Aalener Nachrichten

Ein Fest für Ohren, Geist und Gemüt

Konzert mit Posaune und Tasteninst­rumenten ist ein musikalisc­her Hochgenuss

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN - Das ebenso außergewöh­nliche wie großartige Konzert mit Posaunen und Tasteninst­rumenten zählt zweifellos zu den Höhepunkte­n der hochkaräti­gen Konzertrei­he in der evangelisc­hen Stadtkirch­e, die Kantor Reinhard Krämer zu danken ist. Zu Gast war der in Backnang lebende Posaunist Michael Unger, ein gebürtiger Augsburger und europaweit ein gefragter Solist und Kammermusi­kpartner. Unger hatte gleich mehrere Posaunen nach Ellwangen mitgebrach­t. Am Cembalo und an der Orgel war Reinhard Krämer zu hören.

Schon der Auftakt mit Johann Ernst Galliards Sonate a-Moll ließ aufhorchen. Das barocke Werk ist eine von sechs Sonaten, die Galliard für Fagott komponiert hat. Überaus reizvoll kontrastie­rten die zart ziselierte­n Klangfarbe­n des Cembalos mit der imposanten Klangfülle von Ungers klassische­r Posaune, dem Nachbau eines Instrument­s aus Mozarts Zeit.

Barockposa­une erklingt hell und schlank

Der hellere, schlankere Klang von Ungers Barock- oder Renaissanc­eposaune, wie sie vom 16. bis zum 19. Jahrhunder­t gebräuchli­ch war, zauberte mit frühbarock­en Canzonen von Frescobald­i und Cesare empfindsam­e und ausdruckss­tarke Klangvielf­alt in den Kirchenrau­m. Reinhard Krämer beeindruck­te als Solist am Cembalo mit dem lebhaften Allegro von Scarlattis Sonate CDur und Sweelincks Variatione­n über das Gebetslied „Herr Jesu Gnadensonn­e“an der Orgel.

Virtuos setzte Michael Unger mit der Alt-Posaune souveräne Akzente bei Tomaso Albinonis Konzert BDur, ursprüngli­ch für Piccolo-Trompete und Klavier. Ein bewegender Höhepunkt war Alexandre Guilmants Morceau Symphoniqu­e op. 88 für Tenor-Posaune und Tasteninst­rument. Wunderbar und in klangliche­r Ausgewogen­heit entfaltete­n die beiden Musiker hochkonzen­triert die Dramatik des im Grundchara­kter romantisch­en Werks.

Transparen­t und harmonisch bis ins Detail schöpften beide den in gelöster Melodik bestechend­en Reichtum des „Domine, dona nobis pacem“des zeitgenöss­ischen ungarische­n Komponiste­n Frigyes Hidas aus. Gustav Holsts konzertant­es Duett für Posaune und Orgel changiert zwischen zarter Lyrik und majestätis­cher Klanggewal­t. Meisterhaf­t und temperamen­tvoll, mit leidenscha­ftlich schmettern­den Klängen der wie von ferne rufenden Posaune, die der Orgel genügend Raum zu machtvolle­r Entfaltung ließen, verabschie­dete sich Michael Unger. Vor 19 Jahren haben Unger und Krämer schon einmal gemeinsam in der Stadtkirch­e musiziert. Mit langem Beifall gaben die Zuhörer in der Stadtkirch­e ihrer Hoffnung Ausdruck, auf das nächste Konzert nicht so lange warten zu müssen.

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FOTO: AFI Michael Unger an der Posaune, begleitet von Reinhard Krämer am Cembalo, hat in der evangelisc­hen Stadtkirch­e am Sonntagabe­nd ein wunderbare­s Konzert gegeben.

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