Per App: Nachbarschaftshilfe 4.0
Dewangen und Fachsenfeld werden in einem Pilotprojekt zu „Digitalen Dörfern“
AALEN-DEWANGEN/FACHSENFELD - Früher gab es noch echte Dorfgemeinschaften, man half sich gegenseitig. Mit einem Pilotprojekt will die Stadt jetzt die traditionelle Nachbarschaftshilfe mit digitaler Technik ins 21. Jahrhundert bringen. Nach dem Motto „Vom Land fürs Land“sollen die Bürger beispielsweise bequem von zu Hause aus Brötchen beim Dorfbäcker bestellen und sich liefern lassen, sich Werkzeuge ausleihen und per „DorfFunk“Vorschläge machen, wie die Lebensqualität im ländlichen Raum verbessert werden kann. Das Projekt soll ab November in Dewangen und Fachsenfeld unter dem Namen „Digitale Dörfer“als Versuch ein Jahr lang laufen.
Das Welland wurde ausgewählt, weil kürzlich der genossenschaftliche Dorfladen in Dewangen eröffnet wurde und wegen der Synergieeffekte für Fachsenfeld. Auch der Dorfladen wird mit in das Pilotprojekt einsteigen.
Erster Test in Rheinland-Pfalz
Initiiert wurde das Pilotprojekt vom Fraunhofer-Institut und in drei Gemeinden in Rheinland-Pfalz bisher mit Erfolg getestet. Obwohl die drei Verbandsgemeinden eigentlich ungünstigere Voraussetzungen als Dewangen und Fachsenfeld mitbrachten: Sie sind viel kleiner und weiter voneinander entfernt als die beiden Stadtbezirke im Aalener Nordwesten.
Die Ziele erklärt die Infrastruktur-Managerin der Stadt Aalen, Natalie Gorus: Über die modernen digitalen Medien sollen die Dorfgemeinschaft gestärkt, die Kontakte untereinander vertieft und das lokale Gewerbe „gepusht“werden. Letzteres zum Beispiel mit der App „BestellBar“. Hier kann man bei den lokalen Einzelhändlern von zu Hause aus bestellen, die Produkte dann entweder selber abholen oder sich liefern lassen. Etwa von Freiwilligen, Rentnern oder von professionellen Kurieren. Für Gorus kann so ein Angebot für mehr Lebensqualität in den „Dörfern“sorgen. Sie nennt Beispiele: Etwa der oder die Berufstätige, die lange arbeitet und abends nicht mehr zum Einkaufen kommt. Oder der nicht mehr so rüstige oder nicht mehr mobile Senior.
Die „LieferBar“und „BestellBar“
Das zweite „Modul“ist die „LieferBar“. Hier können Bürger sehen, ob Pakete aus der „BestellBar“noch auf ihre Auslieferung warten und sie dann ihren Nachbarn mitbringen. Außerdem können hier Dienstleistungen angeboten oder angefragt werden – das Ausleihen von Werkzeugen, dem Rasenmäher oder der Leiter, Babysitten oder Nachhilfe. Für ihre Dienste bekommen die Bürger „DigiTaler“, eine Online-Währung, die wieder eingetauscht werden kann.
„DorfNews“als aktuelle Quelle
Dann gibt es noch die „DorfNews“, die lokale Nachrichten und aktuelle Meldungen, Veranstaltungen und Nachrichten per App oder auch über eine Homepage schnell zu den Bürgern bringen. Viel schneller als das Gemeindeblatt, erklärt Gorus.
Im „DorfFunk“schließlich kann man Hilfe anbieten, Gesuche, Lob und Kritik sowie Verbesserungsvorschläge einstellen oder einfach nur plaudern. Mit dem Projekt verspricht sich Gorus die Möglichkeit, die Bürger vor Ort besser einzubinden und die Vorteile und Erleichterungen der digitalen Technik zu erkennen und zu nutzen. Sie hält diese Initiative für eine „tolle Idee“. Das Angebot ist übrigens kostenlos und man kann sich bei Nichtgefallen jederzeit wieder abmelden.
An diesem Mittwoch werden die „Digitalen Dörfer“unter anderem mit einem Film in den beiden Ortschaftsratssitzungen vorgestellt.