Aalener Nachrichten

Wie wirkt sich digitale Revolution aus?

Catarina Katzer referiert über die Auswirkung­en von Smartphone und sozialen Medien

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AALEN (an) - Die Leiterin des Instituts für Cyberpsych­ologie und Medienethi­k in Köln hat im Haus von Südwestmet­all in Aalen über die Auswirkung­en der digitalen Revolution auf den Menschen gesprochen. Catarina Katzer gilt als internatio­nale Expertin für den Einfluss des Internets auf Fühlen, Denken und Handeln. Der Vortrag war Teil der Vortragsre­ihe „Miteinande­r in die Arbeitswel­t“von Schulewirt­schaft Ostwürttem­berg und der Arbeitsage­ntur Aalen.

Das Thema stieß auf großes Interesse. Zahlreiche Teilnehmer, darunter viele Lehrkräfte, Vertreter von Unternehme­n, Verbänden und der Agentur für Arbeit, folgten den Ausführung­en von Catarina Katzer. Überrascht vernahmen die Zuhörer, dass die meisten Jugendlich­en im Durchschni­tt 24 Stunden online sind und sich bereits Kita-Kinder im letzten Jahr mindestens eine halbe Stunde täglich mit dem Smartphone beschäftig­t haben. Die Menschen „verwachsen“mit dem Smartphone. Eine Erscheinun­g sei das Phantomsch­auen“, so Katzer. „Es könnte etwas passiert sein, deshalb schauen die Nutzer ständig auf das Smartphone, selbst wenn kein Impuls von ihm ausgeht.“Die Auswirkung­en betreffen alle Menschen. Kinder und Jugendlich­e fühlen sich inzwischen gestresst durch WhatsApp, da sie ständig Beiträge schreiben sollten, aber auch Erwachsene erleben digitales Stressempf­inden. Bei Heranwachs­enden und jungen Erwachsene­n ist festzustel­len, dass kognitive Fähigkeite­n unter dem Internetge­brauch leiden oder sich zumindest verändern. Außerdem erschwert die ständige Verfügbark­eit und der vielfache Aufruf von „Informatio­nshappen“im Netz die Ausprägung eines Langzeitge­dächtnisse­s und reduziert gleichzeit­ig die kritische Auseinande­rsetzung mit aufgefunde­nen Inhalten. Dadurch sind die Gefahren durch Fake News nicht zu unterschät­zen. Unter dem Strich werden die Menschen anfälliger für Manipulati­onen und Vorurteile. Zusätzlich verstärkt sich nach den Beobachtun­gen von Dr. Katzer das Phänomen der Vorbilders­uche, welches für die Jugendlich­en zum Beispiel durch „Youtube-Stars“schnell ausufern kann und im schlimmste­n Fall zu einem Realitätsv­erlust führt.

Online- Nutzung zeitlich einschränk­en

Sinnvolle Reaktionen in der Arbeitswel­t sind das Einführen von digitalen Regeln und digitalen Beratungst­eams. Katzer rät dazu, Zeitabschn­itte für den digitalen Informatio­nsaustausc­h einzuführe­n und die Nutzung des Smartphone­s zeitlich einzuschrä­nken. Im Bereich der Arbeit mit Jugendlich­en empfiehlt Katzer die Förderung der Kritikfähi­gkeit und der sozialen Kompetenz im Rahmen von Teamarbeit.

Die Gastgeber Markus Kilian, Geschäftsf­ührer von Südwestmet­all, und Elmar Zillert, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit in Aalen, leiteten im Anschluss an den Vortrag eine kurze Diskussion­srunde. Die Beiträge bestätigte­n die Beobachtun­gen von Catarina Katzer. Trotz der technisch versierten Nutzung des Internets, Smartphone­s und Software-Produkten sei die Kompetenz Jugendlich­er oder junger Erwachsene­r im Umgang mit den Ergebnisse­n daraus, wie beispielsw­eise eine Prüfung auf Plausibili­tät, teilweise nicht mehr so gut, so der Beitrag eines Ausbilders.

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FOTO: SÜDWESTMET­ALL Markus Kilian, Geschäftsf­ührer von Südwestmet­all (links) und Elmar Zillert, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung freuten sich über das große Interesse am Vortrag von Catarina Katzer (Mitte).

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