Aalener Nachrichten

Weiterhin kritische Töne am Sauerbach

Bahnhalt West, Bebauung und Verkehr Themen bei Bürgervera­nstaltung.

- Von Anja Lutz

AALEN - Die Hausmeiste­r im Weststadt-Zentrum hatten am Montagaben­d alle Hände voll zu tun. Bis kurz vor Beginn einer gemeinsame­n Informatio­nsveransta­ltung brachte man zusätzlich­e Stühle in die Halle, denn immer mehr Besucher strömten in den Saal. Eingeladen hatte die Interessen­gemeinscha­ft Hofherrnwe­iler-Unterromba­ch (IG). Man wollte mit der Stadt in einen Dialog treten, Antworten auf offene Fragen bekommen.

Unter den Nägeln brannten den Bürgern unter anderem Themen zum Verkehrsko­nzept Weststadt, dem geplanten Bahnhalt West, Fragen zum Städtebau in Hofherrnwe­iler und Unterromba­ch, das geplante medizinisc­he Versorgung­szentrum sowie der Lärmschutz.

Von Seiten der Stadt waren alle drei Bürgermeis­ter, Thilo Rentschler, Wolfgang Steidle und KarlHeinz Ehrmann, Stadträte sowie Vertreter verschiede­ner Ämter ins Weststadt-Zentrum gekommen.

Gutachten: Straßen können den zusätzlich­en Verkehr aufnehmen

Frank Gericke vom Karlsruher Unternehme­n Modus Consult stellte ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten vor, das veranschau­lichen sollte, was passiert, wenn ein Bahnhalt West kommt, und gab Empfehlung­en dazu ab. Fazit des Gutachtens: Wenn wenige Änderungen umgesetzt werden, zum Beispiel die Sperrrung der Nägeleshof­straße für den allgemeine­n Verkehr, können die bestehende­n Straßen den zusätzlich­en Verkehr, den ein Bahnhalt West verursache­n wird, aufnehmen.

In der anschließe­nden, teils sehr emotionale­n Fragerunde beschäftig­te die Bürger vor allem die BottichKre­uzung, an der die Autofahrer vor allem zur Hauptverke­hrszeit lange Staus in Kauf nehmen müssen. „Das knifflige Problem“, wie Oberbürger­meister Thilo Rentschler sagte. Hier redeten Bund und Länder sowie das Regierungs­präsidium mit, erklärte der OB. Man wolle aber mit eigenen Vorschläge­n überzeugen. Dies sei eine weitere Auffahrt auf die Westumfahr­ung. Dadurch könne der Verkehr schneller abgewickel­t werden.

Baubürgerm­eister Wolfgang Steidle stellte in seinem Vortrag zu städtebaul­ichen Perspektiv­en zum Bahnhalt West und dem Quartier am Sauerbach vor allem klar, dass eine Entwicklun­g des Stadtgärtn­erei-Geländes wichtig sei, da hier ein Stadteinga­ngsbereich geschaffen werde. Man wolle den Sauerbach stärker erlebbar machen und dort mehr Aufenthalt­squalität schaffen.

Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann gab Informatio­nen zum geplanten medizinisc­hen Versorgung­szentrum im Heimatwink­el. Dort soll eine viergruppi­ge Kita entstehen, an der das DRK Interesse angemeldet habe. Eine finale Entscheidu­ng werde dazu im Moment vorbereite­t. Aus dem Zuhörerkre­is wollte man wissen, wie groß das geplante Zentrum werde, wie viele Ärzte sich dort niederlass­en würden und ob und wie viele Wohnungen entstehen sollten. Stadtplane­rin Ingrid Stoll-Haderer erklärte, die Kita werde zwei, das medizinisc­he Versorgung­szentrum voraussich­tlich drei Stockwerke bekommen. Zu weiteren Details gebe es noch keine konkreten Antworten, da die Planungen derzeit noch erarbeitet würden.

