Talente musizieren für den Turm
Flötenensemble, Volkstanzgruppe, Mädchenchor, junge Pianisten und Jazz auf der Orgel
AALEN-UNTERKOCHEN – Eine bunte Vielfalt von Talenten hatte sich für ein Benefizkonzert am Sonntag in der Friedenskirche zusammengefunden. Es ging um die Sanierung des Kirchturms, das größte Projekt, das die evangelische Kirchengemeinde Unterkochen derzeit zu stemmen hat. „Der Turm ist das Wahrzeichen der Friedenskirche“, hob Pfarrer Manfred Metzger in seinem Grußwort hervor und wies auf das früher mit Blattgold geschmückte Zifferblatt der Turmuhr hin. Heute müsse Goldfarbe genügen, die Sanierung sei schon teuer genug.
Bei so vielen Talenten, die sich für die Finanzierung einsetzen, muß ihm jedoch nicht bange sein. Die Organistin Gerlinde Holzwarth eröffnete das Konzert mit einem Meisterstück aus der frühen Barockzeit, das den seltsamen Namen Präambulumex F und Fuga trägt und von Vincent Lübeck (1654-1740) komponiert wurde. Großer und kräftiger Klang erfüllte die Kirche. Erstaunlich über welche Registerfülle diese Orgel verfügt, die Holzwarth geschickt zu kombinieren wußte.
Aus der gleichen Zeit stammt Giovanni Platti (1697-1763), der die zauberhafte Sonate in e-moll schuf, die von Gisela Baumgartner auf dem EPiano als Basso continuo und von Ingeborg Huber auf der Querflöte empfindsam und filigran interpretiert wurde. Sie glänzten außerdem noch mit der Sonate in F-Dur von Daniel Purcell, bei der Huber die Querflöte mit der wärmeren Altblockflöte tauschte. Die Piano-Begleitung gelang achtsam und rücksichtsvoll.
Zeitgenössischer Musik widmete sich das Flötenensemble Oberkochen unter Leitung von Ruth Koch. Fein aufeinander abgestimmt spielten die acht Musikerinnen zwei Stücke von hierzulande wenig bekannten englischen Komponisten: Von Brian Bonsor das „17th Farewell to Alva“, in dem eine Bearbeitung des internationalen Pfadfinderliedes „Nehmt Abschied Brüder“auftauchte, und von Marg Hall das „Cambridge prelude“. Die beiden großdimensionierten Baßflöten verliehen dem Ensembleklang Volumen und warme Tiefe.
Sänger mit außergewöhnlichem Talent
Sechs junge Sängerinnen des russlanddeutschen Frauenhauskreises Ebnat imponierten mit modernen religiösen Liedern, einstimmig gesungen, aber mit guter Intonation und bestechender Reinheit. Acht Frauen des „Russischen Tanzkreises“fanden mit eindrucksvollen Formationen in Originalkostümen in kräftigen Farben großen Anklang. Ebenfalls aus rußlanddeutschen Familien stammen die beiden jungen Pianisten, die als Schüler von Dzhulietta Sänger mit außergewöhnlichem Talent überraschten.
Alexander Lukonovskiy eroberte die Herzen mit Prokofiews Marsch, energisch in die Tasten gehämmert, und dem melodiösen, lautmalerisch komponierten Stück „Regen“von Kosenko. Der etwa gleichaltrige David Chechelnitsky begeisterte mit „Des Dichters Herz“von Edvard Grieg, feinfühlig und mit starkem Ausdruck dargeboten. In beiden Jugendlichen zeigte sich vielversprechendes Talent. Gerlinde Holzwarth entführte mit zwei Orgelstücken in die moderne Klangwelt, einmal mit „Festal march“von William Lloyd Webber (1913-1982), dem Vater des berühmteren Andrew Lloyd Webber, und mit „Ausgang in Jazz“von Johannes Matthias Michel (*1962). Großer Beifall belohnte die rund 30 Mitwirkenden dieses faszinierenden Abends.