Ein Fest für Ohren, Geist und Gemüt
Konzert mit Posaune und Tasteninstrumenten ist ein musikalischer Hochgenuss
ELLWANGEN - Das ebenso außergewöhnliche wie großartige Konzert mit Posaunen und Tasteninstrumenten zählt zweifellos zu den Höhepunkten der hochkarätigen Konzertreihe in der evangelischen Stadtkirche, die Kantor Reinhard Krämer zu danken ist. Zu Gast war der in Backnang lebende Posaunist Michael Unger, ein gebürtiger Augsburger und europaweit ein gefragter Solist und Kammermusikpartner. Unger hatte gleich mehrere Posaunen nach Ellwangen mitgebracht. Am Cembalo und an der Orgel war Reinhard Krämer zu hören.
Schon der Auftakt mit Johann Ernst Galliards Sonate a-Moll ließ aufhorchen. Das barocke Werk ist eine von sechs Sonaten, die Galliard für Fagott komponiert hat. Überaus reizvoll kontrastierten die zart ziselierten Klangfarben des Cembalos mit der imposanten Klangfülle von Ungers klassischer Posaune, dem Nachbau eines Instruments aus Mozarts Zeit.
Barockposaune erklingt hell und schlank
Der hellere, schlankere Klang von Ungers Barock- oder Renaissanceposaune, wie sie vom 16. bis zum 19. Jahrhundert gebräuchlich war, zauberte mit frühbarocken Canzonen von Frescobaldi und Cesare empfindsame und ausdrucksstarke Klangvielfalt in den Kirchenraum. Reinhard Krämer beeindruckte als Solist am Cembalo mit dem lebhaften Allegro von Scarlattis Sonate CDur und Sweelincks Variationen über das Gebetslied „Herr Jesu Gnadensonne“an der Orgel.
Virtuos setzte Michael Unger mit der Alt-Posaune souveräne Akzente bei Tomaso Albinonis Konzert BDur, ursprünglich für Piccolo-Trompete und Klavier. Ein bewegender Höhepunkt war Alexandre Guilmants Morceau Symphonique op. 88 für Tenor-Posaune und Tasteninstrument. Wunderbar und in klanglicher Ausgewogenheit entfalteten die beiden Musiker hochkonzentriert die Dramatik des im Grundcharakter romantischen Werks.
Transparent und harmonisch bis ins Detail schöpften beide den in gelöster Melodik bestechenden Reichtum des „Domine, dona nobis pacem“des zeitgenössischen ungarischen Komponisten Frigyes Hidas aus. Gustav Holsts konzertantes Duett für Posaune und Orgel changiert zwischen zarter Lyrik und majestätischer Klanggewalt. Meisterhaft und temperamentvoll, mit leidenschaftlich schmetternden Klängen der wie von ferne rufenden Posaune, die der Orgel genügend Raum zu machtvoller Entfaltung ließen, verabschiedete sich Michael Unger. Vor 19 Jahren haben Unger und Krämer schon einmal gemeinsam in der Stadtkirche musiziert. Mit langem Beifall gaben die Zuhörer in der Stadtkirche ihrer Hoffnung Ausdruck, auf das nächste Konzert nicht so lange warten zu müssen.