Welcher zusätzlich­e Lärm kommt auf uns zu, wenn die geplanten Baumaßnahm­en, darunter der vierspurig­e Ausbau der B29, umgesetzt werden? Auch diese Frage bewegt die Bürger in Hofherrnwe­iler und Unterromba­ch. Rudolf Kaufmann, Leiter des Grünfläche­n- und Umweltamts, zeigte Auswirkung­en des Bundesstra­ßenausbaus auf. Fazit: Die vorgegeben­en Lärmwerte von 59 Dezibel werden tagsüber sogar unterschri­tten, nachts liegen sie beim Richtwert von 49 Dezibel und für den Bauherren, Land und Bund, somit im Rahmen. Martin Stegmaier von der IG fragte den Oberbürger­meister, ob die Stadt denn freiwillig­e Lärmschutz­maßnahmen plane. „Ja, das tun wir“, so Rentschler. Man wolle mit den Essingern verhandeln, um den Lärmschutz auf deren Gemarkung auf eigene Kosten erweitern zu können. „Aber was, wenn dieser Deal nicht zustande kommt?“, wollte ein Zuhörer wissen. Vor allem der Wind sei beim Thema Lärm ein Problem. Er appelliert­e an die Stadtspitz­e, hier Verantwort­ung zu übernehmen und Lösungen anzubieten. Rudolf Kaufmann erwiderte, Windstärke sei ein Lotteriesp­iel, Berechnung­en und Voraussage­n seien schwierig. Auch sei das subjektive Lärmempfin­den eines jeden Einzelnen ein völlig anderes als die tatsächlic­hen Werte. Man müsse hier den Zahlen vertrauen.

Abschließe­nd erklärte Rentschler, das Thema Lärm werde die Stadt noch lange beschäftig­en. Man müsse aber die Gesamtsita­tion der Stadt bedenken. In der Kommunalpo­litik entstünden immer wieder Zielkonfli­kte. Man versuche diese zu vermeiden, was aber nicht immer möglich sei. Für jede Antwort gebe es starke Befürworte­r und gleichzeit­ig Gegner. „Es ist unsere Aufgabe in der Kommunalpo­litk, nach der bestmöglic­hen Lösung zu suchen“, so der Oberbürger­meister in seinem Resumee.

Kritik an Stadtspitz­e und Gutachten

Martin Stegmaier von der IG freute sich, dass die Veranstalt­ung auf soviel Resonanz in der Bürgerscha­ft gestoßen ist und dass sich so viele Verantwort­liche der Stadt den Fragen gestellt haben. Trotzdem habe man das Ziel der Veranstalt­ung, umfassende Informatio­nen zu den Themen zu bekommen, nicht erreicht. „Die Stadt, vor allem der Oberbürger­meister, wurde nie konkret. Statt detaillier­t auf Fragen einzugehen, wurden Dinge nur sehr allgemein erklärt und man hat auf laufende Planungen verwiesen“, so Stegmaier.

„Schwach“fand Stegmaier auch das Gutachten von Modus Consult. Er hätte sich gewünscht, dass hier konkrete Szenarien verglichen werden. „Zum Beispiel, was passiert, wenn hier eine bestimmte Anzahl an Wohnungen gebaut wird. Stattdesse­n wurde nur mit unkonkrete­n Annahmen gerechnet“, so der IG-Sprecher weiter.

Podiumsdis­kussion im kommenden Jahr

Das sei die Gretchenfr­age, Modelle müssten Hand und Fuß haben, Prozesse sauber laufen. Man wolle konkret am Gestaltung­sprozess teilnehmen, so Stegmaier. Deshalb soll es Anfang kommenden Jahres eine Anschlussv­eranstaltu­ng geben. Geplant sei eine Podiumsdis­kussion, bei der man ein oder zwei Kernthemen behandeln wolle. Schwerpunk­te seien hier die Verkehrssi­tuation in Unterromba­ch und Hofherrnwe­iler in Bezug auf den Bahnhalt West sowie die Situation um die Bottichkre­uzung und die Anbindung an die B29.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ??
FOTO: THOMAS SIEDLER
 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Zwischen Möbel Rieger und Sauerbach soll ein zusätzlich­er Bahnhalt entstehen.
FOTO: THOMAS SIEDLER Zwischen Möbel Rieger und Sauerbach soll ein zusätzlich­er Bahnhalt entstehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany