Zwischen höchstem Lob und hohen Kosten
Steg zum Stadtoval: Die Nein-Sager bleiben im Technischen Ausschuss standhaft
AALEN - Ein Kunstwerk, ein neues Wahrzeichen für Aalen, ein optisches Highlight – die Superlative für den geplanten Fußgängersteg zwischen Hauptbahnhof und Stadtoval haben sich am Mittwoch im Technischen Ausschuss des Gemeinderats schier überschlagen. Auf der einen Seite. Auf der anderen bleibt die Ablehnung des von Stararchitekt Werner Sobek entworfenen, 6,17 Millionen Euro teuren Bauwerks. Am Ende der Vorberatung des endgültigen Baubeschlusses, den der Gemeinderat am Donnerstag nächster Woche fassen soll, standen zwölf Befürwortern sechs Nein-Stimmen und eine Enthaltung entgegen.
Tobias Speck und Wolfgang Straub von der Werner Sobek Design GmbH erläuterten nicht nur die technischen Details der geplanten Konstruktion (siehe extra Text), sondern gingen auch auf das geplante Beleuchtungskonzept ein. Es sieht außen an der Steg-Unterkante eine Effektbeleuchtung in Form von LED-Linienleuchten ohne jede Blendwirkung etwa für Triebfahrzeugführer vor, innen soll es entlang des Laufwegs ebenfalls Linienleuchten mit Streulinsen geben. Fasst der Gemeinderat in der kommenden Woche den Baubeschluss, ist vorgesehen, im März 2020 mit dem Bau des Stegs zu beginnen. Zunächst mit den beiden Widerlagern und den Aufgangswendeln, danach folgen der Bau der Mittelstütze und weiterer provisorischer Hilfsstützen, über die der Steg dann gelegt wird. Nach deren Abbau sollen die Arbeiten bereits im Oktober 2020 vollends abgeschlossen werden.
Grüne, Fetzer und Rehm dagegen
Ein uneingeschränktes Ja der CDUFraktion zum Steg signalisierte ihr Vorsitzender Thomas Wagenblast. Stadtoval wie Gaskesselgelände dürften auf Dauer keine Inseln bleiben, und für Radfahrer, die den Steg einmal nicht werden nutzen können, blieben zwei gute Alternativen in Form der beiden vorhandenen Unterführungen. Mit einer guten Gesamtästhetik werde der Steg ein wichtiger Brückenschlag zwischen Oststadt und Innenstadt und ein neues architektonisches Ausrufezeichen für Aalen. Dass er „wunderschön“sei, räumte auch Karin Boldyreff-Duncker (Grüne) ein. Aber er sei ein für Aalen zu teures Kunstwerk und sitze an der falschen Stelle. Die Kosten von 6,7 Millionen Euro wollten die Grünen für Dinge einsetzen, „die uns wichtiger sind“, etwa für die Bäder, die mit Sicherheit teurer werden würden als vorgesehen.
Heidemarie Matzik (SPD) hingegen sah schon „ein neues Markenzeichen für Aalen“entstehen. Der Steg werde die Fußgängerströme auch aus den alten Quartieren östlich der Bahn durch das Stadtoval hindurch bündeln und passe in seiner luftigleichten Form hervorragend an diese Stelle. Aalen sollte sich ein solches optisches Highlight leisten und nicht immer nur neidvoll auf andere Städte schauen, machte Thomas Rühl für die Freie Wähler-Fraktion deutlich. „Bis auf einen“, wie er sagte. Als derjenige outete sich Franz Fetzer, dem die Kosten für den Steg schlicht zu hoch sind. Er habe mit seiner Vorausschätzung hier leider recht gehabt, meinte er. Holger Fiedler (Die Linke/ Pro Aalen) sagte, bei der „supereleganten Erscheinung“des Stegs spreche aber auch manches in dieser Form dagegen: Außer im Bahnhofsumfeld sei der Steg von nirgends aus sichtbar, er habe keine Überdachung und gläserne Aufzüge könnten, wie man in Aalen leidvoll wisse, auch anfällig sein. Der Stadt warf er vor, für die beiden Unterführungen als echte Alternative bisher viel zu wenig getan zu haben.
Norbert Rehm (FDI) meinte, der Steg sei ein wunderbares, besonders Bauwerk, welches das Zeug habe, ein neues Wahrzeichen von Aalen zu werden. Aber: „Wir brauchen das Bauwerk gar nicht“, weil der Bedarf nicht da sei und es nicht in die Prioritätenliste von Aalen passe. Man könne beim Geld nicht so tun, „als ob es kein Morgen gäbe“, so Rehm.
OB Thilo Rentschler wollte alle Kritik nicht gelten lassen. Ohne den Steg „würden wir eine Jahrhundertchance für die Stadtentwicklung“verpassen, er sei wichtiger Teil „einer grandiosen Innenstadtentwicklung insgesamt“.
„Fürs Land ein Leuchtturmprojekt“
Eine weitere Diskussion entspann sich um die genauen Kosten. Neben der von den Investoren auf dem Stadtoval bereits bezahlten StegUmlage in Höhe von insgesamt 620 000 Euro setzt die Stadt in ihrer Finanzierung zu erwartende Stadtsanierung-Zuschüsse vom Land in Höhe von 3,57 Millionen Euro an. Was sowohl Boldyreff-Duncker als auch Rehm in Zweifel zogen.
Baubürgermeister Wolfgang Steidle hielt dagegen: Für das Land Baden-Württemberg sei dieser Steg, wie dort mehrfach deutlich gemacht, von Anfang an ein Leuchtturmprojekt gewesen. „Es wäre schön, wenn Sie mit einer breiten Mehrheit die Haltung des Landes pro Steg unterstützen würden.“Allerdings müsse erst ein klarer Beschluss vorliegen, ehe die Stadt die Zuschüsse beantragen könne. In Zeiten voller Steuertöpfe, so Steidle, erwarte die Stadt vom Land die volle Fördersumme.