Aalener Nachrichten

Ostalb kann aus dem Vollen schöpfen

Landrat Klaus Pavel stellt 766 Millionen Euro schweren Etatentwur­f 2019 im Kreistag vor

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Es ist nicht nur das kreispolit­ische Kursbuch für die nächsten vier Jahre, sondern auch ein gewaltiges Finanzpake­t mit so noch nie dagewesene­n Zahlen: Landrat Klaus Pavel hat am Dienstag im Kreistag den Haushaltsp­lan 2019 für den Ostalbkrei­s und die mittelfris­tige Finanzplan­ung bis 2022 eingebrach­t. Das Gesamtvolu­men des Etatentwur­fs 2019 umfasst 766,38 Millionen Euro, der Kernhausha­lt ohne Kliniken ist alleine 496 Millionen schwer. Hinzu kommen die Wirtschaft­spläne der Kliniken Ostalb mit einem Umfang von über 270 Millionen Euro.

Vier Großprojek­te werden laut Pavel die Finanzen des Kreises in den kommenden Jahren prägen: die Generalsan­ierung des Berufsschu­lzentrums Schwäbisch Gmünd mit einem Umfang von 40 Millionen Euro, der Neubau des Zentral-OP am Aalener Ostalb-Klinikum mit 25,7 Millionen Euro, der Neubau der zentralen Notaufnahm­e und der Zentralapo­theke am Stauferkli­nikum Mutlangen mit 22 Millionen Euro sowie der Neubau eines zweiten Dienstsitz­es für das Aalener Landratsam­t auf dem Union-Areal, wofür Kosten in Höhe von 35 Millionen Euro veranschla­gt sind. Hinzu kommen unter anderem zwei Millionen Euro für den Neubau eines Kernspinto­mografie-Pavillons (MRT-Pavillon) an der Ellwanger Sankt-Anna-Virngrund-Klinik.

Kreisumlag­e: 32 Prozent

Wie gewohnt nutzte Pavel seine Haushaltsr­ede zu einem breit angelegten Streifzug durch die aktuellen und kommenden kreispolit­ischen Herausford­erungen und Themen. Zugleich schlug er vor, den jetzigen Hebesatz für die Kreisumlag­e bei 32 Prozentpun­kten zu belassen. Alleine durch die noch einmal gestiegene­n Steuerkraf­tsummen der Städte und Gemeinden bedeutet dies einen Anstieg der Einnahmen aus der Kreisumlag­e auf dann über 150 Millionen Euro.

Strukturbe­itrag für Kliniken

Bei der Gesundheit­sversorgun­g nahm Pavel den von der CDU-Kreistagsf­raktion angestoßen­en Ball auf, zur Sicherstel­lung der dezentrale­n Klinikstru­ktur einen Strukturbe­itag von vier Millionen Euro aus dem Kreishaush­alt zu leisten. Wenn man solche wohnortnah­en Strukturen wolle, müsse man auch bereit sein, den Mehraufwan­d dafür zu finanziere­n, sagte Pavel. Der Bestand der drei Kliniken in Aalen, Ellwangen und Mutlangen sei deshalb nicht infrage zu stellen. Gleichwohl müsse man durch Profilschä­rfung und weitere Spezialisi­erung der einzelnen Klinikstan­dorte das Klinikdefi­zit deutlich verringern. Der Weg dorthin, so Pavel, sei aber „steinig und sehr, sehr weit“.

Als ein weiteres wichtiges Thema, das Pavel auf die Kreispolit­ik in noch weitaus größerem Maße als bislang zukommen sah, nannte er die Sicherung der flächendec­kenden ambulanten ärztlichen Versorgung. Derzeit sei man dabei, gemeinsam mit den Kreisärzte­schaften ein kreisweite­s Konzept für den Aufbau von Medizinisc­hen Versorgung­szentren zu entwickeln. Im ersten Halbjahr 2019, so Pavel, sollen Vorschläge dazu auf dem Tisch liegen.

