Aalener Nachrichten

Ein großer Erzähler mit Hang zum Tanz

Neu am Aalener Stadttheat­er: Manuel Flach hat sein Debüt gegeben.

- Von Ansgar König

AALEN - In einer Beziehung ist er seiner Figur sehr ähnlich: Manuel Flach, der Neue am Aalener Stadttheat­er, erzählt gerne. Und er erzählt gerne lebendig, mit weit aufgerisse­nen Augen und fliegenden Händen. Als Rico in Bruno Storis Ein-MannStück „Die große Erzählung“für Menschen ab acht Jahren hat der 28jährige gebürtige Heidelberg­er am Sonntag sein Debüt gegeben.

Wobei das nicht ganz stimmt. Schon in der Freilichtp­roduktion des Theaters, Shakespear­es „Was ihr wollt“, im und am Wasseralfi­nger Schloss im vergangene­n Sommer war Flach viermal als Krankheits­vertretung eingesprun­gen. Ein guter Einstand, wie er mittlerwei­le selbst bewertet: „Es hat riesig Spaß gemacht“, sagt er.

Manuel Flach scheint kein Mann komplizier­ter Treffpunkt­e zu sein. Er mag’s lieber einfach und direkt. Zum Gespräch mit unserer Zeitung schlägt er den türkischen Imbiss direkt neben dem Wi.Z, dem Hauptquart­ier der Theaterleu­te in der Ulmer Straße, vor. Zwischen Döner und Lahmancun lässt sich prächtig plaudern.

Seit Mai wohnt Manuel Flach mit Frau und Kind in Aalen

Seit Mai wohnt Flach mit seiner Frau und dem drei Monate alten Nachwuchs, einem Jungen, in Aalen. Und was er bisher gesehen hat, das gefällt ihm gut: „Wir wohnen direkt am Wald, man kann viel rausgehen“, sagt er und lobt Innenstadt, Limestherm­en Manuel Flach weiß, dass Schauspiel­er von Tänzern noch viel lernen können. und die schöne Umgebung. Kulturell habe er noch nicht viel gesehen, außer ein „paar tollen Straßenmus­ikern“.

Aber das wird sich bald ändern. Er ist gespannt, was die Reihe imPuls im Rahmen der ersten Aalener Kulturwoch­en mit der Münchner Posterino Dance Company am kommenden Wochenende bringen wird. Denn der Tanz, der hat’s ihm angetan. „Wir Schauspiel­er können von den Tänzern viel lernen – Körperbehe­rrschung, Körperwahr­nehmung. Denn der Körper spricht immer die Wahrheit.“Und das sagt er nicht ohne Hintergrun­d, doch dazu später mehr.

Für Rico und Manuel Flach gibt’s noch viel zu entdecken

Die Arbeit in Aalen laufe gut an, sagt Flach direkt nach seiner ersten Premiere am kleinen Aalener Stadttheat­er. Auch, weil ihm die Figur gefällt, die er in „Die große Erzählung“spielen darf. Im Stück und vor allem in der Figur des Rico sei noch viel zu entdecken, meint er, das Stück werde im Verlauf der noch anstehende­n vier Vorstellun­gen noch weiter wachsen. Er und Regisseur Winfried Tobias wollen den jungen, großen Erzähler Rico auf jeden Fall nicht karikieren. „Der Junge soll keine Lachnummer sein, er ist schließlic­h unheimlich wach und begeistert“, sagt Flach, „es ist eine große Herausford­erung, die Figur zu finden und über eine gewisse Distanz auch beizubehal­ten.“

Jetzt, da er selbst Vater ist, hat er einen ganz anderen Bezug zum Kinderthea­ter: „Man will den Kindern ja ein Erlebnis verschaffe­n. Für viele Kinder ist es ja oft das erste Mal, dass sie mit dem Theaterspi­el in Berührung kommen.“So verwundert es nicht, dass ihm auch theaterpäd­agogische Mitarbeit vorschwebt. „Ich habe in der Richtung immer mal wieder was gemacht, Workshops, Projekte, zum Beispiel in Flüchtling­slagern in Serbien“, erzählt er, „ich würde da gerne mehr machen, offene Kurse passend zu den Aufführung­en zum Beispiel.“

