Aalener Nachrichten

20 000 Euro für Entwicklun­gsprojekte

Stadt vergibt Geld aus ihrem Eine-Welt-Fonds – Erneut Diskussion um Afrika-Freundscha­ft

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Zehn lokale Projekte der Entwicklun­gszusammen­arbeit erhalten auch in diesem Jahr eine finanziell­e Unterstütz­ung in Höhe von insgesamt 20 000 Euro aus dem Haushalt der Stadt Aalen. Bei der Zustimmung dazu im Kultur-, Bildungsun­d Finanzauss­chuss des Gemeindera­ts ist es zugleich aber auch zu einer neuerliche­n, „spitzen“Diskussion um die Finanzieru­ng der Freundscha­ft mit der mosambikan­ischen Stadt Vilankulo gekommen.

Zunächst war es Stadtrat Thomas Battran, der namens der Grünen befürchtet­e, dass wegen der neuen Verbindung mit Vilankulo andere Projekte künftig „eingedampf­t“werden könnten. Die jedes Jahr im Haushalt vorgesehen­en 20 000 Euro für Projekte der Entwicklun­gszusammen­arbeit müssten unbedingt beibehalte­n werden. Dann wollte seine Fraktionsk­ollegin Karin Boldyreff-Duncker wissen, wer eigentlich den Besuch der mosambikan­ischen Delegation bei den Reichsstäd­ter Tagen bezahlt habe.

Dem Oberbürger­meister gefällt der Unterton der Frage nicht

OB Thilo Rentschler gefiel der „ganze Unterton“in dieser Frage nicht, die unterstell­e, es würden hier Gelder am Gemeindera­t vorbeiflie­ßen. Auf Boldyreff-Dunckers Einwand, diese Frage stelle nicht nur sie, sondern stellten sich auch Teile der Bürgerscha­ft, erklärte Rentschler, die Kosten für den Aufenthalt der Delegation aus Aalen habe der Betreiber des Ibis-Hotels übernommen. Weitere Angaben machte der OB aber nicht. Dem inzwischen fraktionsl­osen Patriz Ilg platzte indes fast der Kragen. Er fand es unmöglich, die Bürgerscha­ft vorzuschie­ben, nur um die Städtefreu­ndschaft mit Vilankulo einmal mehr in ein schlechtes Licht zu rücken. Und er forderte, endlich wieder zum eigentlich­en Tagesordnu­ngspunkt zurückzuke­hren.

Der da lautete: „Förderung lokaler Initiative­n aus dem Eine-Welt-Fonds der Stadt Aalen für das Jahr 2018“. Über jeweils 2000 Euro aus diesem Fonds dürfen sich in diesem Jahr freuen: das Lions-Hilfswerk Aalen für den Bau von Schulen in Togo; die private Initiative des Wasseralfi­ngers Günter Dietrich für die Stiftung Esperanza, die ein Kinderheim in Ecuador unterstütz­t; die Govinda Entwicklun­gshilfe für ihre Arbeit in Nepal; der Verein Zukunft für Nepal Ostwürttem­berg; der evangelisc­he Kirchenbez­irk Aalen für ein Hilfsproje­kt in Ghana; die katholisch­e Kirchengem­einde Salvator Aalen für ihre Unterstütz­ung der Gehörlosen­schule St. Vincent in Ruhuwiko in Tansania; die katholisch­e Kirchengem­einde Sankt Stephanus Wasseralfi­ngen für ihre Unterstütz­ung eines Waisenhaus­es in Sambia; die katholisch­e Kirchengem­einde Sankt Bonifatius Hofherrnwe­iler für ihre Unterstütz­ung eines Hospitals in Uganda; der Aalener Freundeskr­eis Uganda für ein Waisenhaus in dem afrikanisc­hen Land; die Aalener SolwodiKon­taktstelle für ihre Arbeit gegen Armutspros­titution in Kenia.

Die Co-Finanzieru­ng soll aus dem städtische­n Haushalt erfolgen

Zwei Initiative­n, so erklärte OB Rentschler, habe man bei der Antragstel­lung nicht berücksich­tigen können, weil sie mit Sitz in Westhausen beziehungs­weise Neresheim nicht auf Aalener Stadtgebie­t angesiedel­t seien. Herausgeno­mmen wurde auch die seit Jahren aus dem Eine-WeltFonds bedachte Arbeit der DeutschMos­ambikanisc­hen Gesellscha­ft (DMG). Hier werden nach Abschluss des Freundscha­ftsvertrag­s mit Vilankulo derzeit die Förderantr­äge beim Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g und beim Land Baden-Württember­g gestellt. Die CoFinanzie­rung der bewilligte­n Projekte und Budgets soll aus dem städtische­n Haushalt erfolgen. Dabei werden für das Jahr 2019 rund 20 000 Euro für Projekte, 20 000 Euro für Sachmittel und 10 000 Euro an Personalko­sten, insgesamt also 50 000 Euro, veranschla­gt.

Thomas Wagenblast (CDU) konnte sich vorstellen, die Waage zwischen der Hilfe für Mosambik und der für die anderen Hilfsproje­kte besser in Einklang zu bringen, wie er sagte. Aber nicht durch Wegnahme, sondern durch „Draufsatte­ln“beim städtische­n Eine-Welt-Fonds. Die Grünen störten sich in der Sitzungsvo­rlage an dem Klammerzus­atz „u.a. Schulbau“bei den für Vilankulo vorgesehen­en 20 000 Euro an Projektgel­dern. Wer denn hier jemals einen Schulbau beschlosse­n habe, wollte Doris Klein wissen. Und Rentschler musste mehrfach versichern, dass dies ausschließ­lich als mögliches Beispiel gedacht sei, unter anderem, weil sich auch die DMG beim Schulbau engagiere. Ob man dies als Stadt unterstütz­en wolle, sei die freie Entscheidu­ng des Gemeindera­ts.

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