Heinrich Stolch und das Trochtelfinger „Schlößle“
Axel Stolch erzählt aus dem bewegten Leben eines Soldaten im Dreißigjährigen Krieg
BOPFINGEN - Seit über 25 Jahren hat sich Axel Stolch mit der Geschichte der Familie Stolch beschäftigt. Dabei hat es ihm vor allem das Leben seines Urahnen Heinrich Stolch (1545-1645) und dessen Sohn Georg Heinrich (1642-1706) angetan. Am Mittwoch hat er in der Bopfinger Schranne seine aktuellen Forschungsergebnisse zu Heinrich Stolch vorgestellt.
Mit dem Kauf des „Schlößle“in Trochtelfingen 1641 für 1700 Gulden legte dieser den Grundstein für die Stolch’che Familie in Trochtelfingen. Vom Volksmund später liebevoll „Schlößle“genannt, blieb es 377 Jahre in Familienbesitz, ehe 2018 Friedbert Vogelgsang neuer Hausherr des Stolch´chen Wasserschlosses wurde. Interessante Parallelen – damals wie heute war das „Schlößle“in einem sanierungsbedürftigen Zustand.
Stolch wurde in Aalen geboren
Aber wie kam es jetzt dazu, dass 1641 ein gebürtiger Aalener Bürger Schloss- und Grundbesitzer in Trochtelfingen wurde? Erstmals trat Heinrich Stolch in den 1620er Jahren in Straßburg in Erscheinung, wo der Leutnant Heinrich Stolch zu Aalen 1623 erstmals heiratete. Aus dieser Ehe ging eine Tochter, Abigale, hervor. Zwischen 1624 und 1628 verlieren sich seine Spur und die der kleinen Familie. Man kann jedoch davon ausgehen, dass Frau und Kind in dieser Zeit einen frühen Tod fanden.
Auch über seine Kindheit ist wenig bis nichts bekannt. Aufgrund seiner Vita geht Stolch jedoch davon aus, dass sein Urahn nach dem Besuch der Lateinschule in Aalen früh zum Militär ging und das Handwerk „von der Pike auf lernte“. Im Deckblatt einer Leichenpredigt, die 1634 auf Veranlassung Heinrich Stolchs in Görlitz/Zittau gehalten wurde, tritt er dann wieder in Erscheinung.
Ein Kutschunfall, vermutlich die Folge eines gemeinschaftlichen Saufgelages, führte zum Tode seines Heerführers Konrad Böhm von Ehrenstein, weshalb er in das Regiment des Johann Graf von Götzen wechselte. In der Folge nahm er an mehreren Feldzügen der Götz’chen Armee teil, die auf Seiten der Kaiserlichen kämpfte. Ab 1636 hält er sich vermehrt in Nördlingen auf und leiht der Stadt im April 1636 2400 Gulden. Als Kind des Dreißigjährigen Kriegs führt er ein mobiles Soldatenleben.
Als Obristwachtmeister (Major) wird ihm „scharfe Disziplin“nachgesagt, mit der er seine Soldaten führt. Allerdings ohne sie mit Sold und Verpflegung zu belohnen. Ende 1637 wird er in Nördlingen Pate des Heinrich von Gundelfingen, 1639 bei Georg Friedrich Frickinger. Namen, die ihn sein weiteres Leben begleiten.
1641 heiratete er Ursula Dorothea von Gaisberg aus einem Württembergischen Adelsgeschlecht. Ein Kontakt, der wahrscheinlich durch Weinlieferungen zustande kam. 1642 gebar Dorothea ihm seinen Sohn Georg Heinrich. Paten waren der damalige Nördlinger Bürgermeister, die Herren Frickinger und Gundelfingen sowie ein gewisser Pöttinger.
1642 gerät er mit dem Hause Wallerstein wegen verpfändeter Güter des Schlosses in Streit. Im Dezember des gleichen Jahres geriet er in eine Schießerei mit dem Bopfinger Bürgermeister Steinlin und dem Stadtschreiber Enßlin. Auch hier gibt es wie so oft in seinem Leben kein Urteil. „Grenzwertig kriminell“, bezeichnet Axel Stolch daher den Lebenslauf des Heinrich Stolch, dessen Sohn Georg Heinrich später die Tochter des Alexander Pöttinger heiratet.