Landwirte fordern mehr Hilfen für die kleinen und mittleren Höfe
Auf dem Hof der Brenners in Engelhardsweiler werden nicht nur Ferkel gezüchtet, es wird auch über Agrarpolitik diskutiert
ELLWANGEN - Dass kleine und mittlere Bauernhöfe von ihrer Arbeit gut leben können, ist eine schöne Idee, aber gar nicht so leicht umzusetzen. Dazu müsste sich an der Agrarpolitik und am Verbraucherverhalten einiges ändern. Was, haben die Mitglieder des Ellwanger Bündnisses gegen Agrarfabriken in einem SiebenPunkte-Papier zusammengefasst und mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter auf dem Hof der Brenners diskutiert.
Ingrid und Alois Brenner stellen ihren Betrieb seit zwei Jahren auf bio um. Sie züchten Schweine und verkaufen die Ferkel mit zwölf Wochen weiter an einen Mäster. Es gibt keine Kastenhaltung mehr, Sauen und Ferkel können sich in Stall und Auslauf frei bewegen. Nur in der Zeit der Rausche werden die Sauen für zwei, drei Tage fixiert. Der Auslauf härtet ab, die Tiere sind gesünder.
Mit der Umstellung haben die Brenners ihren Betrieb geschrumpft. Früher hatten sie 310 Sauen, jetzt sind es 160, statt 800 Hennen sind noch 200 im mobilen Hühnerstall. Das Futter, das die Familie anbaut, wird weder chemisch gedüngt noch gespritzt. Statt zweieinhalbmal werfen die Sauen noch zweimal im Jahr. Brenners haben einen Vertrag mit Edeka, was ihnen für zehn Jahre einen festen Preis pro Tier garantiert. Ihr Fazit: Es ist mehr Arbeit, macht aber auch mehr Spaß.
Brenners gehören genauso zum Bündnis gegen Agrarfabriken wie die Biobauern Martin Häring (Westhausen) und Veit Hofrichter (Burkhardsmühle) oder Josef Gögglere (Stödtlen) und Klaus Mayer (Lindenhof), die konventionell wirtschaften. Gemeinsam haben sie die Sorge, dass Agrarfabriken – und eine solche wird der Kobeleshof ihrer Ansicht nach, wenn er erweitert, – ihnen die Luft zum Atmen nehmen. Denn große Höfe brauchten Pachtfläche, was die Preise in die Höhe treibt, und produzierten Gülle in einem Ausmaß, dass das Grundwasser mit Nitrat belastet wird. Zudem werde mehr Mais angebaut, was den Boden belaste, lauten die Vorwürfe. Sie fordern von der Politik, die landwirtschaftliche Privilegierung für große Vorhaben aufzuheben. Ab einer bestimmten Größe sollten die Gemeinden ein Mitspracherecht haben. Das ist derzeit nicht der Fall. Auch die Flächenprämien sollten auf 200 bis 300 Hektar begrenzt werden und kleine Betriebe stärker gefördert werden als große. Dafür sieht Kiesewetter gute Aussichten. Schließlich fehlt mit dem Brexit jede Menge Geld in der EUKasse, das wird sich auch in der Agrarpolitik bemerkbar machen.
Geht’s nach dem Bündnis, sollte auch die neue Düngeverordnung schnell wieder geändert werden. Die sei ein bürokratisches Monster und treffe die kleinen Betriebe so sehr wie die großen. Es dürfte kein Geld mehr für den hohen Flächenbedarf von Biogasanlagen mehr geben und die Biogasproduktion sollte sich auf die Verwertung von Wirtschaftsdüngern und Abfällen verlagern.
In Sparten, in denen Überschüsse produziert würden, sollte die Stallbauförderung eingestellt werden. Es sei absurd, Milchüberschüsse als Pulver nach Afrika zu verschiffen und damit dort die lokalen Märkte zu ruinieren. Dass der Export auch noch gefördert wird, macht es noch schlimmer. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner sei dran, sagte Kiesewetter, der die Bauern ermutigte, mit ihren Forderungen zusammenzustehen, um mit einer Stimme ihre Forderungen gegen die Großbetriebe in Niedersachsen und im Osten durchzusetzen.
Kein billiges Diesel für weite Wege
Dass das mit der Einigkeit gar nicht so einfach ist, zeigte sich an der Forderung, die Diesel-Verbilligung abzuschaffen. Die Biobauern sind dafür, weil mit dem billigen Diesel nur die weiten Wege zu entfernten Äckern subventioniert werden. Die konventionellen Bauern möchten sie gern behalten. Uneins ist sich die Runde auch über die richtige Methode der Ferkelkastration.
Schwierig wird es sicher, die Verbraucher dazu zu bringen, für gute Qualität aus der Region mehr zu bezahlen. Diese Forderung wird seit Jahrzehnten erhoben und verhallt bislang ungehört. Die Politik müsse auch da einen Impuls geben, fordert Häring.
Das kann klappen, machte Göggerle deutlich: Seit gesetzlich vorgeschrieben ist, sich im Auto anzuschnallen, und Rauchen in Lokalen verboten ist, hat sich das Verhalten komplett geändert. Vielleicht gelingt das ja auch bei der Ernährung.