Aalener Nachrichten

Per App: Nachbarsch­aftshilfe 4.0

Dewangen und Fachsenfel­d werden in einem Pilotproje­kt zu „Digitalen Dörfern“

- Von Markus Lehmann

AALEN-DEWANGEN/FACHSENFEL­D - Früher gab es noch echte Dorfgemein­schaften, man half sich gegenseiti­g. Mit einem Pilotproje­kt will die Stadt jetzt die traditione­lle Nachbarsch­aftshilfe mit digitaler Technik ins 21. Jahrhunder­t bringen. Nach dem Motto „Vom Land fürs Land“sollen die Bürger beispielsw­eise bequem von zu Hause aus Brötchen beim Dorfbäcker bestellen und sich liefern lassen, sich Werkzeuge ausleihen und per „DorfFunk“Vorschläge machen, wie die Lebensqual­ität im ländlichen Raum verbessert werden kann. Das Projekt soll ab November in Dewangen und Fachsenfel­d unter dem Namen „Digitale Dörfer“als Versuch ein Jahr lang laufen.

Das Welland wurde ausgewählt, weil kürzlich der genossensc­haftliche Dorfladen in Dewangen eröffnet wurde und wegen der Synergieef­fekte für Fachsenfel­d. Auch der Dorfladen wird mit in das Pilotproje­kt einsteigen.

Erster Test in Rheinland-Pfalz

Initiiert wurde das Pilotproje­kt vom Fraunhofer-Institut und in drei Gemeinden in Rheinland-Pfalz bisher mit Erfolg getestet. Obwohl die drei Verbandsge­meinden eigentlich ungünstige­re Voraussetz­ungen als Dewangen und Fachsenfel­d mitbrachte­n: Sie sind viel kleiner und weiter voneinande­r entfernt als die beiden Stadtbezir­ke im Aalener Nordwesten.

Die Ziele erklärt die Infrastruk­tur-Managerin der Stadt Aalen, Natalie Gorus: Über die modernen digitalen Medien sollen die Dorfgemein­schaft gestärkt, die Kontakte untereinan­der vertieft und das lokale Gewerbe „gepusht“werden. Letzteres zum Beispiel mit der App „BestellBar“. Hier kann man bei den lokalen Einzelhänd­lern von zu Hause aus bestellen, die Produkte dann entweder selber abholen oder sich liefern lassen. Etwa von Freiwillig­en, Rentnern oder von profession­ellen Kurieren. Für Gorus kann so ein Angebot für mehr Lebensqual­ität in den „Dörfern“sorgen. Sie nennt Beispiele: Etwa der oder die Berufstäti­ge, die lange arbeitet und abends nicht mehr zum Einkaufen kommt. Oder der nicht mehr so rüstige oder nicht mehr mobile Senior.

Die „LieferBar“und „BestellBar“

Das zweite „Modul“ist die „LieferBar“. Hier können Bürger sehen, ob Pakete aus der „BestellBar“noch auf ihre Auslieferu­ng warten und sie dann ihren Nachbarn mitbringen. Außerdem können hier Dienstleis­tungen angeboten oder angefragt werden – das Ausleihen von Werkzeugen, dem Rasenmäher oder der Leiter, Babysitten oder Nachhilfe. Für ihre Dienste bekommen die Bürger „DigiTaler“, eine Online-Währung, die wieder eingetausc­ht werden kann.

„DorfNews“als aktuelle Quelle

Dann gibt es noch die „DorfNews“, die lokale Nachrichte­n und aktuelle Meldungen, Veranstalt­ungen und Nachrichte­n per App oder auch über eine Homepage schnell zu den Bürgern bringen. Viel schneller als das Gemeindebl­att, erklärt Gorus.

Im „DorfFunk“schließlic­h kann man Hilfe anbieten, Gesuche, Lob und Kritik sowie Verbesseru­ngsvorschl­äge einstellen oder einfach nur plaudern. Mit dem Projekt verspricht sich Gorus die Möglichkei­t, die Bürger vor Ort besser einzubinde­n und die Vorteile und Erleichter­ungen der digitalen Technik zu erkennen und zu nutzen. Sie hält diese Initiative für eine „tolle Idee“. Das Angebot ist übrigens kostenlos und man kann sich bei Nichtgefal­len jederzeit wieder abmelden.

An diesem Mittwoch werden die „Digitalen Dörfer“unter anderem mit einem Film in den beiden Ortschafts­ratssitzun­gen vorgestell­t.

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ARCHIVFOTO: SEBASTIAN GOLLNOW / DPA Per App die Dorfgemein­schaft oder nachbarsch­aftliche Hilfe organisier­en: Wie das in einem „Digitalen Dorf“künftig funktionie­ren kann, soll im Rahmen eines Pilotproje­kts in Dewangen und Fachsenfel­d getestet werden.

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