Ärzte zweifeln an genossenschaftlichen Versorgungszentren
ELLWANGEN (ij) - Die Sprecher der Ellwanger Ärzteschaft, Walter Hauf und Sebastian Hock, haben in einem Brief ihre Skepsis gegenüber einem genossenschaftlichen Hausarztmodell geäußert. Ellwangen ist eine der Raumschaften, in denen im kommenden Jahr mit Unterstützung der Landesregierung Machbarkeitsstudien zu solchen genossenschaftlichen Ärztezentren stattfinden sollen. Im Rahmen dieser Studien sind auch Einzelgespräche über die Situation vor Ort vorgesehen.
Aus Sicht der Sprecher der Ellwanger Ärzteschaft hat der zunehmende Ärztemangel im ländlichen Raum vielschichtige Gründe. Unter anderen sei Politik „für die Mehrheiten und damit für die Ballungsräume gemacht“worden und habe die Regionen und ihre Besonderheiten nicht berücksichtigt, so die Ärzte Walter Hauf und Sebastian Hock.
Ob genossenschaftliche medizinische Versorgungszentren (MVZ) die Lösung sein werden, ist für die Ärzte zweifelhaft. Denn auch ein MVZ könne nur die Ärzte anstellen, die bereit seien, in die Region zu gehen. Wirtschaftliche Sicherheit und Zusammenarbeit im Team gebe es auch in den attraktiven Universitätsstädten, in denen die Jungärzte meist sozial eingebunden lebten, oft schon mit Familie. Wenn in der jüngsten Zeit Ärzte in die Region gezogen seien, dann habe es sich in der Regel um Rückkehrer in die Heimat oder es hätten familiäre Verbindungen in die Region bestanden. Dies werde aber kaum ausreichen, den Bedarf zu decken, betonten Hauf und Hock.
Im Zentrum der Bemühungen sollte daher stehen, junge Universitätsabsolventen oder Medizinstudenten im praktischen Jahr (PJ) nach Ellwangen zu holen. Hier werde zwar schon einiges getan. Aber die Konkurrenz schlafe nicht: „Auf einer beliebten Seite für junge Kollegen auf Stellensuche wirbt beispielsweise das Klinikum Heidenheim damit, dass PJ-lern das gesetzliche erlaubte Höchstgehalt von 597 Euro bezahlt wird“. In Ellwangen seien es dagegen nur 399 Euro und die Universitätsstadt Ulm sei weiter entfernt.
Organisiertes Curriculum
Für frisch gebackene Ärzte schlagen die Ärztesprecher zum Beispiel ein organisiertes Curriculum zum Facharzt für Allgemeinmedizin oder einem anderen Wunschfach vor. Der Klinikverbund müsse nur „wirklich verbunden zusammenarbeiten. Unter Einbeziehung der niedergelassenen Praxen könnten junge Ärzte ihre Facharztausbildung quasi aus einem Guss machen.“Die könnte auch dem Personalmangel an den Kliniken der Region entgegen wirken.
Um den Personalmangel zu entschärfen, fordern die Ärztesprecher schnellstmögliche Klarheit über die Klinikstruktur in der Region.
Die geplante Machbarkeitsstudie sei allerdings eine gute Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. In diesem Sinne werteten die Ärztesprecher den Vorstoß von Ellwangens Oberbürgermeister Karl Hilsenbek positiv, den ärztlichen Sachverstand vor Ort bei der Entscheidungsfindung einzubeziehen. Erste Kontakte in dieser Richtung bezeichneten die Ärztesprecher als vielversprechend.