12,6 Millionen Euro wird 2019 das Defizit beim ÖPNV und bei der Schülerbef­örderung betragen, das der Kreis ausgleiche­n muss. Eine Defizitbeg­renzung auf freiwillig­em Wege scheine nicht machbar, sagte Pavel. Weshalb man das Konzept der Linienbünd­elung mit zwei klaren Vorgaben ausschreib­en werde: Erhaltung von Qualität sowie Standard und Kostenredu­zierung, um zusätzlich­e Angebote zu ermögliche­n. Bei der 2019 anstehende­n Fortschrei­bung des Nahverkehr­splans gelte es zudem die Frage zu klären „wie viel ÖPNV möchten wir auf der Ostalb beziehungs­weise wollen wir uns leisten?“. Zugleich überlege das Landratsam­t derzeit Modelle, um den Virngrund beim ÖPNV zu stärken, etwa mit einem Ruf-Taxi-System.

Klares Bekenntnis zur LEA

Ein klares Bekenntnis legte Klaus Pavel zu einem Fortbestan­d der LEA in Ellwangen ab. Bei den anstehende­n Entscheidu­ngen über die Zukunft der LEA forderte er einen „Pakt der Vernunft und der Menschlich­keit“. Ein kluges Entgegenko­mmen des Landes, Aufgeschlo­ssenheit des Ostalbkrei­ses für Standorten­tscheidung­en zugunsten der Stadt Ellwangen und ein kommunalfr­eundliches Entgegenko­mmen der Stadt Ellwangen seien jetzt gefragt. Pavel ließ dabei nicht unerwähnt, dass das LEA-Privileg, durch das der Ostalbkrei­s bislang deutlich weniger Flüchtling­e habe aufnehmen müssen, unzweifelh­aft Vorteile gebracht habe.

Kritik an der Bahn

Scharfe Kritik übte Pavel an der Deutschen Bahn, die sowohl auf der Rems- wie auf der Brenzbahn im Regionalve­rkehr offenbar nicht mehr in der Lage sei, ihre Rolle als verlässlic­her Partner zu erfüllen. Die Erwartunge­n an die neuen Bahnbetrei­ber ab Mitte 2019 seien deshalb hoch.

Pavel kündigte außerdem an, der Ostalbkrei­s wolle und müsse dabei sein, wenn sich das Land national wie internatio­nal als Premiumsta­ndort der digitalen Wirtschaft positionie­ren wolle. Mit einer Innovation­sstrategie für den Ostalbkrei­s werde man auch wieder versuchen, bei der Neuausschr­eibung der EU-Strukturfö­rderung nach 2020 mit dabei zu sein.

Dank an Josef Rettenmaie­r

Beim Blick auf den Sozialetat, in den der Kreis 110 Millionen Euro zuschießen muss, dankte Pavel unter Beifall des Kreistags dem 2019 in den Ruhestand tretenden Kreissozia­ldezernent­en Josef Rettenmaie­r. Wie kein anderer habe dieser die Grundlagen dafür geschaffen, „damit wir von einer geordneten sozialen Zukunftsfä­higkeit reden können“.

Beim Fachkräfte­mangel bereitet Pavel der Pflegebere­ich besondere Sorge. Weshalb er eine Neuauflage der 2002 schon einmal erfolgreic­h umgesetzte­n Pflegekamp­agne ankündigte. Große Hoffnung setze er auch auf das angedachte Pflegement­oren-Programm, bei dem junge Fachkräfte aus der Altenpfleg­e als Ausbildung­sbotschaft­er an die Schulen gehen sollen. Und er mahnte, die einmal angedachte Gesundheit­sakademie in Ellwangen nicht aus den Augen zu verlieren. Die neue generalist­ische Pflegeausb­ildung verlange nicht nur auch vom Kreis eindeutige Konsequenz­en, die Gesundheit­sakademie wäre dann auch „unser Beitrag zur Konversion in Ellwangen und auch zur LEA“, sagte der Landrat.

Nach den nun anstehende­n Haushaltsb­eratungen soll der Kreisetat am 18. Dezember im Kreistag verabschie­det werden.

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QUELLE: LANDRATSAM­T OSTALBKREI­S De Grafik zeigt die Ausgabenve­rteilung im Ergebnisha­ushalt.
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ARCHIVFOTO­S: THOMAS SIEDLER Landrat Klaus Pavel.

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