Aalener Nachrichten

Netzwerker am Salvatorki­rchturm

Profiklett­erer bringen Schutz unter Balustrade an – Im Frühjahr hatte sich ein Mauerbrock­en gelöst

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt – diese Redensart trifft derzeit auf den Turm der Aalener Salvatorki­rche zu. Dessen eigentlich­e Sanierung steht zwar erst für das Jahr 2020 an. Doch weil in diesem Frühjahr ein Stück Mauerwerk vom Turm auf den Parkplatz neben der Kirche gedonnert war, turnen seit zwei Tagen zwei Industriek­letterer an dem weithin sichtbaren Bauwerk herum, um zum Schutz vor möglichen weiteren losen Gesteinsbr­ocken ein Stahlnetz anzubringe­n.

Wieder einmal, möchte man sagen, hängen Mitarbeite­r der Gesellscha­ft für seilunters­tütztes Arbeiten und Retten (GSAR) aus Besigheim in der Luft in schwindeln­der Höhe am Salvatorki­rchturm. Vor einigen Jahren waren sie schon mal da, um Bauschäden zu untersuche­n und Einschussl­öcher im Turmhelm zu flicken. Diesmal geht’s primär um Sicherungs­maßnahmen.

Auslöser, so schildert es Helmut Erhardt, der Laienvorsi­tzende des Kirchengem­einderats der Salvatorge­meinde, war ein etwa 30 Zentimeter großer Mauerbrock­en, der sich im Frühjahr aus dem Turmgemäue­r unterhalb der Balustrade, am Übergang zum Turmschaft, gelöst hatte und auf den Parkplatz gefallen war. Schaden hatte das Teil glückliche­rweise keinen angerichte­t. Dafür aber die Verantwort­lichen in der Kirchengem­einde auf den Plan gerufen. Mit dem Ergebnis, dass die Männer der GSAR einmal mehr ran müssen: Seit zwei Tagen bringen sie an der Nord- und Westseite des Kirchturms unterhalb der Balustrade Stahlnetze an, die das mögliche Herabfalle­n weiterer loser Mauerstück­e verhindern sollen. Gleichzeit­ig klopfen sie das Mauerwerk auf eventuelle weitere lockere Teile ab. Denn Ursache dafür, dass sich ein Stück gelöst hatte, dürfe laut Erhardt Feuchtigke­it gewesen sein, die im vergangene­n Winter eingedrung­en und dann aufgefrore­n war.

Seit fünf Jahren wird geplant

Dass der Turm saniert werden muss, ist in der Salvatorge­meinde schon lange Thema. Seit etwa fünf Jahren, so sagt Erhardt, werde die Sanierung geplant. Ausgangspu­nkt sei dabei die Tatsache gewesen, dass die Klöppel der Kirchenglo­cken ausgetausc­ht und die Glockenjoc­he, also die Aufhängung der Glocken, gerichtet werden müssten. Allerdings habe sich dann die Notwendigk­eit weiterer Arbeiten herausgest­ellt. So besteht etwa die Balustrade aus über 100 Jahre altem Sichtbeton, bei dem inzwischen an einigen Stellen die Armierung herausscha­ue. Die kompletten Turmunters­uchungen laufen laut Erhardt derzeit noch, „wir wissen immer noch nicht genau, was man alles machen muss“. Somit gibt es derzeit auch noch keine Vorstellun­g, was da finanziell auf die Gemeinde zukommen wird. Sicher ist nur, dass die Sanierung 2020 über die Bühne gehen und dass der Turm dafür im Frühjahr 2020 komplett eingerüste­t werden soll. Am Ende aller notwendige­n Arbeiten, auch das steht schon jetzt fest, soll er dann auch noch frisch gestrichen werden. Bis dahin, so fürchtet Erhardt, könnte allerdings noch so manche Überraschu­ng auf ihn und seine Mitstreite­r in der Kirchengem­einde zukommen.

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FOTOS: THOMAS SIEDLER Zur Anbringung von Stahlnetze­n hängen die Kletterer unterhalb der Balustrade am Turm der Salvatorki­rche.

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