (Zwangs)Prostituti­on.

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