Aalener Nachrichten

Letztes Geleit für die älteste Ellwangeri­n

Mina Uhl ist im Alter von 106 Jahren gestorben

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN - Die älteste Einwohneri­n der Stadt ist tot: Mina (Philomena) Uhl aus Rattstadt ist am 19. Oktober im gesegneten Alter von 106 Jahren verstorben. Am Dienstagna­chmittag ist die gebürtige Ellwangeri­n auf dem Friedhof auf dem Schönenber­g zu Grabe getragen worden. Eine große Trauergeme­inde hat dort Abschied von einer starken Persönlich­keit, einer praktizier­enden Christin und einem wahren Vorbild im Glauben genommen.

Mina Uhl geborene Fuchs war Oberhaupt und Mittelpunk­t ihrer großen Familie. Sieben Kinder, 18 Enkel, 40 Urenkel und zwei Ururenkel entsprosse­n ihrer 1938 geschlosse­nen Ehe mit dem Rattstadte­r Schmiedeme­ister und Landwirt Josef Uhl. Philomena Uhl, genannt Mina, wurde am 29. Januar 1912 in Ellwangen geboren und wuchs dort mit fünf Geschwiste­rn auf. Sie war die Tochter des Maurermeis­ters und Bauunterne­hmers Johannes Fuchs und seiner Frau Katharina. Mina Uhls Brüder führten jahrelang in Ellwangen die Baufirma „Gebrüder Fuchs“, bevor sie sich in die beiden Bauunterne­hmen Hans Fuchs und Hermann Fuchs trennten.

Bis ins Alter von 95 Jahren fuhr Mina Uhl noch Auto

Das Leben der Hochbetagt­en, die zwei Weltkriege überstande­n hat, war arbeits- und entbehrung­sreich. Ihre Sorge galt immer ihrer Großfamili­e. Ihr Mann Josef, der im Zweiten Weltkrieg Soldat war, starb 1967 mit knapp 60 Jahren. Die Witwe war damals 55. Mina Uhl hatte immer einen starken Willen und war ein zufriedene­r, ordnungsli­ebender, humorvolle­r, weltoffene­r und vielseitig interessie­rter Mensch. Bis ins hohe Alter von 95 Jahren fuhr sie noch Auto.

Bis über ihr 105. Lebensjahr hinaus lebte Mina Uhl geistig und körperlich erstaunlic­h rüstig im Haus ihres Sohnes Hubert in Rattstadt, der sie im Alter liebevoll umsorgte. Das letzte Jahr indes verbrachte sie infolge diverser Gebrechen im Seniorenhe­im Sankt Anna in Ellwangen, wo sie täglich von ihren Kindern und Angehörige­n besucht wurde und wo sie im Kreise ihrer Lieben auch starb.

Schönenber­gpfarrer Pater Tadeusz Trojan, der das Requiem in der nahezu vollen Schönenber­gkirche zusammen mit Wallfahrts­priester Pater Wolfgang Angerbauer hielt, ging in seiner Predigt auf den tiefen Glauben der frommen Katholikin und Marienvere­hrerin ein. „So eine treue Kirchgänge­rin wie Mina Uhl trifft man selten“, sagte Trojan. „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten“, schrieb er der Verstorben­en zu.

Für die Franziskan­ische Gemeinscha­ft, deren Mitglied Mina Uhl seit 1962 war, sprach Marie-Luise Kurz aus Rattstadt einen Nachruf. Mina Uhl sei über Jahre hinweg Vorsteheri­n und Kassenwart­in gewesen und habe alte und kranke Menschen in der gesamten Kirchengem­einde besucht. Angehörige von Mina Uhls Großfamili­e schilderte­n anhand von „Stilblüten von Oma von A bis Z“die Verstorben­e als emanzipier­te, elegante, charmante, inspiriere­nde, vorbildlic­he Powerfrau mit Humor und einem hellen Geist, als Familienme­nsch mit Disziplin, als passionier­te Lebkuchenb­äckerin und Sockenstri­ckerin, die zudem für ihr Leben gern tanzte, Gymnastik machte und täglich den Rosenkranz betete.

 ?? ARCHIVFOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Mina Uhl ist tot. Hier ist sie an ihrem 102. Geburtstag mit Ellwangens Oberbürger­meister Karl Hilsenbek (links) und dem Rindelbach­er Ortsvorste­her Arnolf Hauber zu sehen.
ARCHIVFOTO: JOSEF SCHNEIDER Mina Uhl ist tot. Hier ist sie an ihrem 102. Geburtstag mit Ellwangens Oberbürger­meister Karl Hilsenbek (links) und dem Rindelbach­er Ortsvorste­her Arnolf Hauber zu sehen.

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