Schneller Anschluss für Region schwindet
Kreistag will sich an Kosten für Gutachten zum Schienenausbau beteiligen
AALEN – Mit der Einführung des 30Minuten-Takts auf der Remsbahn spielt der Ostalbkreis ab dem kommenden Jahr nach den Worten des Landrats auch hier endlich in der Champions League. Aber beim schnellen Anschluss über Nürnberg nach Berlin droht die Region den Kürzeren zu ziehen. Denn ein nach den Worten Klaus Pavels wenig überzeugendes Gutachten besagt bisher, dass die schnellste Fahrzeit zwischen Stuttgart und Nürnberg auf der Murrbahn möglich ist – weil sie kürzer ist und falls ein Halt nur in Schwäbisch Hall-Hessental vorgesehen ist. Züge und Angebote für Menschen, die nicht einsteigen dürften, seien sinnlos, sagte der Landrat, wenn Schnelligkeit das einzige Kriterium sei. In seiner jüngsten Sitzung hat der Kreistag daher die Verwaltung ermächtigt, sich an den Kosten zur Erstellung eines Gutachtens zum Ausbau des Schienenkorridors zwischen Stuttgart und Nürnberg zu beteiligen.
Seit fünf Jahren versucht die gleichnamige Interessengemeinschaft, deren Sprecher Pavel ist, den Nah- und Fernverkehr sowohl auf der Murrbahn als auch auf der Remsund der Oberen Jagstbahn zu stärken. Ziel ist eine Aufnahme in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030, die das Land für beide Achsen anstrebt. Allerdings hält die Interessengemeinschaft die bisherigen Planungen des Bundes zur Ertüchtigung für unzureichend. Zwar sei eine Kosten-Nutzen-Untersuchung positiv ausgefallen. Kern der Analyse sei die Betrachtung des Ausbaus der Neigetechnik und eine darauf beruhende Betrachtung des Ausbaus der Neigetechnik gewesen – auf einer der beiden Strecken. Das Ziel: Die schnellste Reisezeit zwischen Stuttgart und Nürnberg.
Schnellere Technik ist umstritten
Wenig überraschend sei, heißt es in der Vorlage für den Kreistag, dass die schnellste Fahrzeit auf der kürzeren Murrbahn möglich wäre. Dank der Neigetechnik ließe sich die Reisezeit um vier bis sechs Minuten verkürzen. Allerdings sei diese Technik umstritten, weil sie als teuer und anfällig gelte. Überdies habe die Analyse wesentliche Elemente nicht berücksichtigt. Daher halte die Interessengemeinschaft eine eigene, umfassendere Untersuchung für erforderlich.
In ihr soll es sowohl um das gewünschte Angebot gehen als auch um die dafür erforderliche Infrastruktur. Ziel sind dabei vor allem verbesserte Anschlussmöglichkeiten in Nürnberg nach Berlin. Die derzeitige Umsteigezeit von 40 Minuten sei viel zu lang, um die neue Schnellfahrstrecke zwischen Nürnberg und Erfurt adäquat nutzen zu können. Ziel ist es, in starken vier Stunden von der Ostalb in die Bundeshauptstadt zu gelangen. Zudem soll das bisher nicht berücksichtigte Fahrgastpotenzial betrachtet werden.
Gutachten wird beschlossen
„Die Schiene muss funktionieren, wir müssen auch an den Fernverkehr angebunden sein“, forderte Joachim Bläse (CDU). Allerdings tue die Bahn zurzeit viel dafür, dass man den Eindruck gewinnen könnte, man brauche sie gar nicht.
Die Politik müsse sich entscheiden und einer Seite weh tun, sagte Karl Hilsenbek (Freie Wähler) und ließ keinen Zweifel daran, dass dies nicht die Rems- und Jagstbahn sein könne. „Bei uns ist das Fahrgastpotenzial.“Das werde sich noch erhöhen, denn bei der Landesgartenschau 2026 setze Ellwangen auf die Bahn, weil die Stadt wolle, dass die meisten Besucher mit der Bahn kommen. Dafür werte sie auch ihren Bahnhof barrierefrei auf.
Die Frage sei jedoch, sagte Hilsenbek weiter, ob man die angepeilte Studie überhaupt brauche. Die koste nur Zeit und Geld. Der Ellwanger OB: „Unsere Argumente reichen. Land und Bund können sich nur für die Rems- und die Jagstbahn entscheiden.“Das sah der Landrat jedoch ganz anders. Pavel: „Diese Argumente haben bisher keine Rolle gespielt. Wenn wir nichts machen, haben wir schon verloren.“Das überzeugte offensichtlich, denn auch die Freien Wähler stimmten der Erstellung des Gutachtens zu.