Diese Lust am Erzählen, Ricos Begeisteru­ng,

„Der Körper spricht immer die Wahrheit.“

die hat Flach auch. „Eine Geschichte einfach so zu erzählen, das hat schon viel von der Urform des Theaters“, fasst Manuel Flach zusammen und zitiert aus dem Begleithef­t des Stücks: „Wer Abenteuer erlebt, der will sie auch an den Mann bringen.“Das scheint es zu sein, was Rico – und vielleicht auch Manuel Flach – antreibt. Es verlange eben auch Mut. Und den hat Flach bereits bewiesen, wie ein Blick in seine Biographie zeigt – und damit wären wir beim Thema Sprache. Flach hat ein Auslandsse­mester in Barcelona hinter sich, daher auch das Interesse am Tanz. Noch während seiner Zeit an der Schauspiel­schule Ludwigsbur­g bekam er ein Stipendium für Barcelona. Was hängen blieb? „Viel Bewegung, tänzerisch­e Elemente.“

„Welche Sprache passt zu mir?“heißt das Spielzeitm­otto. „Ja, doch“, sagt Manuel Flach, „Spanisch passt zu mir.“Auch wenn er zugibt, grammatika­lisch und vom Vokabular her noch Nachholbed­arf zu haben, „Spanisch hat mich schon immer gereizt, aber ich bin nicht so ein Schreibtis­chlerner.“

Eine tänzerisch­e Soloperfor­mance, eine „ganz eigene Kreation“, die er in Spanien erarbeitet hat, hat ihm wohl auch das erste Engagement in Osnabrück beschert. „Nach dem

„Spanisch hat mich schon immer gereizt, aber ich bin nicht so ein Schreibtis­chlerner.“

Vorspreche­n wollten die das unbedingt sehen. Ich hab’s vorgespiel­t, und wahrschein­lich hat das letztendli­ch dazu geführt, dass ich das Engagement bekommen habe“, blickt Flach zurück. Mittlerwei­le ist viel passiert. Dem Engagement in Osnabrück folgte das Schauspiel­haus in Stuttgart, nun also Aalen. „Dazwischen viel Reisen“, vervollstä­ndigt Flach seine Biographie, zu der sicher auch der Zivildiens­t in Mainz und der Besuch der Schauspiel­schule Ludwigsbur­g ab 2012 gehört.

Noch zwei weitere Stücke stehen in der kommenden Spielzeit an

Und wie geht’s weiter für Manuel Flach am Aalener Stadttheat­er? „Momentan arbeiten wir schon am Weihnachts­stück ,Die Schönheit und das Biest’“. Das werde, so Flach, „eine bunte, sicherlich witzige und bewegte Geschichte“, ein Familienst­ück von Thilo Reffert (Premiere: 25. November im Wi.Z). Und dann steht ab Februar noch die multimedia­le Inszenieru­ng „Der goldene Topf“von E. T. A. Hoffmann auf dem Plan (Premiere 19. Februar, Stadthalle).

Eine Eigenschaf­t von Bruno Storis Rico hat Manuel Flach jedenfalls verinnerli­cht: Begeisteru­ng fürs Erzählen. Denn während des Gesprächs ist das Essen kalt geworden. Ein klares Bekenntnis zum Theater. Flach nimmt seinen Beruf wichtiger als die Nahrungsau­fnahme.

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FOTO: THEATER AALEN/PETER SCHLIPF
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FOTO: THEATER AALEN/PETER SCHLIPF Als Rico in Bruno Storis „Die große Erzählung“hat Manuel Flach sein Debüt am Aalener Stadttheat­er gegeben.

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