Grundsatzentscheidung bleibt vorerst aus
Neresheimer Gemeinderat legt sich nicht endgültig auf Sanierung des Kösinger Freibads fest
NERESHEIM - Das Kösinger Freibad wird nach dem Willen des Neresheimer Gemeinderats saniert – allerdings mit einer kleinen Einschränkung: Das Gremium hat mehrheitlich die Absicht erklärt, dies zu tun, die Sanierung jedoch nicht förmlich als Grundsatz beschlossen. Sollte das Stadtparlament jedoch noch einen Rückzieher machen, hätte dies möglicherweise eine gerichtliche Auseinandersetzung zur Folge. Im Eingemeindungsvertrag von 1970 habe sich die Stadt nämlich ausdrücklich zum Erhalt des Freibades bekannt. Darauf machte der Kösinger Ortsvorsteher Dirk Hoesch aufmerksam und sagte gleichzeitig, er könne mit dem jetzigen Beschluss gut leben.
Während die Stadträte am Montagabend noch hinter verschlossen Türen tagten, sammelte sich vor dem Sitzungssaal eine immer größer werdende Menschenmenge, die Rathaustreppe füllte sich bis unten hin. Als die öffentliche Sitzung eröffnet wurden, reichten die Sitzplätze bei weitem nicht aus, viele Besucherinnen und Besucher mussten mit Stehplätzen vorlieb nehmen. Sie geizten während der Aussprache nicht mit Beifall, wenn ihnen ein Beitrag gefiel.
Anregung für Neubau stößt auf Ablehnung
Auf heftigen Widerspruch stieß SPD-Stadträtin Annerose Gillner, die einen Volksentscheid ins Spiel brachte und für einen Neubau in der Kernstadt plädierte. Mit diesem Ansinnen konnte sie nicht punkten.
Aber auch die Verwaltung unterlag. Sie wollte einen Grundsatzbeschluss zur Freibadsanierung. Verträge seien selbstverständlich einzuhalten, widersprach Lothar Köhl, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, aber eine Grundsatzentscheidung binde in der künftigen Entscheidungsfindung und habe daher eine sehr hohe Bedeutung. Der Gemeinderat habe zwar den Eingemeindungsvertrag immer eingehalten und nie an eine Schließung des Bades gedacht. 1999 sei es umfangreich saniert worden.
Die Überschwemmung im vergangenen Jahr und der Wasserverlust zwängen nun aber zu einer erneuten Sanierung. Daher sei noch unter Bürgermeister Gerd Dannenmann ein Fachbüro mit Untersuchungen beauftragt worden. Über die Ergebnisse sei der Gemeinderat erst nach mehrmaligem Nachfragen informiert worden. Köhl: „Vielleicht verständlich, da hier ab vier Millionen die Rede ist.“In diesen Zahlen seien nicht die Kosten für die Sanierung des Gebäudes enthalten. Köhl forderte daher verlässliche und belegbare Zahlen für eine Gesamtsanierung und eine Absichtserklärung statt einer Grundsatzentscheidung. Der Beifall aus dem Publikum für diese Darlegungen war spärlich.
Wesentlicher Standortfaktor für Neresheim
Die Sitzung hatte die Vorsitzende der Initiative Pro Freibad, Jeannette Behringer, mit einem Appell für eine Sanierung des Bades eröffnet. Sie wies auf die Konsequenzen hin, die eine Schließung des Bades aus ihrer Sicht hätte. So gehe die Schwimmfähigkeit der Kinder weiter zurück, weniger betuchte Familien würden benachteiligt, vielleicht würde man sogar Bäderleiter Carsten Pferner verlieren. Dabei sei das Bad doch ein wesentlicher Standortfaktor für Neresheim, ein einzigartiger Begegnungsort und wichtig für das „gastliche Härtsfeld“.
Bürgermeister Thomas Häfele plädierte dafür, eine Sanierung zügig anzugehen. Die Planung könne das städtische Bauamt übernehmen, da man ja kein großes Freizeitbad schaffen wolle. Kösingen sei ein guter Standort, da er Besucher aus dem Umkreis, zum Beispiel auch aus dem Ries, anziehe. Einen Neubau nannte Häfele völlig unrealistisch, weil er mit geschätzten Kosten von vier Millionen nicht zu finanzieren sei.
In diesem Jahr seien die Fristen abgelaufen und es könnten daher keine Anträge für Förderprogramme gestellt werden, sagte der Bürgermeister weiter. Aber im kommenden Jahr werde man die Anträge rechtzeitig stellen, so dass die Stadt 2020 mit der Sanierung beginnen könnte. Dank einer starken Bürgerschaft und der Bereitschaft von Firmen, mitzuhelfen, werde man es schaffen, zeigte sich Häfele zuversichtlich.
Josef Beyerle (CDU) sagte, Kösingen sei ein idealer Standort und die Stadt könne sich die Sanierung mit Blick auf die touristische Entwicklung leisten. Ortsvorsteher Hoesch war es wichtig, dass das Freibad in Kösingen erhalten bleibt, denn die nächsten Bäder seien in Nördlingen, Aalen und Heidenheim. Zudem sei eine Schließung nicht kostenlos zu haben, denn dann entstünden Rückbaukosten. Hoesch wurde deutlich: „Die Ruine stehen lassen und Sie machen sich einen schlauen Lenz, das Dort hat sie sich schon einmal eine blutige Nase geholt, als sie den Kindergarten in Schweindorf dicht machen wollte. Es spricht viel dafür, dass die Richter im Kösinger Fall ebenfalls sagen würden, am Eingemeindungsvertrag dürfe nicht gerüttelt werden. Diese Erfahrung hat übrigens die Stadt Aalen ebenfalls bereits gemacht. Auf den zweiten Blick können sich die Kösinger also beruhigt zurücklehnen. Nach menschlichem Ermessen werden sie die Sanierung bekommen. Es sei denn, sie wäre auch ihnen zu teuer und sie verzichteten freiwillig. geht nicht! Und dann wollen wir ein neues Highlight für Kösingen!“
Kösingen dürfe nicht hinten runter fallen. Der Ortsvorsteher ließ keinen Zweifel daran, dass der Stadtteil bei einer Schließung vor den Kadi ziehen würde. Und verwies auf Schweindorf: Dort hatte die Stadt den Kindergarten schließen wollen. Die Ortschaft hatte auf den Eingemeindungsvertrag gepocht und vor dem Verwaltungsgericht Recht bekommen.
Berthold Birkle (Freie Wähler) forderte Planungssicherheit, auch wenn er für eine Sanierung sei. Daher dürfe sich der Gemeinderat nicht auf ein Vorhaben festlegen, von dem er nicht wisse, was es am Ende kosten werde.