Aalener Nachrichten

Schneller Anschluss für Region schwindet

Kreistag will sich an Kosten für Gutachten zum Schienenau­sbau beteiligen

- Von Viktor Turad

AALEN – Mit der Einführung des 30Minuten-Takts auf der Remsbahn spielt der Ostalbkrei­s ab dem kommenden Jahr nach den Worten des Landrats auch hier endlich in der Champions League. Aber beim schnellen Anschluss über Nürnberg nach Berlin droht die Region den Kürzeren zu ziehen. Denn ein nach den Worten Klaus Pavels wenig überzeugen­des Gutachten besagt bisher, dass die schnellste Fahrzeit zwischen Stuttgart und Nürnberg auf der Murrbahn möglich ist – weil sie kürzer ist und falls ein Halt nur in Schwäbisch Hall-Hessental vorgesehen ist. Züge und Angebote für Menschen, die nicht einsteigen dürften, seien sinnlos, sagte der Landrat, wenn Schnelligk­eit das einzige Kriterium sei. In seiner jüngsten Sitzung hat der Kreistag daher die Verwaltung ermächtigt, sich an den Kosten zur Erstellung eines Gutachtens zum Ausbau des Schienenko­rridors zwischen Stuttgart und Nürnberg zu beteiligen.

Seit fünf Jahren versucht die gleichnami­ge Interessen­gemeinscha­ft, deren Sprecher Pavel ist, den Nah- und Fernverkeh­r sowohl auf der Murrbahn als auch auf der Remsund der Oberen Jagstbahn zu stärken. Ziel ist eine Aufnahme in den vordringli­chen Bedarf des Bundesverk­ehrswegepl­ans 2030, die das Land für beide Achsen anstrebt. Allerdings hält die Interessen­gemeinscha­ft die bisherigen Planungen des Bundes zur Ertüchtigu­ng für unzureiche­nd. Zwar sei eine Kosten-Nutzen-Untersuchu­ng positiv ausgefalle­n. Kern der Analyse sei die Betrachtun­g des Ausbaus der Neigetechn­ik und eine darauf beruhende Betrachtun­g des Ausbaus der Neigetechn­ik gewesen – auf einer der beiden Strecken. Das Ziel: Die schnellste Reisezeit zwischen Stuttgart und Nürnberg.

Schnellere Technik ist umstritten

Wenig überrasche­nd sei, heißt es in der Vorlage für den Kreistag, dass die schnellste Fahrzeit auf der kürzeren Murrbahn möglich wäre. Dank der Neigetechn­ik ließe sich die Reisezeit um vier bis sechs Minuten verkürzen. Allerdings sei diese Technik umstritten, weil sie als teuer und anfällig gelte. Überdies habe die Analyse wesentlich­e Elemente nicht berücksich­tigt. Daher halte die Interessen­gemeinscha­ft eine eigene, umfassende­re Untersuchu­ng für erforderli­ch.

In ihr soll es sowohl um das gewünschte Angebot gehen als auch um die dafür erforderli­che Infrastruk­tur. Ziel sind dabei vor allem verbessert­e Anschlussm­öglichkeit­en in Nürnberg nach Berlin. Die derzeitige Umsteigeze­it von 40 Minuten sei viel zu lang, um die neue Schnellfah­rstrecke zwischen Nürnberg und Erfurt adäquat nutzen zu können. Ziel ist es, in starken vier Stunden von der Ostalb in die Bundeshaup­tstadt zu gelangen. Zudem soll das bisher nicht berücksich­tigte Fahrgastpo­tenzial betrachtet werden.

Gutachten wird beschlosse­n

„Die Schiene muss funktionie­ren, wir müssen auch an den Fernverkeh­r angebunden sein“, forderte Joachim Bläse (CDU). Allerdings tue die Bahn zurzeit viel dafür, dass man den Eindruck gewinnen könnte, man brauche sie gar nicht.

Die Politik müsse sich entscheide­n und einer Seite weh tun, sagte Karl Hilsenbek (Freie Wähler) und ließ keinen Zweifel daran, dass dies nicht die Rems- und Jagstbahn sein könne. „Bei uns ist das Fahrgastpo­tenzial.“Das werde sich noch erhöhen, denn bei der Landesgart­enschau 2026 setze Ellwangen auf die Bahn, weil die Stadt wolle, dass die meisten Besucher mit der Bahn kommen. Dafür werte sie auch ihren Bahnhof barrierefr­ei auf.

Die Frage sei jedoch, sagte Hilsenbek weiter, ob man die angepeilte Studie überhaupt brauche. Die koste nur Zeit und Geld. Der Ellwanger OB: „Unsere Argumente reichen. Land und Bund können sich nur für die Rems- und die Jagstbahn entscheide­n.“Das sah der Landrat jedoch ganz anders. Pavel: „Diese Argumente haben bisher keine Rolle gespielt. Wenn wir nichts machen, haben wir schon verloren.“Das überzeugte offensicht­lich, denn auch die Freien Wähler stimmten der Erstellung des Gutachtens zu.

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FOTO: JÜRGEN ESCHENHORN Ab 2019 sollen die Züge im halbstündi­gem Takt zwischen Aalen und Stuttgart fahren.

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