150 Euro fürs Parken: Saftige Kröte für Studenten
Seit Semesterbeginn sind im Hochschul-Parkhaus Gebühren fällig – Studierendenvertretung hält sie für viel zu hoch
AALEN - Die Zeiten, in denen Studenten an der Aalener Hochschule im Parkhaus Burren umsonst parken konnten, sind vorbei. Mit Beginn des neuen Semesters werden sie vom Land oder vielmehr der landeseigenen Parkraumgesellschaft BadenWürttemberg saftig zur Kasse gebeten. 150 Euro kostet das Semesterticket. Das stößt vielen sauer auf. Auch Rektor Gerhard Schneider ist alles andere als begeistert. Die Plätze im Parkhaus sind allerdings nur der Anfang. Auf längere Frist gesehen sollen auch Parkplätze im Freien, die im Eigentum des Landes sind, an der Hochschule kostenpflichtig werden.
„Uns ist es immer ein Anliegen gewesen, dass Parken rund um die Aalener Hochschule gebührenfrei ist“, sagt Gerhard Schneider im Gespräch mit den „Aalener Nachrichten“. Bereits in seiner Zeit als Prorektor im Jahr 2000 habe die Hochschule darum gekämpft, dass die Parkgebühr für Studenten von damals einer Mark in Verhandlungen wieder abgeschafft wird und die Hochschule oder vielmehr das Studierendenwerk in Ulm sich im Gegenzug finanziell einbringt. Dadurch konnten die Studenten 18 Jahre lang kostenlos das Parkhaus am Burren nutzen.
Jetzt geht es an den Geldbeutel der Studenten
Damit ist jetzt allerdings Schluss. Die Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg (PBW) hat aufgrund der gestiegenen Bewirtschaftungskosten vor geraumer Zeit die bisherige Nutzungsvereinbarung für das 353 Stellplätze umfassende Parkhaus gekündigt, da das Studierendenwerk in Ulm nicht mehr bereit gewesen sei, die gestiegenen Gebühren zu stemmen. Insofern geht es jetzt an den Geldbeutel der Studenten. „Das passt uns nicht, aber wir haben keinen Einfluss darauf“, sagt Schneider, der in Verhandlungen versucht habe, diesen Schritt abzuwenden und andere Lösungen zu finden.
Seit dem Beginn des neuen Semesters am 1. September werden Studierende im Parkhaus Burren kräftig zur Kasse gebeten. 150 Euro kostet das Semesterticket, Kurzparker können das Parkhaus zum Stundentarif von einem Euro und einem Tageshöchstsatz von fünf Euro nutzen. Für den PBW-Chef Gebhard Hruby ist dieser Preis, der die Kosten für die Instandhaltung und den Betrieb noch nicht einmal decken würde, in Ordnung. „Wer sich ein Auto leisten kann, kann auch Parkgebühren zahlen“, meint er.
Gebühren sind unverhältnismäßig hoch
Für die Studenten indes ist diese Erhöhung von null auf 100 allerdings „ein Schlag ins Gesicht und eine Kröte, die wir nach dem Schlucken erst einmal verdauen müssen“, sagt Michael Straßer, Vorsitzender der Verfassten Studierendenschaft. An einem Standort wie dem Parkhaus Burren Gebühren zu verlangen, um dadurch dieses zu bewirtschaften, sei legitim. Allerdings stünden die Gebühren in keinem Verhältnis. Nachforschungen mit Blick auf andere Städte hätten ergeben, dass diese in Aalen unverhältnismäßig hoch seien und sich auf dem Niveau von Stuttgarter Verhältnissen befinden würden. In Ulm zahlten Studenten 80 Euro pro Semester, ebenso an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg, in Nürtingen würden 96 Euro verlangt. Aber keine 150 Euro wie in Aalen, eine Gebühr, die für die Studierenden und deren Budget eine harte Nummer sei. Und selbst wenn sie diese bezahlen, gebe es keine Garantie, dass sie in dem Parkhaus einen Platz finden, sagt Straßer. „Dann haben sie umsonst bezahlt.“„Blödsinn“, entgegnet Hruby. Bewirtschaftetes Parken sei verlässliches Parken. Die Plätze für Dauerparker im Parkhaus seien automatisch für diese belegt.
Die Aalener Hochschule sei eine PendlerHochschule mit einem großen Einzugsgebiet. „Das Gros an Studierenden kommt aus dem ländlichen Raum mit dem Auto in die Kreisstadt und ist auf Parkplätze, die auch bezahlbar sind, angewiesen“, sagt Straßer. Das Argument des PBW-Chefs Hruby, durch die kostenpflichtige Bewirtschaftung auch des Aalener Parkhauses am Burren mehr Autofahrer dazu zu bewegen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, möge auf Großstädte wie Stuttgart zutreffen. Im ländlichen Raum sei dies allerdings ein Trugschluss oder gar eine Utopie. Der öffentliche Personennahverkehr sei hier schwach bedient. Vor allem in den Abendstunden oder am Wochenende. „Wer bis spät abends eine Vorlesung oder eine Lerngruppe besuchen möchte, hat bei der Taktierung der öffentlichen Verkehrsmittel keine Chance mehr, nach Hause zu kommen“, sagt Straßer. Aber auch zu normalen Zeiten sei es für Studierende, die vom Land in die Kreisstadt kommen, ohne Auto schier unmöglich, die Hochschule zu besuchen. Ein Umzug nach Aalen, wo der Wohnraum für Studenten ohnehin knapp bemessen sei, lohne sich nicht, nur weil man Parkgebühren nicht zahlen könne, sagt Straßer, der selbst aus Augsburg kommt, allerdings in unmittelbarer Nähe der Hochschule wohnt und diese zu Fuß erreichen kann.
Die 150 Euro im Parkhaus Burren würden künftig auch viele Interessierte, die mit einem Studium in Aalen liebäugeln würden, von einem solchen abhalten. Und das sei bei diesem ansonsten tollen Hochschulstandort schade. Doch angesichts der hohen Gebühren würden es sich viele zweimal überlegen, ob sie dann nicht doch lieber nach Schwäbisch Gmünd, Heidenheim oder Ulm pendeln.
Studenten suchen Alternativen und parken Wohngebiete zu
Trotz der Gebühren nutzen viele Studenten das Parkhaus, bestätigt auch Rektor Schneider. Laut Hruby würden bislang 40 Studenten auch das Semesterticket in Anspruch nehmen. „Was bleibt ihnen auch anderes übrig?“, fragt Straßer. Großartige Alternativen rund um die Hochschule gebe es nicht. Der eine oder andere parke auch in den umliegenden Wohngebieten. Das stößt allerdings wiederum Anwohnern auf, die sich ohnehin über die Vielzahl an parkenden Studenten seit Jahren ärgern. Hier sei laut Hruby allerdings die Stadt gefordert und müsste gegebenenfalls Anwohnerparkausweise ausgeben.
Die Hochschule und die Verfasste Studierendenschaft werden weiterhin die Diskussion mit der PWB suchen mit dem Ziel, studentengerechte Parkgebühren zu erreichen und den Preis für das 150 Euro teure Semesterticket an die Tarife anderer, günstigerer Hochschulparkhäuser anzugleichen, sagt Straßer. Darüber hinaus seien Aktionen der Verfassten Studierendenschaft geplant, die auf die Situation und die ungleiche preisliche Bewertung im Land aufmerksam machen sollen.
„Wer sich ein Auto leisten kann, kann auch Parkgebühren zahlen“, sagt Gebhard Hruby von der Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg.