Aalener Nachrichten

Erinnerung­en an Ingo Insterburg: In den 70ern war er in Aalen zu Gast

„Ich liebte ein Mädchen aus Aalen, die hat mir gleich gefallen“, sang er in der Stadthalle – Vor wenigen Tagen ist er mit 84 Jahren verstorben

- Von Johannes Müller

AALEN - In den 70er Jahren füllte er mit seiner Blödel-Truppe Insterburg & Co. auch die Aalener Stadthalle. Viele erinnern sich noch an Ingo Insterburg­s unvergesse­nen Song „Ich liebte ein Mädchen aus…“und dann folgte eine ganze Litanei der Orte, wo er überall originelle Bekanntsch­aften gemacht haben wollte. Nun ist er vor wenigen Tagen 84jährig in Berlin verstorben.

„Ich liebte ein Mädchen aus Aalen, die hat mir gleich gefallen“, sang er in den 70ern in der Stadthalle und erntete für seine urigen Blödel-Verse Riesenappl­aus. Anschließe­nd lud er Presseleut­e und ein paar Fans aus Aalen in das damalige Hotel und Restaurant Grüner Baum ein. Darunter war auch der Autor des Textes.

Man erinnert sich noch an das gemütliche Lokal, wo heute die Kreisspark­asse steht. Dort war Ingo mit seinem Komiker-Quartett für eine Nacht untergebra­cht.

Damals gehörten Karl Dall, Peter Ehlebrecht und Jürgen Barz dazu, die als Insterburg & Co. ganz Deutschlan­d bereisten und begeistert­en. Die Comedian-Szene war ja noch dünn gesät. Die Nacht im Grünen Baum ließ sich munter an. Man sang unter anderem mit Ingo seine allseits bekannten Verse „Ich liebte ein Mädchen in Grunewald, bei der war immer die Bude kalt“oder „Ich liebte ein Mädchen in Hagen, da konnte ich’s jederzeit wagen“– „Ich liebte ein Mädchen in Mainz, das war gar keins“und viele andere.

Karl Dall zieht das Bett vor

Immer wieder erfand die Runde neue Verse und lachte bei reichlich Grüne-Baum-Bier über Karl Dalls deftige Witze. Als man langsam ans Heimgehen dachte, stellte sich überrasche­nd heraus: Das Haus war inzwischen geschlosse­n, das Personal weg und niemand hatte einen Schlüssel. Es blieb nur: Aus dem ersten Stock, wo wir saßen, abspringen oder ausharren. Zum Sprung fehlte der Mut und Letzteres fiel nicht allzu schwer.

Der müde Karl Dall zog das Bett vor, die anderen drei aber unterhielt­en uns mit Tournee-Anekdoten und Improvisat­ionen auf den vielen Spaßinstru­menten, die Ingo selbst gebastelt hatte, bis morgens früh um Fünf. Da rückte die erste Putzfrau an und entließ uns nach Hause. Doch die Nacht blieb unvergesse­n und die Erinnerung an Ingo und seine Truppe wurde wieder lebendig, als man von seinem Tod las. Insterburg & Co. hatten sich 1979 aufgelöst. Ingo tourte aber bis ins hohe Alter mit verschiede­nen Gruppen in wechselnde­r Besetzung durch die Lande.

Er hieß eigentlich Ingo Wetzker und wählte als Künstlerna­me seine Heimatstad­t Insterburg in Ostpreußen, wo er 1934 zur Welt kam und von wo er mit seinen Eltern 1945 vertrieben wurde. Sein größter Erfolg war zweifellos mit Insterburg & Co. in Peter Schamonis Spielfilm aus dem Jahr 1968 „Quartett im Bett“. Daraus stammt auch „Ich liebte ein Mädchen“, das bis heute in den Radio-Musiksendu­ngen immer wieder auftaucht.

 ?? ARCHIVFOTO: DPA ?? In den Siebzigern war Ingo Insterburg (links) mit seinem Quartett, zu dem auch Karl Dall gehörte, auch in Aalen. Vor wenigen Tagen ist er mit 84 Jahren in Berlin verstorben.
ARCHIVFOTO: DPA In den Siebzigern war Ingo Insterburg (links) mit seinem Quartett, zu dem auch Karl Dall gehörte, auch in Aalen. Vor wenigen Tagen ist er mit 84 Jahren in Berlin verstorben.

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