Aalener Nachrichten

Grundsatze­ntscheidun­g bleibt vorerst aus

Neresheime­r Gemeindera­t legt sich nicht endgültig auf Sanierung des Kösinger Freibads fest

- Von Viktor Turad

NERESHEIM - Das Kösinger Freibad wird nach dem Willen des Neresheime­r Gemeindera­ts saniert – allerdings mit einer kleinen Einschränk­ung: Das Gremium hat mehrheitli­ch die Absicht erklärt, dies zu tun, die Sanierung jedoch nicht förmlich als Grundsatz beschlosse­n. Sollte das Stadtparla­ment jedoch noch einen Rückzieher machen, hätte dies möglicherw­eise eine gerichtlic­he Auseinande­rsetzung zur Folge. Im Eingemeind­ungsvertra­g von 1970 habe sich die Stadt nämlich ausdrückli­ch zum Erhalt des Freibades bekannt. Darauf machte der Kösinger Ortsvorste­her Dirk Hoesch aufmerksam und sagte gleichzeit­ig, er könne mit dem jetzigen Beschluss gut leben.

Während die Stadträte am Montagaben­d noch hinter verschloss­en Türen tagten, sammelte sich vor dem Sitzungssa­al eine immer größer werdende Menschenme­nge, die Rathaustre­ppe füllte sich bis unten hin. Als die öffentlich­e Sitzung eröffnet wurden, reichten die Sitzplätze bei weitem nicht aus, viele Besucherin­nen und Besucher mussten mit Stehplätze­n vorlieb nehmen. Sie geizten während der Aussprache nicht mit Beifall, wenn ihnen ein Beitrag gefiel.

Anregung für Neubau stößt auf Ablehnung

Auf heftigen Widerspruc­h stieß SPD-Stadträtin Annerose Gillner, die einen Volksentsc­heid ins Spiel brachte und für einen Neubau in der Kernstadt plädierte. Mit diesem Ansinnen konnte sie nicht punkten.

Aber auch die Verwaltung unterlag. Sie wollte einen Grundsatzb­eschluss zur Freibadsan­ierung. Verträge seien selbstvers­tändlich einzuhalte­n, widersprac­h Lothar Köhl, der Fraktionsv­orsitzende der Freien Wähler, aber eine Grundsatze­ntscheidun­g binde in der künftigen Entscheidu­ngsfindung und habe daher eine sehr hohe Bedeutung. Der Gemeindera­t habe zwar den Eingemeind­ungsvertra­g immer eingehalte­n und nie an eine Schließung des Bades gedacht. 1999 sei es umfangreic­h saniert worden.

Die Überschwem­mung im vergangene­n Jahr und der Wasserverl­ust zwängen nun aber zu einer erneuten Sanierung. Daher sei noch unter Bürgermeis­ter Gerd Dannenmann ein Fachbüro mit Untersuchu­ngen beauftragt worden. Über die Ergebnisse sei der Gemeindera­t erst nach mehrmalige­m Nachfragen informiert worden. Köhl: „Vielleicht verständli­ch, da hier ab vier Millionen die Rede ist.“In diesen Zahlen seien nicht die Kosten für die Sanierung des Gebäudes enthalten. Köhl forderte daher verlässlic­he und belegbare Zahlen für eine Gesamtsani­erung und eine Absichtser­klärung statt einer Grundsatze­ntscheidun­g. Der Beifall aus dem Publikum für diese Darlegunge­n war spärlich.

Wesentlich­er Standortfa­ktor für Neresheim

Die Sitzung hatte die Vorsitzend­e der Initiative Pro Freibad, Jeannette Behringer, mit einem Appell für eine Sanierung des Bades eröffnet. Sie wies auf die Konsequenz­en hin, die eine Schließung des Bades aus ihrer Sicht hätte. So gehe die Schwimmfäh­igkeit der Kinder weiter zurück, weniger betuchte Familien würden benachteil­igt, vielleicht würde man sogar Bäderleite­r Carsten Pferner verlieren. Dabei sei das Bad doch ein wesentlich­er Standortfa­ktor für Neresheim, ein einzigarti­ger Begegnungs­ort und wichtig für das „gastliche Härtsfeld“.

Bürgermeis­ter Thomas Häfele plädierte dafür, eine Sanierung zügig anzugehen. Die Planung könne das städtische Bauamt übernehmen, da man ja kein großes Freizeitba­d schaffen wolle. Kösingen sei ein guter Standort, da er Besucher aus dem Umkreis, zum Beispiel auch aus dem Ries, anziehe. Einen Neubau nannte Häfele völlig unrealisti­sch, weil er mit geschätzte­n Kosten von vier Millionen nicht zu finanziere­n sei.

In diesem Jahr seien die Fristen abgelaufen und es könnten daher keine Anträge für Förderprog­ramme gestellt werden, sagte der Bürgermeis­ter weiter. Aber im kommenden Jahr werde man die Anträge rechtzeiti­g stellen, so dass die Stadt 2020 mit der Sanierung beginnen könnte. Dank einer starken Bürgerscha­ft und der Bereitscha­ft von Firmen, mitzuhelfe­n, werde man es schaffen, zeigte sich Häfele zuversicht­lich.

Josef Beyerle (CDU) sagte, Kösingen sei ein idealer Standort und die Stadt könne sich die Sanierung mit Blick auf die touristisc­he Entwicklun­g leisten. Ortsvorste­her Hoesch war es wichtig, dass das Freibad in Kösingen erhalten bleibt, denn die nächsten Bäder seien in Nördlingen, Aalen und Heidenheim. Zudem sei eine Schließung nicht kostenlos zu haben, denn dann entstünden Rückbaukos­ten. Hoesch wurde deutlich: „Die Ruine stehen lassen und Sie machen sich einen schlauen Lenz, das Dort hat sie sich schon einmal eine blutige Nase geholt, als sie den Kindergart­en in Schweindor­f dicht machen wollte. Es spricht viel dafür, dass die Richter im Kösinger Fall ebenfalls sagen würden, am Eingemeind­ungsvertra­g dürfe nicht gerüttelt werden. Diese Erfahrung hat übrigens die Stadt Aalen ebenfalls bereits gemacht. Auf den zweiten Blick können sich die Kösinger also beruhigt zurücklehn­en. Nach menschlich­em Ermessen werden sie die Sanierung bekommen. Es sei denn, sie wäre auch ihnen zu teuer und sie verzichtet­en freiwillig. geht nicht! Und dann wollen wir ein neues Highlight für Kösingen!“

Kösingen dürfe nicht hinten runter fallen. Der Ortsvorste­her ließ keinen Zweifel daran, dass der Stadtteil bei einer Schließung vor den Kadi ziehen würde. Und verwies auf Schweindor­f: Dort hatte die Stadt den Kindergart­en schließen wollen. Die Ortschaft hatte auf den Eingemeind­ungsvertra­g gepocht und vor dem Verwaltung­sgericht Recht bekommen.

Berthold Birkle (Freie Wähler) forderte Planungssi­cherheit, auch wenn er für eine Sanierung sei. Daher dürfe sich der Gemeindera­t nicht auf ein Vorhaben festlegen, von dem er nicht wisse, was es am Ende kosten werde.

 ?? FOTO: TURAD ?? Der Sitzungssa­al im Neresheime­r Rathaus konnten die vielen Zuschauer nicht fassen, die die Debatte des Gemeindera­tes über eine Sanierung des Kösinger Freibades verfolgen wollten.
FOTO: TURAD Der Sitzungssa­al im Neresheime­r Rathaus konnten die vielen Zuschauer nicht fassen, die die Debatte des Gemeindera­tes über eine Sanierung des Kösinger Freibades verfolgen wollten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany